Upps...!

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Kapitel 17

Diana

Wie schwer Rucksäcke doch sein können.

Wir schleppten uns durch die Wildnis.

Kaum aus dem Haus raus wurde es bitterkalt.

Die beiden anderen zitterten und ihre klappernden Zähne mussten weithin zu hören sein.

Ich dagegen erwärmte mein Blut einfach um zwei Grad und schon fror ich nicht mehr.

Außerdem empfahl ich Elektra sich in einen wärmenden Luftkokon zu hüllen, was sie dann auch tat.

Ja, wir hatten über ihre und meine „Fähigkeiten“ geredet.

Es war ein sehr spannendes Gespräch gewesen, anders konnte man es nicht umschreiben.

Zwei Stunden waren seit unserem Aufbruch vergangen, ich langweilte mich zusehends.

Immer nur die gleichen Sträucher, Felsen, Graslandschaften; so kam es mir jedenfalls vor!

Mein Entschluss war gefasst: Ich hasste die nicht bewaldete Steppe, in der es zu allem Übel auch noch eiskalt war.

Mit gesengten Köpfen trabten wir weiter.

Dann nach etlichen Stunden kamen wir an einer Holzhütte vorbei.

Die nette arme Frau die dort in absoluter Einsamkeit lebte bat uns ihr karges Brot mit ihr zu teilen.

So kam es das wir in einer windigen, verwehten Holzhütte saßen.

Die Einrichtung war nichts im Vergleich zu Elektras luxuriösem Haus oder den Schlossartigen Anwesen meiner Familie.

In der rechten Ecke, nahe dem Eingang, stand ein zerwühltes, in der Wand verankertes Bett.

Das Schaffell was anscheinend als Bettdecke diente, schreckte mich schon beim Ansehen ab. Allgemein machte das Bett einen sehr alten, abgenutzten Eindruck.

„ Bestimmt kracht das beim nächsten Benutzen zusammen!“ raunte ich Raphael zu, der sich daraufhin ein Lachen verkneifen musste.

Elektras Blick brachte mich zum Schweigen. Also beschaute ich mir weiter die Einrichtung. Rostige Nägel ragten aus den verwitterten, knarzenden Holzdielen. Hazel, so hieß die gute Frau, führte uns um eine offene Feuerstelle herum; über den noch heißen Kohlen hing ein altmodischer Kessel. Mitten im Raum lag ein roter aus Teppich. Den linken Teil der Hütte beherrschte ein Bücherregal. Bücher türmten sich einfach überall in der Hütte. Ein wackliger Tisch versperrte uns Mädchen den weg zur Toilette. Trotzdem zwängten wir uns an ihm vorbei. Der arme Raphael musste warten, was ihm nichts ausmachte, ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken als ich hinter der Trennwand verschwand. Nach dem kleinen Treffen letztens in meinem Zimmer sprachen wir oft miteinander, allerdings nicht über die Sachen die er vergessen hatte. Dieses Terrain war noch sehr gefährlich in unserer neuen Freundschaft.

Als wir wieder zu Raphael zurück kehrten umarmte er mich, er schloss mich fest in seine Arme, bloß hielt er mich zu lange fest für „nur freundschaftlich“. „ Oh seid ihr beiden jungen Leute ein Paar?“ kam dann auch gleich die alles zerstörende Frage von Hazel. Da war er wieder; Raphaels bedauernder, trauriger Blick: „ Nein, sie ist nur eine Freundin …“, der Stich in meinem Herzen nahm mir den Atem, ich krümmte mich zusammen, natürlich sah Raphael das und verbesserte sich schnell: „ … aber eine sehr gute, meine Beste, die Beste.“

„ … Ja, wir sind nur befreundet“, schloss ich mich an. „ Ah, okay“, sagte Hazel und servierte uns in Ziegenkäse eingeweichte, harte Brotstücke. Ihre nachdenklich gerunzelte Stirn beunruhigte mich. Trotz des unangenehmen Gesprächs schmeckte es vorzüglich.

„ Zieht euch die Kapuzen über den Kopf und ihr werdet merken das ihr nicht mehr friert. Ich hoffe ihr kommt gut dort an wo ihr hinwollt“, verabschiedete sich Hazel. Wir drei zogen uns die mit Schaffell gefütterten Kapuzen über den Kopf und wirklich … eine wohlige Wärme zog durch unsere Körper. Die liebe Frau hatte uns Kutten geschenkt. Für mich einen roten, für Elektra einen weißen und Raphael bekam einen tiefblauen, außerdem bestand sie darauf uns einen ockerfarbenen mitzugeben. „ Diana, ich würde gerne noch kurz mit dir reden“, bat Hazel mich. Ich ging also ein Stück von den anderen fort und mit ihr zu reden. „ Ja?“ „ Pass auf den Jungen auf. Eure Liebe wird eine Zeit haben, doch die ist nicht jetzt. Er wird zu dir kommen wenn die Zeit da ist. Doch deine Aufgabe ist ihn zurück zu sich selbst zu bringen. Ich bezweifle nicht das er dir dafür auf ewig dankbar sein wird. Denn genau das wird er sein. Meine Gute, suche den Ruf der Freiheit, er wird euch den rechten Weg weisen“, bedeutete Hazel und verschwand bevor ich sie genaueres fragen konnte. Also trat ich zu den anderen, immer noch in Gedanken bei den Worten der alten Frau, wie ich sie jetzt nannte …

Elektra

Selbst wenn sie vielleicht hoffte und dachte wir würden es nicht bemerken, Raphael und ich spürten beide ihre Nachdenklichkeit.

Ich sah immer mehr wie die beiden sozusagen zusammen wuchsen. Was anderes hatte ich seit dem Moment als Raphael wie ein Prinz des Himmels zu meinen Füßen lag auch nicht anderes gehofft. Die Beiden waren so knapp dem Tot entkommen. Nur ein wenig mehr Verletzungen und …

Niemals wollte ich diese Sache auch nur weiter denken.

Es war schon später Abend geworden. Alle drei waren wir sehr müde. Zum Glück waren wir schon an Mirandas „Partyhütte“ angekommen. Das wie ein Zelt aussehende Haus produzierte seinen eigenen Strom. Es gab einen großen Kühlschrank und einen riesigen Waschraum.

Aber …

… es gab nur zwei Doppelbetten.

Wieso hatte ich diese Sache nicht genauer überdacht? Am liebsten hätte ich mir jetzt die Haare gerauft, ich wollte allerdings sehen wie Raphael und Diana reagierten. Meine Anspannung konnte mir schließlich niemand verübeln!

Gemeinsam aßen wir Abendbrot und genossen den Ausblick, den die Klippe bot, auf der das Haus stand. Ich ließ die beiden es auf ihre eigene ganz persönliche Art herausfinden. „ So ihr beiden, meinetwegen unterhaltet euch noch Stundenlang, aber ich geh jetzt schlafen. Bis morgen“, schnell schlüpfte ich in mein Zimmer. Die beiden hatten noch nicht mal die Köpfe gehoben, so sehr waren sie vertieft in ihr Gespräch. Ein breites Lächeln beherrschte mein Gesicht. Ich war gespannt ob Diana mir morgen davon erzählen würde. Das sollte jetzt aber nicht meine Sorge sein. Zufrieden schloss ich meine Augen. Im Halbschlaf ließ ich meinen Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen. Eine Holzboden bedeckte den Boden. Mein aus glatt geschliffenen Baumstämmen bestehendes Bett stand sicher auf dem Boden. Die gut durchlüftete Bettdecke roch herrlich nach frischer Luft und Waschmittel . Das sanfte Orange den Wände ließ alles hier drin warm leuchten, nicht zuletzt wurde dieser Eindruck durch viele Lavalampen verstärkt. Wenn irgendjemand jetzt denkt wir würden dieses Haus hier einfach das Jahr über hier unbewacht lassen der irrt sich. Miranda ist fast ständig hier. Ihr habe ich dieses Haus zum 17 Geburtstag geschenkt, das ist noch nicht lange her. Sie feiert hier oft mit ihren Freunden. Morgen würde ich es erfahren was Raphael und Diana gemacht hatten. Ich war gespannt …

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