Elektra
„Ach komm schon Diana, sag mir was du damit meintest!", bettelte Raphael und setzte einen Hundeblick auf, bei dem ich mir stark das Lachen verkneifen musste.
„Nein sag ich dir nicht!", Diana hielt sich schon den Bauch vor lachen. Mit einem Schmollmund und gespielt beleidigten Blick näherte sich Raphael ihr und versuchte sie zu fangen. Sie wiederum wand sich geschickt um und rannte los. Ihr Lachen hallte durch den Felsenkessel, in dem wir unser Lager aufgeschlagen hatten. Als es verstummte schmunzelte ich nur und schüttelte belustigt den Kopf: Die beiden waren einfach wie geschaffen füreinander.Langsam ging ich durch das hüfthohe Gras. Farne und unbekannte Gewächsen prägten das Bild dieser Landschaft. Scharfkantige, mit unterschiedlichsten Moosen bewachsene Felsen gaben dem ganzen...wie soll man sagen, einen verwilderten Touch.
Nachdenklich, die Arme vor der Brust verschränkt schritt ich voran. Die Einsamkeit machte mir nichts aus, ich genoss sie und fühlte eine Ruhe in mir, wie ich es noch nie getan hatte.Müde sah ich über das weite Land was sich vor mir ausbreitete. Sanft wiegten sich die Gräser. Ich liebte diese Einsamkeit, Stille...Zeit für mich.
Behutsam zog ich meine Jacke aus und strich über mein Schulterblatt. Es schmerzte noch leicht von meinem letzten Flug...aber trotz diesen kleinen Tributen, liebte ich es zu fliegen. Ein leichtes Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich mich streckte und meine Gelenke kaum hörbar knackten. 'Man bin ich froh, dass Diana und Raphael das nicht hören oder mit ansehen müssen' dachte ich mit gemischten Gefühlen.
Nun fing ich an mir den Rest meiner Kleidung auszuziehen und bettete sie sorgfältig gefaltet auf dem Moos eines Steines.
Fröstelnd legte ich meine Arme eng um meinen Körper und atmete tief ein. Voll konzentriert starrte ich auf den Nebel der langsam das Tal vor meinen Blicken verbarg. Ich blinzelte kurz und war mir bewusst das meine Augen jetzt sicher wieder silberne Scheiben geworden waren. Stöhnend ging ich zu Boden und ließ mich nach einiger Zeit völlig von den Schmerzen erfüllen.12 Minuten später blinzelte ich um mich gegen das helle Sonnenlicht zu wehren. In dieser vollständigen Phase meiner Verwandlung war alles so viel intensiver, schärfer, schneller...
Ich sah an mir herunter und erkannte weiße Wildlederstifel und mein weißes Kleid. Jedoch war nun auch noch ein Korsett dazugekommen, was mich wohl vor Angriffen schützen sollte. Meine Haare umrahmten silbern meinen Kopf und bewegten sich leicht im Wind der um die Klippe strich.
Grinsend trat ich zum Abgrund und stürzte mich hinab.
Irgendwie wusste ich das mir nichts passieren würde, meine Flügel fühlte ich stärker als je zuvor auf meinem Rücken...Gedanken füllten meinen Kopf und ich begann, darüber zu grübeln, wie es weiter gehen könnte. Wie es in Sangalan werden sollte. Woher wir essen her bekommen sollten und vor allem... Wie ich Dianas und Raphaels Liebelei über stehen sollte.
Ich musste grinsen und rollte mich in der Luft zusammen. Der Boden raste auf mich zu und das Adrenalin schoss in meine Adern.
Ok, ich sollte die Schritte im Kopf durchgehen. Ach...egal!
Kraftvoll stieß ich mich von der Felswand, die direkt hinter mir war, ab. Dabei riss ich einige Moosfetzen ab, welche mich auf meinem Fall begleiteten. Konzentriert horchte ich in mich herein und spannte dann im genau richtigen Moment meine Flügel an. Die Federn bildeten der Luft gegenüber einen Widerstand und ich fiel nicht mehr.
Mühelos flog ich höher und betrachtete das Land unter mir. Wüste? Ich dachte wir waren gerade erst in einem herrlich bewachsenen Gebiet gewesen!
Verwundert flog ich tiefer und sah mir die Gegend genauer an. Weiße Risse teilten den Boden in kleinere Teile. Wie die kleinen Puzzleteilchen die ich damals Miranda geschenkt hatte nachdem sie zum ersten Mal wegen einem Jungen geweint hat. Jungs! Wütend drehte ich einige Pirouetten in der Luft und genoss die Wärme die vom Boden ausging. Wärme? Das kann doch auch nicht sein, eben war es noch kalt... Jetzt war ich noch mehr verwundert als vorher. Ich schob meine Gedanken mit einem Schulterzucken zur Seite und machte mich weiter daran diese wirklich seltsame Gegend zu erkunden.Diana
Müde von der Sonne, die durch die tief grünen Blätter des Baumes über mir herunter strahlte, räkelte ich mich. Ich grinste als ich jemanden neben mir spürte: „Raphael? Weißt du wo Elektra ist?"
Stille.
„Raphael!" Zärtlich ließ ich eine Hand über seinen Bauch gleiten und beobachtete fasziniert wie seine Wimpern zuckten und mich schließlich warme braune Augen ansahen, durchsetzt mit azurblauen Pünktchen.
„Diana, genieße doch ein einfach diese Stille. Elektra wird sicher bald zurück kommen..." antwortete er und schloss schließlich wieder müde die Augen. 'Wie kann er nur immer so müde sein?' fragte ich mich selbst. „Ich kann meine Liebe. Genau wie du." Er rappelte sich auf und beugte sich halb über mich. Sanft küsste er meine Lippen und dann meinen Hals. Genießend schloss ich die Augen.Als ich das nächste Mal zu Bewusstsein kam, war schon einige Zeit vergangen. Ich lag in einem mir unbekannten Bett. Die Decke des Raumes war aus Stein. Vielleicht eine Höhle? Ich stützte mich auf meine Arme und richtete mich auf. Als ich auf der Bettkante saß, schaute ich zuerst an mir herunter. Ich hatte noch alles an. Das Zimmer war vollkommen von Steimwänden umgebenen. Weiße Maserungen durchzogen das ganze Gestein, welches einen leicht grau-blauen Ton hatte. Die kompletten Möbel des Raumes waren aus Holz. Rotbraunes Holz mit einer feinen Maserung. Behutsam strich ich über die Bettkante und drehte dann den Kopf um auch den hinteren Teil des Zimmers zu sehen. Das große Bett befand sich in der Mitte des Raumes. Auf dem Bett lagen Decken aus Schaffell, weiße Leinendecken und das Bettlaken war auch weiß und vorallem weich. Ein Traum von einem Bett. Die Mitte des Raumes beherrschte ein gewaltiges Tierfell. Von den Decken hingen Stofftücher, die den Raum von einem weiter trennten. Ein leichter Windhauch ließ die Tücher flattern und trug das Geräusch von Stimmen, die sich hitzig unterhielten, zu mir. Wo waren wir hier nur? Nun fiel mir auch ein großes Erkerfenster auf, was zuvor hinter einem der Tücher verborgen gewesen war. Neugierig stand ich auf und durchschritt den Raum mit wenigen Schritten. Ich blickte nach draußen, eine weite Landschaft tat sich vor mir auf. Eine große braun graue Fläche. Kahler Boden, durchsetzt nur von wenigen Sträuchern.
Urplötzlich spürte ich wie sich muskulöse Arme von hinten um mich legten. „Na mein Schatz." Sein Atem kitzelte mich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Raphael...", flüsterte ich. „Ja, wer auch sonst." Ich hörte förmlich sein Grinsen. Mit einer Bewegung trete er mich zu sich um und begann mich zu küssen. Voller Freude erwiederte ich, legte meine Hände in seinen Nacken und schlang meine Beine um seine Hüften. Er legte seine Beine unter meinen Hintern und trug mich zum Bett...„Leute...nicht jetzt, bitte!" Elektras Stimme unterbrach uns.
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Firegames
Fantasy17 Jahre ist es nun her das Diana geboren wurde. Sie wird immer mehr zum Element Feuer, was die Prophezeiung schon voraussagte. Schicksalsschläge bringen sie zur Verzweiflung und nehmen ihr den Mut. Ihr bester Freund Raphael richtet sie immer wied...