Der Schmerz in der Dunkelheit

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Kapitel 11

Diana

Schwarz.

Alles was ich sah war schwarz.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch …

...es ging nicht.

Die Erschöpfung trieb mich wieder in die Bewusstlosigkeit.

Ein neuer Versuch, neues Glück.

Dieses Mal gelang es mir meine Augen zu öffnen. Das erste was ich tat als ich mein Augenlicht wieder hatte, war mich umzusehen.

Ich lag in einem Tal.

Gewaltige Bäume ragten an den Rändern des Felsenkessels in den Himmel. Zehn Schritte von mir entfernt befand sich eine große Felswand.

Scharfe Kanten, moosbewachsen.

Dreißig Fuß hoch.

Und da … in 2 Metern Höhe hing mein Fallschirm.

Mit einer schwachen Drehung meines Kopfes, die mich einige Überwindung kostete, wegen der starken Schmerzen, bemerkte ich das sich im hinteren Teil des Tales ein Teich befand.

Wasser, das war gut im Moment. Dahinter ging das Tal in einen dichten Wald über.

Jetzt gab es nur noch einen Gedanken für mich: Wasser …

Meine Kehle war ausgetrocknet. Ich öffnete meinen Mund, als ich versuchte zu reden kam nur ein Krächzen heraus: „ Raphael?“

Verzweifelt robbt ich unter gewaltigen Schmerzen zum See. Immer wieder musste ich anhalten, weil mir vor Schmerz schwarz vor den Augen wurde. Endlich, nach langer Arbeit erreichte ich den Teich, der bei genauerem Hinsehen eher einem Tümpel glich.

„ Egal. Das was jetzt zählt ist das ich überlebe und Raphael finde“, war alles was ich denken konnte. Mit gierigen Schlucken trank ich Wasser aus dem Teich. Es schmeckte frisch und gab mir neue Energie. Nach dem ich getrunken hatte, konnte ich endlich wieder meine Stimme benutzen.

„ Raphael!“ der Name stieg ungehört in den Nachthimmel hinauf. Für mich war ein Tag vergangen ohne das ich davon was gemerkt hatte. Meine erster Tag ohne Raphael, seit langer Zeit. Müde schleppt ich mich unter die Kiefer, die in der Mitte des Tales stand. Ich wollte nicht an der Stelle liegen an der ich aufgewacht war, dort war das Gras mit Blut verkrustet. Die Schmerzen, ließen immer noch nicht nach, nein, sie waren sogar schlimmer geworden. Meine Müdigkeit nahm ich als Ausrede für mich selbst, denn ich hatte keinen Nerv dafür heraus zu finden wie schlimm ich verletzt war. Mit dem Gedanken morgen meine Suche nach Raphael zu beginnen, schlief ich ein.

Elektra

Ich flog, jedenfalls fühlte ich mich so.

So schnell war ich noch nie gerannt.

Meine silbernen Haare wehten mir ins Gesicht. Ja, dort kam die Klippe, wie ich wusste lag dahinter ein Tal, eher eine Schlucht. Schneller, schneller, spornte ich mich selbst an. Und dann hob ich ab. Wie immer sah ich die riesigen Schwingen die sich auf meinem Rücken entfalteten. Zwei Meter Spannweite, mindestens. Dünn und zerbrechlich, doch so stark. Mit meinem Finger machte ich leichte Kreisbewegungen. In einer Luftsäule schwebte ich zu Boden. Bedauernd spürte ich das meine Flügel wieder verschwunden waren. Erst seit kurzem hatte ich sie entdeckt und begonnen sie einzusetzen. Es war eine große Hilfe sie zu benutzen, ich erschöpfte nicht mehr so schnell. Die Flügel machten mich sogar stärker, mächtig. Um mich selbst zu beschreiben: Ich bin nicht Macht süchtig, ich liebte bloß dieses Gefühl. Meine Augen sind hellblau, wenn ich mich in mein Luftwesen verwandle werden sie silbern. Ich trage immer ein blau-weißes Kleid. Achso, ich bin 22 Jahre alt.

Entsetzen machte sich in mir breit. Eine lange Blutspur führte vom kleinen See zur großen Kiefer in der Mitte des Tales. Zittrig machte ich ein paar Schritte in Richtung Kiefer, meine gute Laune war verpufft, so schnell wie sie gekommen war verschwand sie auch. Schritte für Schritte ging ich auf sie zu, die Kiefer wirkte hart und bedrohlich als näherkam.

Ein Mädchen mit feuerrotem Haar lag unter der Kiefer. Die Platzwunde die ihr Gesicht von der Stirn bis zum Kinn auf der rechten Seite bedeckte ließ mich zusammenzucken. Der Knöchel ihres rechten Beins war in einem grotesken Winkel verdreht. Ihr Körper der anscheinend von einem schwarzen Latexanzug bedeckt gewesen war, schimmerte jetzt durch die Fetzen des Anzugs hindurch. Ich sah lange Schürfwunden und unzählbar viele blaue Flecken. Dieses Mädchen musste unter furchtbaren Schmerzen leiden. Mein erste Hilfe Kasten zu Hause an der Wand, blitzte vor meinem inneren Auge auf. Ja, ich würde sofort nach Hause fliegen und ihn holen. Dann bei meiner Rückkehr könnte ich sie erst mal von ihren Schmerzen befreien und sie bei mir in der Blockhütte gesund pflegen. Mit einer Handbewegung erhob ich mich in den Himmel, meine Flügel spannten sich weit auf, wie der Blitz schoss ich los.

Diana

Ein Rascheln weckte mich. Ich versuchte meinen Kopf in Richtung dieses etwas, was es auch sein könnte, zu bewegen aber auf halbem Wege stoppte ich. Nein! Dieses Schmerzen brauchte ich nicht. Schon das erneute zum See kriechen brachte mich an den Rand der Verzweiflung, die Schmerzen wollten gar nicht mehr aufhören.

„ Wieso?“ schrie ich in den Himmel.

„ Was habe ich getan, was …“

„ … SAGT ES MIR,“ mittlerweile schrie ich, Tränen rannen mir übers Gesicht.

Stunden lang hatte ich vor Schmerzen und Verzweiflung geschrien, jetzt war ich heiser.

Immer noch strömten die Tränen. Sie schienen nicht zu versiegen. In der Trance, in der ich ,ich befand, merkte ich nur das ein laues Lüftchen wehte. Dann stand auch schon eine junge Frau neben mir.

„ Oh du meine Güte, du arme …“ sagte sie, fies dachte ich: „ Bessere Worte findest du nicht?“

„ Wo bin ich?“ war dann das einzige was ich herausbrachte, krächzend, ohnmächtig.

„ Du … du bist in einem Tal. Ich weiß du denkst jetzt, oha was will die denn? Was ich will ist einfach zu verstehen. Ich will dich gesund pflegen und wissen wie du … so geworden bist, also was passiert ist.“

„ Aber“, sie gab mir eine Wasserflasche, ich trank einen Schluck schon fühlte sich mein Hals viel besser an, Pfefferminze, stellte ich überrascht fest, „ wie sollen wir hier weg kommen?“ Ich schaute sie schief an und guckte dann zum ersten Mal seit fast 2 Tagen zu meinem Fuß. Erschrecken war nicht das richtige Wort, nein, ich fiel fast in Ohnmacht, weil der Winkel so unnatürlich war. Gar nicht mehr normal.

„ Ja, du bist sehr schlimm verletzt. Wie hältst du die Schmerzen aus?“

„ Aushalten, das ist das falsche Wort, ich falle ständig in die Bewusstlosigkeit zurück“, hielt ich dagegen.

„ Oh mann, wie konnte ich so blöd sein. Ich heiße Elektra.“

„ Hi Elektra. Das heißt die Strahlende, nicht wahr?“

„ Ja, woher weißt du das?“ fragte Elektra.

„ Ach, ich versuche mich von meinen Schmerzen abzulenken.“

„ Wohin wolltest du mich bringen?“ wollte ich wissen.

„ Zu mir nach Hause. Dort säubern wir erst mal deine Wunden. Und dann kannst du dir aussuchen was wir machen.“

„ Raphael suchen! Mein Gedächtnis ist heute auch nicht das Beste. Mein Name ist Diana.“

„ Willkommen im Club, schöner Name, aber wer bitte schön ist Raphael?“

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