Sonnenuntergänge und gelesene Gedanken

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Kapitel 18

Diana

Wir saßen Schulter an Schulter im Gras. Das letzte Licht der untergehenden Sonne ließ meine Haare wie Flammen wirken und ich wusste genau das Raphael das auch schon bemerkt hatte. Ich gab mich keinen großen Hoffnungen hin. Glück wärte immer nur für kurze Zeit, man sollte sich diesem wunderschönen Gefühl hingeben und immer nur im Jetzt leben ...

... alles andere tat einem nur selbst weh.

Niemals würde ich behaupten das ich weise bin, nein, das einzige was ich hiermit sagen möchte ist: Lebe dein Leben, lass dir nicht reinreden, tu nur das was DU willst!

„ So langsam wird es spät, ich sollte schlafen gehen ..." Raphael ließ seinen Satz unbeendet, zwischen den Zeilen las ich das er von mir erwartete das ich auch schlafen gehen würde. Er kam mir in letzter Zeit vor wie ein großer Bruder, ständig besorgt und immer sehr aufmerksam, bemüht alles richtig zu machen. Deshalb war meine Antwort: „ Ja Bruderherz, ich werde auch gleich schlafen gehen, oder etwa nicht ...?" Während ich das sagte schaute ich ihm die ganze Zeit in die Augen, er reagierte blitzschnell ... : „ Ach wirklich Miss Stormmight?" So wie auch bei mir troff jetzt auch seine Stimme vor Sarkasmus. Er nahm meine Hand und zog mich hoch. Ich fiel ihm geradezu in die Arme so müde war ich. Bis eben hatte ich das noch gar nicht bemerkt. Überraschend drückte er mir einen Kuss ins Haar. „ Dann machen wir uns jetzt mal ganz schnell auf den Weg zu den Betten." Er lächelte. Sanft wurde ich hochgehoben. Obwohl ich es besser wusste lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. Mit seinem beruhigenden Geruch nach Shampoo, längst verflogenem Parfüm und frischer Abendluft in der Nase entspannte ich mich ... Raphael, ach Raphael. Meine Gedanken waren so sinnlos, ohne jeglichen Sinn. Aber ich konnte nicht anders als so denken, während er - der vor kurzem noch mein fester Freund gewesen war - mich in seinen Armen trug. „ Diana, ich weiß was du denkst, erhoffe dir aber bloß nicht zu viel ...", flüsterte er in mein Ohr.

Leider waren wir viel zu schnell im Haus angekommen. Raphael legte mich im Wohnzimmer aufs Sofa und ermahnte mich nicht aufzustehen, er merkte wohl das ich nicht mehr zu klarem Denken fähig war. Ich hörte seine Schritte, er ging anscheinend im Haus herum und schaute in die Zimmer, dann kam er wieder : „ Es sieht so aus als müssten wir heute Nacht in einem Bett schlafen. Ich habe nur 2 Schlafzimmer gefunden und ich denke nicht daran entweder dich auf dem Sofa schlafen zu lassen oder selbst dort zu schlafen. Also einen Abend nach dem Vorbild alter Zeiten. Guck nicht so, deine Gedanken sagen mir das du genau das willst!" Diese Seite hatte ich noch nie an ihm bemerkt, sein Grinsen war absolut herausfordernd und er hatte Recht, genau daran hatte ich gedacht. Es konnte sicher nicht schaden, aber woher kam es das er meine Gedanken lesen konnte, ich dachte an den blauen Mantel den die alte Frau ihm gegeben hatte und mir kam eine leise Ahnung ... mein müdes Gehirn ließ mich aber nicht lange darüber nachdenken. „ Ok, Raphael, dann mal ab ins Bett und wehe du schmeißt mich aus dem Bett!" Trotz der Müdigkeit hatte auch ich jetzt ein herausforderndes Grinsen im Gesicht.

„ Zieh mir nicht immer die Decke weg!"

„Mach ich doch gar nicht Diana, du machst das immer bei mir!" So einfach ist schlafen in einem Bett nicht wenn man den anderen möglichst nicht berühren will.

„ Jetzt reichts Diana, komm her ", sagte Raphael nun, er schien leicht irritiert und ein kleines bisschen genervt. Langsam schloss er mich in seine Arme. Sein Gesicht war so nah, er schaute mich so sanft an. Die Zeit blieb stehen als er mich küsste. Ich wusste nicht was ich machen sollte, doch dann erwiederte ich den Kuss. So lange hatte ich darauf gewartet, trotzdem traute ich mich nicht ihn so zu küssen wie ich eigentlich wollte. Ich fühlte mich wie eine ertrinkende, wo ich jetzt endlich das bekam was ich „brauchte". Mit dem Kopf auf seiner Brust schlief ich in seinem Arm ein. Ob wir jetzt wieder wirklich zusammen waren wusste ich nicht. Allerdings glaubte ich das eher nicht, fürs erste wollte ich mich bei Raphael nicht so wirklich festlegen. Im Moment reichte mir dieser Kuss sogar schon, sofort nach dem ich das gedacht hatte wusste ich das es nicht so war ...

„ Guten Morgen Diana." Ein vollkommen gut gelaunter Raphael weckte mich. Es schien als wäre er schon länger wach, hatte sich aber nicht gerührt damit ich weiter schlafen konnte. Eine Träne der Rührung rollte mir über die Wange. „ Aber, aber. Geweint wird hier nicht!" Er strich mir sanft über die Wange. Damit er aufstehen konnte, erhob ich mich. Kurz nachdem ich aufgestanden war passierte mir ein kleines Missgeschick. Aufgrund meiner vielen verschiedenen Gefühle, setzte ich mich selbst in Flammen. So stand ich dann dort in der Mitte des Raums, in Flammen gehüllt, unerreichbar für Raphael. Dieser saß gebannt von der Schönheit der Flammen und sagte kein Wort.

„ Lass uns zum Essen gehen." Mittlerweile hatte ich mich wieder unter Kontrolle. „ Ja, aber vorher ..." Langsam kam er auf mich zu ... anscheinend brachte er gerne meine ganze Welt zum Stillstand.

„ Und wie habt ihr geschlafen?" fragte uns Elektra.

„ Ganz gut und du?"

„ Auch. War bei euch denn nichts irgendwie komisch? Zum Beispiel nur zwei Schlafzimmer?" Man merkte genau das sie Details hören wollte. Wir hatten aber keine Lust ihr welche zu geben. „ Ach alles wie sonst eben. Wir gehen nochmal einen Spaziergang machen. Bis gleich Elektra", antwortete Raphael. Wir ließen eine völlig verwirrte Elektra in der Küche zurück.

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