The Stranger

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"Ayumi! Beeil dich! Lim und Kyu-Tae warten schon!", rief mir meine Mum durch die geschlossene Zimmertür zu. Murrend drehte ich der wunderbaren Aussicht den Rücken zu. Ich hatte mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, dass eine Stadt, in welcher es an Platz und frischer Luft zum Atmen mangelte, auch eine schöne Seite haben könnte. Die riesigen Gebäude, die sich dem Himmel entgegenstreckten wirkten nicht etwa eisern oder boshaft, sondern machten einen eleganten Eindruck.
Kopfschüttelnd durchquerte ich mein Zimmer und drückte die Türklinke nach unten. Seit wann verschwendete ich meine Zeit mit solchen Sachen? Ich fing ja schon an wie die ältere Generation zu denken und dazu wollte ich nun wirklich noch nicht gehören. Ich schob die Tür schwungvoll auf, doch hatte ich nicht mit Kyu gerechnet, welcher wohl gerade genau diese Tür öffnen wollte. Geschockt starrte ich ihn an, doch hielt dies nicht lange an, da sich in mir schon ein Lachen anbahnen wollte. Schnell trat ich auf den Gang und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Sorry. Ich... Oh Gott! Deine Stirn ist ja ganz rot!", bemerkte ich, so hilfreich wie ich war, und grinste ihn breit an. "Du bist brutal", begann er zu jammern und tastete vorsichtig nach der Beule, welche sich schon auf seiner Stirn bildete. "Neuster Modetrend", konterte ich daraufhin nur schulterzuckend und klopfte ihm, mehr brüderlich, als mädchenhaft, auf den Rücken. "Komm. Ich kaufe dir ein Eis... damit kannst du 'es' besänftigen", schlug ich kichernd vor und kam mir in dem Moment wirklich kindisch vor.
Unten angekommen fragte niemand nach Kyu's Wohlergehen, obwohl der rote Fleck nicht gerade unauffällig war. "Heute ist ein Markt, da können wir auch noch etwas kaufen", teilte meine Mutter gerade der ganzen Truppe mit, obwohl es anscheinend nur an Lim gerichtet war. Mit zustimmenden Lauten begaben wir uns in Richtung des Wagens. Während der gesamten Fahrt wechselte ich nicht viele Worte, da es mir auch irgendwie spannender vorkam die Straßen von Seoul zu betrachten. Von der ersten Fahrt durch die Stadt hatte ich ja, dank meiner Müdigkeit, nichts mitbekommen.
Bei einem einfachen Supermarkt stoppte das Auto auf dem dazugehörigen Parkplatz und wir stiegen aus. Ich streckte mich ausgiebig und lockerte meine Beine etwas, da ich es hasste wenn meine Bewegungsfreiheit so eingeschränkt war. "Hier gehts jetzt erstmal um die Alltagsdinge. Und keine Süßigkeiten", fügte meine Mutter, mit einem warnenden Blick in meine Richtung, hinzu. Ich hatte schon lange nicht mehr miterlebt, dass sie sich so herrscherhaft benahm. Mit einem langsamen nicken wandte ich mich dem Geschäft zu. Auf einem kleinen Schild, welches neben dem Eingang befestigt war, konnte man lesen, dass es 24 Stunden zugänglich war. In Deutschland würde man dies nur bei einem Fast Food Laden vorfinden, wenn überhaupt. Ich machte einen weiteren Schritt auf den Eingang zu, woraufhin die automatische Tür sich aufschob und mir der Duft von Backwaren entgegenwehte. Erneut fiel mir auf, dass ich noch garnichts gegessen hatte und auch mein Magen wusste dies. Kyu drückte von hinten gegen meinen Körper, sodass ich weiterlaufen musste. "Ich brauche irgendein Fertiggericht!", gab ich meine Gedanken preis, die wahrscheinlich niemanden interessierten und steuerte auf die Abteilung mit diesen Gerichten zu.
Am Ende stand ich mit einer einzigen Packung Ramen an der Kasse und schmuggelte diese schnell auf das Kassenband, als Lim so gnädig war und meine Mutter bequatschte.
"So. Jetzt gehts auf zum Markt!", kündigte meine Mutter an, aber ehrlich gesagt war mir nicht gerade nach großen Menschenmassen. Ich wollte einfach nur nach Hause, so nannte ich diese fremde Wohnung jetzt schon, und etwas essen. Mit leerem Magen war gleichzeitig auch meine Stimmung im Keller und ich wollte meine Mutter nicht damit anstecken, denn dann konnte man den Tag nicht mehr retten. "Uhm... Kann ich nach Hause laufen? Ich will jetzt erstmal was richtiges essen und ich muss auch noch alles ausräumen", fragte ich nach und versuchte nicht allzu sehr zu betteln. "Weißt du denn wie wir hergefahren sind?", stellte sie, anstatt einer Antwort, eine Frage. Ich nickte, sehr überzeugend, obwohl ich mir nicht ganz so sicher war. Ich hatte zwar die ganzen Straßen betrachtet, aber ich hatte mich nicht mit ihren Namen befasst. "Soll ich mitkommen?", fragte Kyu neckend nach, da ihm meine Unsicherheit nicht entgangen war. "Ne!", erwiderte ich daraufhin und schüttelte den Kopf. "Ne heißt Ja...", sagte er nun lachend. Stimmt ja. Wir waren hier in Korea. Seufzend sah ich meine Mutter an :"Bitte?", kam ich nun wieder auf die eigentliche Frage zurück. "Geh ruhig und frag nach, wenn du dich verlaufen hast oder ruf einfach an", gab sie mir noch einige Anweisungen, welche eher unhilfreich waren. Ich wusste auch, dass ich hier Personen fragen konnte! "Na dann. Bis später... Nein warte. Ich brauche noch die Adresse!", stoppte ich mich selbst und holte mein Handy hervor, in dem ich dann auch die Straße und die Hausnummer einspeicherte. "Wir sehen uns", meinte ich noch kurz an Kyu gewandt, ehe ich mich endgültig von ihnen verabschiedete.

It's Suga. Not Sugar × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt