Welcome to korea!

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Ich schreckte hoch, als mich etwas an der Schulter berührte. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich so schnell einschlafen würde, anscheinend war ich doch müder gewesen als angenommen. Ich suchte nach dem Übeltäter, welcher mich aus dem Traum gerissen hatte und musste mir ein lachen verkneifen als ich diesen auch fand. Kyu hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt und döste vor sich hin. Seine Lippen waren leicht geöffnet und ich konnte ein ganz leises schnarchen vernehmen, aber Sekunden später war er auch schon wieder ganz still. Ich hob eine Hand hoch und hielt sie nah an sein Gesicht. Er schien wirklich zu schlafen. Grinsend holte ich mein Handy hervor und öffnete die Kamera. Meine Freunde hatten mich schließlich regelrecht dazu gezwungen, von jedem Ereignis ein Foto zu machen. Schnell stellte ich die Frontkamera ein und schoss mehrere Fotos. Auf den Bildern wirkte der chaotische Junge neben mir sogar noch süßer. Heute überraschte ich mich wirklich immer wieder mit meiner mädchenhaften Denkweise. Normalerweise achtete ich nie darauf ob ein Junge süß wirkte oder überhaupt gut aussah. Ich schickte das Bild meinen Freunden, aber fügte keinen Text hinzu, vielleicht würde die Reaktion dann noch preiswerter ausfallen.
Plötzlich bewegte er sich etwas und ich ließ das Handy schnell in meiner Hosentasche verschwinden, schließlich sollte er auf keine komischen Gedanken kommen. Sein Kopf rollte auf die andere Seite und landete nun... tja, nirgends wo. Kyu fuhr zusammen, ehe er in den Mittelgang fallen konnte. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um mein grinsen zu verstecken. Verwirrt blickte er mich an, woraufhin ich fragend eine Augenbraue hochzog. "Ist Rapunzel endlich erwacht?", neckte ich ihn munter. Er schüttelte seinen hellbraunen Schopf :"Das war Dornröschen", konterte er und streckte die Arme, so gut es eben ging, nach vorne aus. Direkt vor uns saßen meine Mutter und Lim und beredeten irgendwelchen Kram, von dem ich aber glücklicherweise nichts mitbekam. Erst jetzt bemerkte ich das unaufhörliche Vibrieren meines Handys. Ich kramte es aus meiner Hosentasche und staunte nicht schlecht. Zehn neue Nachrichten in weniger als einer Minute. "Deine Freunde?", fragte er neugierig nach und versuchte einen Blick auf mein Display zu erhaschen. "Ja und hey!", rief ich, während ich das Handy von ihm wegdrehte. Schulterzuckend gab er es auf und suchte in seiner Tasche nach etwas. Ich betrachtete ihn nicht weiter und las die Texte schnell durch.

Madison :"Wer bist du? Wo ist Ayumi?"
Clay :"Wie gern würde ich mit ihm tauschen o.o"
Madison :"Perversling!"
Sarah :"Der ist süß :3 Wie heißt er?"
Clay :"Bestimmt hat sie ihm etwas eingeflößt!"
Madison :"Lass das!"
Sarah :"Warum schreibt sie nicht? Passiert etwas spannendes? :p"
Madison :"Uh la la :D"
Clay :"Aber bei mir meckern?._."
Madison :"Du bist halt du..."

Ich könnte wetten, dass mein Gesichtsausdruck gerade leicht verstört aussehen musste. "Madison ist gemein", ertönte plötzlich rechts von mir. Geschockt blickte ich zu Kyu und verpasste ihm fast schon reflexartig einen Schlag auf den Oberarm :"Du sollst nicht mitlesen!", meinte ich mit leicht verengten Augen. "Haha sorry. Ich les jetzt", sagte er und deutete auf das Buch. Ich nickte ihm Augenverdrehend zu, woraufhin er lachen musste. Murrend widmete ich mich wieder meinem Handy.

Ich wusste schon länger nicht mehr, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte und begann mich zu langweilen, als die erlösende Durchsage kam. Eine Frauenstimme erklärte, dass wir in kürze landen würden und sollten deshalb auch wieder die Sicherheitsgurte anlegen. Kyu verstaute sein Buch wieder und schnallte sich an. Ich konnte nicht glauben dass er die ganze Zeit nur gelesen hatte. Ich mochte Bücher auch, aber so vernarrt war ich dann doch nicht in das Lesen. Ich machte es ihm nach und legte den Gurt, mit ein paar Schwierigkeiten, an. "Ayumi. Alles okay bei dir? Bist du aufgeregt? Wir werden als erstes in unsere Wohnung gehen, dann kannst du dich ausruhen. Später müssen wir dann Essen einkaufen gehen... Lim. Wollt ihr uns da begleiten?", redete meine Mutter wie ein Wasserfall darauf los. Ich konnte ihr auf keinen Satz eine Antwort geben, da sie schon wieder mit ihrer Kindheitsfreundin beschäftigt war. "Wie ein Kleinkind", brummte ich und suchte in meinem Rucksack nach der Wasserflasche. "Ich hab gehört dass unsere Wohnungen nicht zu weit entfernt liegen, dann können wir uns ja mal treffen", meinte Kyu und grinste mich freundschaftlich an. "Unsere Mütter benehmen sich wie Schulfreundinnen. Wir sehen uns öfter als du denkst", meinte ich daraufhin nur und strich mir einige nervige Strähnen aus dem Gesicht. Ich fand die Flasche und trank kurz daran, ehe ich sie wieder verstaute.
Ich blickte aus dem Fenster. Das Flugzeug müsste in wenigen Sekunden aufsetzen. Tatsächlich spürte ich auch kurz darauf ein leichtes Ruckeln. "Wah. Wir sind wirklich in Südkorea!", meinte ich und verfluchte meine Mutter, da sie mich wohl doch etwas mit ihrer Aufregung angesteckt hatte.

Nach einer langen Flugzeit konnte ich endlich mal wieder richtig laufen und frische Luft schnappen. Ich wollte jetzt nicht sagen dass die Luft hier anders schmeckte, da es Schwachsinn war, aber diese Atmosphäre auf diesem Flughafen war anders. So fremd und nicht zu vergleichen mit dem Flughafen in Köln. Vielleicht lag es auch daran, dass hier meist nur koreanisch geredet wurde. Sofort merkte ich, dass meine koreanischen Sprachkenntnisse eingerostet waren. Ich konnte den Gesprächen, die meine Mutter mit dem Personal führte, nur schwer folgen. Die ganze Zeit fühlte ich mich irgendwie nicht wirklich anwesend. Anscheinend lag dies an meiner Müdigkeit, da die Zeitumstellung von Sieben Stunden schon einen großen Unterschied machte.
Gähnend zog ich das Gepäck hinter mir her, während wir dem Ausgang immer näher kamen. Vor dem riesigen Gebäude warteten mehrere Taxis, die auf Touristen oder andere Ankömmlinge warteten. Meine Mutter war aber solch ein Engel und hatte sich von Deutschland aus schon einen Mietwagen organisiert. Nach einer 15-minütigen Suche fanden wir diesen auch schließlich. Es war ein weißer Viersitzer mit einem halbwegs geräumigen Kofferraum, indem wir unsere Koffer hineinquetschten. Schon während der Fahrt fielen mir die Augen zu und ich bekam von dem restlichen Tag nichts mehr mit.

Ich öffnete meine Augen und starrte einer weißen Decke entgegen. Wo war ich hier? Krankenhaus? Ich richtete mich auf und betrachtete mein Umfeld. Es war ein normal eingerichtetes Zimmer und an der Wand standen meine Koffer. "Oh. Wie lange hab ich geschlafen?", fragte ich mich und stand auf. Staunend ging ich auf das große Fenster zu, welches fast die ganze Wand bedeckte. Man konnte die Skyline von Seoul erkennen und die Sonne stand hoch am Himmel, also sollte es Mittag sein. Ich erinnerte mich noch wage daran, dass gerade die Sonne untergegangen war, als wir den Flughafen hinter uns gelassen hatten.
Ich drehte dem Fenster den Rücken zu und ließ auch mein Zimmer hinter mir, um die Wohnung zu erkunden. "Ayumi? Du bist wach! Ich dachte schon ich muss alleine einkaufen!", meinte meine Mutter besorgt und lächelte mich an. "Wie gefällt dir die Wohnung?", fragte sie gespannt nach. Ich drehte mich einmal im Kreis und grinste sie dann an, was ihr dann wohl auch als Antwort genügte. In die Stille hinein begann mein Magen zu grummeln. "Zieh’ dich um, dann holen wir Essen!", sagte sie lachend und verschwand hinter einer Tür. Ich vermutete das dort ihr Zimmer war. Ich schloss die Augen und atmete die Luft in diesem Haus tief ein. "Hier bin ich Südkorea. Jetzt zeig mir was du zu bieten hast!"

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Auf den nächsten Teil müsst ihr wohl etwas länger warten. Am Sonntag geht es nämlich nach Bayern und da hab ich noch einiges zu richten^^
Hoffe wie immer, dass mein Geschreibsel euch gefällt :D

It's Suga. Not Sugar × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt