Abreise

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Kapitel 35

Raphael

Mit einem Ratschen schloss ich den Reißverschluss meines großen, schweren Rucksackes.
Laut hallte das Geräusch der Tür durch den Bergkessel, als ich sie schloss.
Nach Abschied klang das umdrehen des Schlüssels im Schlüsselloch.

Entschlossen setzte ich den Blumentopf ab und erhob mich.
Ich griff nach Dianas Hand und zog sie in eine feste Umarmung, sie klammerte sich fest an mich.
Seufzend löste ich mich nach einiger Zeit von ihr und ging voraus...

Wir hatten noch einen langen Weg vor uns...

Elektra

Ich war müde und es war heiß... Beste Voraussetzungen für unsere Weiterreise!
Schmunzelnd verzog ich das Gesicht als ich meine Ironie in diesen Gedanken überdachte.
Ja, ich war und blieb eine zynische Frau.
Raphael und Diana umarmten sich, was ich nur aus dem Augenwinkel mitbekam und dann streifte auch schon Raphael meine Schulter als er sich an mir vorbei drängte.
„Hey Elektra, alles klar bei dir? ", fragte er mich und ich stöhnte innerlich als ich den besorgten Ton in seiner Stimme hörte.
„Ich bitte dich Raphi", zog ich ihn auf, „wieso sollte ich jetzt immer noch traurig sein? Es ist alles bestens, aber ich will jetzt endlich los!"
„Na dann, mach mal hinne!", konterte er und rannte los...in einem kläglichen Tempo wie ich grinsend bemerkte. Für einen Menschen war er schnell, aber für mich? Nein, da war er eine Schnecke auf einem sandigen Untergrund... Verlangsamt, weil er seine gegebenen Fähigkeiten noch nicht kannte.

Luft füllte meine Adern und ich fühlte mich endlich angekommen.
Sanft ersetzte sich mein schwerer Mantel durch das weiße Kleid.
Heiße Nadelstiche benetzten meinen Rücken und ein reißen von Haut war zu hören. Unmerklich schwankte ich einen Moment als ich meine Erdung verlor und meine Flügel auf meinen Rücken fest wuchsen.
Genüsslich drehte ich mich einmal um die eigene Achse und hob lautlos ab.

Wind streifte meine Arme und eine Gänsehaut lief über meinen ganzen Körper.
Ich schraubte mich immer weiter in die Höhe und schloss die Augen. Jetzt galt mein ganzes Vertrauen dem Wind, meinem Element. Denn ich bin das Element Luft, Elektra!

Diana

Entsetzt sah ich Elektra bei ihrer Verwandlung zu, es sah so schmerzhaft aus! Aber die Wunden schlossen sich sofort wieder und das Blut sickerte in den Boden ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.

Mühsam suchte ich den Himmel nach Elektra ab und entdeckte sie dann ganz weit vor uns, fast schon an den Bergkuppen die wir beklimmen mussten.
Kopfschüttelnd schloss ich zu Raphael auf und lief Seite an Seite mit ihm durch das grüne Tal.
Nach den Erlebnissen in letzter Zeit fühlte ich mich noch viel stärker zu ihm hingezogen, was ich auch von ihm behaupten konnte.
Mit einer Hand strich er mir sanft über den Rücken und schob mich dann leicht in Richtung des Flusses der sich vor uns auftat. Sein Element. Neugierig suchte ich Blickkontakt zu ihm, sah in zwei leuchtend blaue Augen.
Ob das nun an mir lag oder nicht war mir in diesem Moment gleichgültig, ich beobachtete ihn einfach nur und achtete auf jede Bewegung seiner Muskeln. In meinem Kopf bahnten sich allerdings wieder so einige Fragen an, die ich ihm bei der ersten Pause stellen würde.

Die Zeit tropfte in Fetzen durch ein Stundenglas was ich mir immer wieder vor mein inneres Auge rief. Schlieren aus Zahlen und allem was die Menschen gerade dachten wabberten in dem Glas. Verwischten, bildeten sich neu oder verschwanden völlig.
Und endlich als wieder einer der Fäden riss und einen sanften Brandgeruch hinterließ, schwebte Elektra wieder vom Himmel herab und landete kniend auf der sanften, feinkörnigen Erde.
Beeindruckt klatschte ich in die Hände und sie wendete mir ihr Gesicht zu. Mit einem Grinsen, was sich auch in den silbernen Scheiben ihrer Augen widerspiegelte ließ sie die Grenze der Ehrfurcht, die ich vor ihr hatte, zerbrechen und stand langsam auf. Als ich näher an sie herantrat sah ich die schillernden Wassertropfen die sich in ihren Wimpern und Härchen auf den Armen verfangen hatten und das Bild, das unsere Gruppe ergab noch unwirklicher erscheinen ließ.
Zum Glück löste Raphael dieses Gefühl der Unwirklichkeit durch sein kindisches Benehmen.
Er schnappte mich und rannte mit mir zum Wasser. Im laufen zog er mir einfach meine Klamotten aus und schmiss mich dann in den Fluss. Ich quitschte als das Wasser mich berührte und zog Raphael zu mir in den Fluss. Er zog mich in eine Umarmung und legte sich mit dem Rücken auf das Wasser. Als ob ich gar nichts wiegen würde, zog er mich auf seinen Schoß und küsste mich.
Zufrieden ergab ich mich und verlor mich im Wirbel der Gefühle und dem Tornado in meinem Bauch. Ich fühlte mich unglaubliche geborgen, obwohl ich gerade im Wasser war...in dem Element, was der Gegenspieler meines eigenen war. Aber durch unsere Liebe spielte es keine Rolle ob ich im Wasser war, auch hier fühlte ich mich wohl und konnte mich so verlieren wie eben gerade.

Raphael

Ihre Lippen waren so weich. Es war eine Qual für mich die Beherrschung zu behalten. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch irgendwie. Langsam trennt ich mich von ihr, ließ aber immer noch meine Hände auf ihrer Taille liegen. Dianas Augen sprühten Feuer und spiegelten alle ihre Gefühle in einem riesen Paket wieder, was es zu entschlüsseln galt.
Lust.
Liebe.
Vertrauen.
Angst.
Schmerz.
Freude.
Begeisterung.
Genau die Dinge die ich auch fühlte.
Ich spürte die Erschöpfung und schloss sofort meine Arme fest um Diana. Ein Befehl und eine Welle katapultierte uns ans Ufer, wo ich erstmal erschöpft liegen blieb.

Elektra

Es war interessant ihnen zuzugucken und der Moment war gerade sogar ziemlich wichtig. Ich konnte förmlich sehen wie es Raphael zeriss und ich bekam einen riesen Respekt vor ihm als ich sah das er es schaffte.

Ich tat als hätte ich nichts gesehen und holte einfach das Picknick aus dem Rucksack und breitete es auf einer Decke aus. Dann fing ich an eines der Brötchen zu essen und wartete auf die beiden.

Diana

Es war jetzt schon später am abend und ich lag in meinem Schlafsack und dachte darüber nach, was heute passiert war. Ich war zwar ein bisschen sauer auf Raphael das er uns einfach unterbrochen hatte, aber ich wusste das es nicht der richtige Moment gewesen war. Elektra war dabei gewesen und das wollte er ihr nicht antun. Ich drehte mich in meinem Schlafsack auf die andere Seite und sah Raphael direkt ins Gesicht. Müde atmete ich einmal tief aus und sah ihn einfach nur schweigend an.
„Diana...", sanft strich er mir die Haare hinters Ohr und streichelte meine Wange, „... du musst jetzt nicht wütend auf mich sein, du verstehst es doch sicher." Er klang leicht verzweifelt und sogar ängstlich. Einen Moment bewahrte ich mir noch mein Schweigen und antwortete dann ganz langsam aber nachdrücklich: „ Natürlich verstehe ich das...aber es ist einfach nur schwer zu akzeptieren, vor allem wenn es so plötzlich kommt..."
Es raschelte als er näher zu mir rutschte und mich in den Arm nahm, so gut wie es ging. „ Möchtest du nicht diese Nacht bei mir im Schlafsack schlafen?" Sein Grinsen war dermaßen anzüglich das ich mir ein Kichern nicht verkneifen konnte. Ich öffmete den Reißverschluss von seinem Schlafsack und er zog mich zu sich ran. Meine Güte strahlte er eine Wärme aus! Behutsam schloss er den Schlafsack hinter uns wieder und ich bettete meine Kopf an seiner Brust. Seufzend schloss ich die Augen und wartete das der Schlaf mich einholte...ich war so müde.



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Hi Leute, lange ist es her, aber hier bin ich wieder und bereit weiter zu schreiben, denn dieses Buch muss einfach weiter gehen! Sorry das dieses Kapitel so kurz ist, aber ich werde mich für das nächste länger hinsetzen.
Eure AntoniaLightwood

PS: Wie gefiel euch das Kapitel und vor allem wie könnte es weiter gehen?


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