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Hier war ich nun also in einer kleinen Stadt wo jeder jeden kannte nur ich kannte keinen. Kein Wunder auch schließlich bin ich erst vor ein paar Stunden angekommen und war noch mit Koffer auspacken beschäftigt. Ein klopfen an der Tür riss mich jedoch aus meinen Gedanken. „Ja bitte?" „Mäuschen ich wollte nur fragen ob du soweit bist das wir gehen können." „Ja ich bin gleich soweit. Ich komm gleich runter." Mein Vater verschwand wieder aus der Tür und ich hörte wie er die Treppen nach unten ging. Schnell ging ich in das an meinem Zimmer angrenzende Bad, machte mich frisch und zog mich um. Mein Handy lag auf dem Bett. Ich nahm es in die Hand und streckte es die Hosentasche. Mein Vater wollte zur Feier des Tages essen gehen und den Tag ausklingen lassen. Sonderlich Lust hatte ich nicht aber ich mache es ihm zu liebe. Beim Hinausgehen schnappte ich mir noch eine Weste und eilte schnell nach unten. Mein Vater wartete schon. Zusammen stiegen wir ins Auto und fuhren los. 

Ihr fragt euch bestimmt warum ich hier keinen kenne. Lasst mich das Erklären.
Ich kannte meinen Vater erst seit ein paar Jahren. Er hatte mich und meine Mutter verlassen da war ich gerade mal 5. Er wollte nichts mehr mit meiner Mutter zu tun haben da sie nur Drogen nahm und Alkohol trank. Was auch vollkommen verständlich war. Ich hatte auch nicht das beste Verhältnis zu ihr. Da ich ja nicht wusste wer er war, besser gesagt ich konnte mich nicht mehr daran erinnern habe ich nach ihm gesucht. Irgendwann hatte ich es dann geschafft mit ihm Kontakt aufzunehmen und habe mich auch auf Anhieb gut mit ihm verstanden. Meiner Mutter gefiel das gar nicht sie wollte das ich alleine ihr gehörte. Kurz nach meinem 17 Geburtstag war sie dann an einer Überdosis gestorben. Ich wollte schon lange zu meinem Vater ziehen und so hatte ich dann auch die Gelegenheit. Das mag jetzt hart klingen aber ich vermisste meine Mutter nicht. Sie war nie da wenn ich sie Bauchte und ich war immer alleine. Ab und an war sie Aufgestanden und hat mir essen gemacht. Naja und das Resultat konnte man jetzt sehen Ich war sehr dünn fast schon Magersüchtig. Mein Vater hatte mich völlig verwirrt angesehen als ich vor seiner Tür stand. Man muss aber auch dazu sagen er hatte mich noch nie gesehen oder besser gesagt nur als ich klein war. Und ich denke das war auch ein Grund warum wir zum Essen fuhren. Er wollte mich nicht so abgemagert sehen. Und ich wollte mich auch nicht so sehen aber was tun wen man nie Geld hatte um sich etwas zu essen zu kaufen und die eigene Mutter sich einen Dreck darum kümmerte. Richtig!
Man konnte nichts dagegen tun.

Wir stiegen beide in sein Auto ein und führen los.
Nach dem Essen, was ziemlich still verlaufen war, gingen wir noch ein wenig in der Stadt Spazieren und Paul (mein Vater) Zeigte mir noch den Weg wie ich zur Schule kommen konnte. Zusammen fuhren wir dann wieder nachhause und ich ging sofort hoch in mein Zimmer. Mein Vater hatte, als er erfahren hatte dass ich zu ihm ziehen würde, Möbel besorgt und das Zimmer umgebaut. Oben in „Meinem Zimmer" angekommen schmiss ich mich erstmal aufs Bett und schmiss mein Handy neben mich. Meine Gedanken kreisten nur um ein Thema... Hier konnte ich einen Neuanfang starten und fühlte mich nicht mehr so alleine wie als wo ich noch bei meiner Mutter war. Ich sollte mich echt ablenken also stand ich auf und packte meinen Koffer und meine Tasche noch fertig aus. Meinen Rucksack holte ich als letztes raus. Es war ein Geschenk meiner Besten Freundin die vor 2 Jahren nach England gezogen war. Wir kannten und seit wir klein waren und haben immer zusammen gespielt und das war bis heute so. Der einzige Unterschied war: Ich sah sie nicht mehr so oft. Schließlich musste sie auch in die Schule und einen Nebenjob hatte sie auch noch. Und ständig besuchen konnte ich sie auch nicht schließlich hatte ich das Geld nicht und meine Mutter hätte mich nie gehen lassen. Sie mochte meine Beste Freundin nicht.
Ich hob also den Rucksack hoch und legte meinen Block und Mäppchen rein und stellte ihn wieder in die Ecke. Ich sah auf die Uhr und war erstaunt dass es schon 21 Uhr war. Ich holte mir Kleidung aus dem Schrank und verschwand an das Bad das genau an meinem Zimmer angrenzte. Schnell zog ich mich aus und sprang unter die Dusche. Das heiße Wasser entspannte meine Muskeln und ich konnte endlich wieder durchatmen. Ich seifte mich ein und als ich alles abgewaschen hatte stieg ich aus der Dusche und wickelte mich in ein großes Handtuch ein. Endlich fertig mit Duschen und Haare waschen nahm ich mir meinen Föhn und machte sie Trocken. Abschminken musste ich mich heute nicht da ich mich heute Morgen aus Faulheit nicht mal geschminkt hatte. Endlich fertig mit allem ging schmiss ich die schmutzige Wäsche in den Wäschekorb und ging die Treppe runter ins Wohnzimmer. Paul saß auf dem Sofa und sah sich irgendwas im Fernseher an. „Gute Nacht Paul bis morgen." „Gute Nacht Mäuschen wir sehen und Morgen. Schlaf gut." Ich grinste ihn nur an und ging wieder nach oben. Das war das erste Mal das jemand gute Nacht zu mir gesagt hatte. Schnell war ich auch schon im Bett und stellte mir nur noch einen Wecker für morgen da ich ja nicht verschlafen wollte. Schließlich wollte ich an meinem ersten Schultag nicht zu spät kommen. Endlich durfte ich wieder in die Schule. Ja ich hatte Schule vermisst. Es mag seltsam klingen aber es ist so. Ich schloss meine Augen und viel zum ersten Mal seit Wochen in einen Traumlosen Schlaf.

Allein (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt