"Wollt ihr noch etwas bestellen?", fragte die Bedienung übertrieben freundlich nach. Manchmal fragte ich mich, ob sie dass vor dem Spiegel übten. Aber selbst wenn sie das machen würden, so sah es trotzdem bescheuert aus, wenn sie lächelnd zwischen den Tischen umherhuschten. "Nein danke. Wir bezahlen", sagte meine Mutter und kramte ihren Geldbeutel hervor. Ich konnte dabei in ihre Handtasche sehen und staunte über diese Ordentlichkeit. Nicht jede Frau fand sich so gut in ihrer Handtasche zurecht, oder hielt sie überhaupt 'sauber'. "Den Machiato bezahle ich mit", fügte sie noch hinzu und deutete auf meine leere Tasse. Die Bedienung schüttelte, nun nicht mehr so stark lächelnd, den Kopf :"Der wurde schon bezahlt", erklärte sie und warf mir dabei einen kurzen Blick zu, welcher nicht wirklich freundlich wirkte. Ich ignorierte dies gekonnt und schob die Tasse von mir weg. Schulterzuckend bezahlte meine Mutter den Rest und warf mir einen fragenden Blick danach zu. "Wie schon gesagt. Ein hilfsbereiter Typ hat mir geholfen", meinte ich mit einem unschuldigen lächeln, welches glatt von der Kassiererin stammen könnte. Ich fragte mich, warum sie so viel Arbeit auf einmal übernehmen musste. Vielleicht lag es auch nur daran, weil an solchen Wochentagen nicht so viel Betrieb war. Sie bedankte sich und verschwand mit dem Geschirr in einen Hinterraum. Wahrscheinlich die Küche. Ich erhob mich von meinem Platz und lief voraus.
Vor dem Cafe konnte ich unseren Wagen sehen. Ich war noch nie so froh gewesen ein Auto zu sehen. "So. Wir fahren euch jetzt erstmal heim", bestimmte meine Mutter und quetschte sich vor das Lenkrad. Ich setzte mich, mit Kyu, wieder auf die Hintersitze. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass der Wagen gut gefüllt war. Ich beobachtete den Jungen neben mir kurz aus dem Augenwinkel, bevor ich den kleinen Zettel hervorzog. Ich wollte jetzt nun wirklich wissen, was darauf stand. Kyu war gerade mit seinem Handy beschäftigt, also machte ich mir keine großen Sorgen, dass er mitlesen würde. Ich entfaltete das Papier und musste es erstmal von unzähligen knicken befreien, da es in meiner Jeanstasche stark gelitten hatte. Ich hatte anfangs Probleme die koreanischen Schriftzeichen zu entschlüsseln, aber nach kurzer Zeit konnte ich den kurzen Text durchlesen.'Der Macchiato schmeckt, oder? Bedank dich, wenn wir uns das nächste mal sehen.
Ps. Du bist mir noch ein Essen schuldig!
-Suga'Ich konnte nicht anders, als diesen kleinen Zettel anzugrinsen. Wie konnte man nur auf eine gute Art so verkorkst sein? Eins wunderte mich aber noch mehr. Warum hatte er mit Suga unterschrieben? Ist ja nicht so, als wüsste ich seinen wirklichen Namen nicht und dann machte er auch noch einen Schreibfehler. Jeder, selbst die Menschen, die kein fließendes Englisch sprachen, wussten dass Zucker auf Englisch Sugar geschrieben wurde. "Naja. Vielleicht ist ihm auch die Tinte ausgegangen", murmelte ich, noch immer vor mich hergrinsend. Zu spät fiel mir Kyu auf, welcher sich weit zu mir rübergebeugt hatte :"Was steht da?", fragte er neugierig nach und nahm mir blitzschnell das Stück Papier weg. "Neeeein!", entfuhr es mir automatisch und ich griff danach, doch er zog es mit Leichtigkeit aus meiner Reichweite. "Schon ein heimlicher Verehrer?", neckte er mich und kassierte dafür einen Schlag auf die Schulter. "Gib das zurück du Wasserkopf!", befahl ich aufgebracht, musste aber gleichzeitig auch lachen. "Der Macchiato schmeckt, oder? Be...", sein Vorlesen wurde von mir unterbrochen, als ich ihm die Augen schnell bedeckte. "Es ist so dunkel! Ich hab Angst!", rief er mit gespielt weinerlicher Stimme. "Pech!", entgegnete ich eiskalt und entriss ihm letztendlich die geschriebene Nachricht. "Du Mannsfrau!", versuchte er mich wütend zu machen, doch machte mir dieses Wort ehrlich gesagt garnichts aus. "Wennschon bin ich mehr Mann als du!", meinte ich und streckte ihm die Zunge raus. "Kyu! Helf mir tragen!", unterbrach seine Mutter unseren kleinen Wörterkrieg. "Danke Gott für die Erlösung!", sagte er und klatschte in die Hände, ehe er aus dem Wagen sprang und einige Taschen aus dem Kofferraum zog.
Nachdem der Wagen nun bestimmt 20 Kilo leichter war, verabschiedeten wir uns von den beiden und fuhren endlich wieder in Richtung unserer Wohnung. Ich achtete etwas aufmerksamer auf die Straßen und deren Namen, damit ich mich nicht nochmal verlief, nur weil ich mal etwas kaufen wollte. Obwohl ich nichts von vorhin bereute. Wäre mein Gedächtnis besser gewesen, hätte ich Yoongi wohl nie im Leben meine Aufmerksamkeit geschenkt, auch nicht, wenn ich ihm in dem Cafe begegnet wäre. Seufzend ließ ich mich auf der Couch fallen. Die Einkäufe waren alle verstaut und meine Mutter zeigte mir gerade einige Klamotten, die sie sich gegönnt hatte. "Ach ja. Ayumi du musst dich ebenfalls entscheiden, ob du hier jetzt die Schule weiterführen willst oder dir doch eine Arbeit suchst", meinte sie wieder gewohnt ernst und faltete die Kleidung säuberlich zusammen, obwohl sie sowieso erst in der Waschmaschine landen würden. Ich legte meinen Kopf auf die Rückenlehne und starrte die Decke an :"In Deutschland hätte ich noch ein Jahr Abitur vor mir... aber eigentlich hab ich meinen Abschluss ja schon, wenn ich es als Fachabitur zähl", redete ich darauf los, ohne zu wissen, was ich damit jetzt sagen wollte. "Und das heißt?", fragte sie mit ungeduldigem Unterton nach. "Ich suche mir Arbeit. Vielleicht steht ja was im Internet oder ich frag in den Geschäften in der Nähe nach", murmelte ich und versuchte dies nicht allzu desinteressiert klingen zu lassen, obwohl es ja gerade um mich ging. Sofort kam mir der Gedanke, dass ich in dem Cafe arbeiten könnte, aber wenn ich mit dieser jungen Frau von heute einen Arbeitsplatz teilen müsste, würde das wohl nicht so gut ausgehen. "Morgen ist Dienstag. Da kannst du dich umschauen. Und ruf das nächste mal an wenn du dich verläufst. Du hattest diesmal Glück dass dir...", begann sie ihre immer wiederkehrende Predigt. Ich hörte schon garnicht mehr hin, sondern überlegte, welche Arbeit zu mir passen könnte. Ich hatte schon einmal in einem Restaurant als Kellnerin gerarbeitet, aber auch nur aufgrund des Schulpraktikums. Mir hatte es Spaß gemacht die Bestellungen aufzunehmen und den Kunden auch zu bringen, aber damals ging es wirklich hektisch zu. In einem Cafe müsste es eigentlich angenehmer sein, zu arbeiten. "Ich werd in dem Cafe nachfragen", teilte ich meiner Mutter mit und unterbrach somit ihren Redefluss. "Na gut", meinte sie zu dieser Entscheidung nur und schob sich den Kleiderstapel auf einen Arm. "Ich geh später noch mit Lim essen, also mach dir etwas leckeres und geh schlafen. Nacht", erklärte sie lächelnd und verschwand hinter der Tür. Schulterzuckend scannte ich den kniehohen Tisch vor mir ab, bis ich die Fernbedienung fand und den Fernseher einschaltete. Auf dem Bildschirm erschien eine Bühne und davor eine tosende Menge. In der Ecke stand 'arirang' und ich vermutete mal, dass der Sender so hieß, welcher dieses Konzert ausstrahlte. Auf der Bühne konnte ich mehrere, große Buchstaben erkennen. "BTS?", las ich sie leise vor. "Wahrscheinlich eine dieser koreanischen Bands. Mit makeup...", murmelte ich vor mich hin und stand auf, während ich die Lautsprecher lauter machte. Ich ging in den Nebenraum, welcher nur durch eine niedrige Wand abgetrennt wurde. Die Stimme aus dem Fernseher klang überraschend tief. "Das erste mal mit Bangtan? Das ist wahr", antwortete ich dem Gesang und warf einen Blick in den Kühlschrank, welchen ich aber wieder schloss, da ich ja noch meinen Ramen hatte. Ich machte ihn schnell warm und lauschte weiterhin der Musik. Als die Nudeln fertig waren, kippte ich sie in eine Schüssel um und suchte mir noch eine Gabel. Es begann schon wieder ein neues Lied und der Anfang machte mir wirklich Angst. Sprangen da etwa Schlümpfe auf der Bühne umher? Ich betrat wieder das Wohnzimmer und setzte mich hin. "Got7 Just Right", las ich das kleingedruckte laut vor.
Bis ich meinen Ramen leer hatte, sprangen noch weitere Bands auf der Bühne umher. Ich musste zugeben, dass sie wirklich gut tanzen konnten und auch die Livestimmen klangen nicht schlecht. Mir war jetzt auch nicht wirklich das Makeup aufgefallen. "Kpop ist ja sogar richtige Musik", meinte ich, die letzte Portion kauend und ließ den Sender weiterlaufen. Ein Moderator kündigte auf Englisch folgende Spezialszenen an. Ich wurde neugierig und schaute mir diese auch an. Ein Kameramann oder auch Frau filmte die Sänger vor und nach dem Auftritt. Ich konnte mir manchmal ein Auflachen nicht verkneifen, diese Idols waren irgendwie ja schon witzig drauf. Im Gegensatz zu vielen deutschen oder englischen Sängern ließen sie sich wirklich viel gefallen. Aber natürlich gab es da auf beiden Seiten auch Ausnahmen.
Ich schaltete den TV aus und schnappte mir mein Handy. Ich hatte wieder einmal ein paar Nachrichten ausversehen ignoriert. Doch zuerst öffnete ich den Privatchat mit Sarah. Ich wollte mehr über Kpop wissen und ich sollte ihr ja auch noch Autogramme besorgen.'Annyeong! Es besteht so langsam die Möglichkeit dass Kpop mir doch gefallen könnte :D Hab grad einige Bands im TV gehört. Kannst du mir ein paar empfehlen?^^ Und Autogramme kann ich dir bestimmt auch irgendwie holen xD'
Mein Handy zeigte an, dass die Nachricht angekommen war, also legte ich es zur Seite und räumte das Geschirr weg. Ich konnte meine Mutter irgendwo in der Wohnung umherpoltern hören. Sie war schon immer der lautere Mensch gewesen. Nachdem ich alles in der Spülmaschine verstaut hatte ging ich wieder zurück in den angrenzenden Raum und warf meinem Handy einen Blick zu. Es blinkte nicht. Ich seufzte und begab mich in mein eigenes Zimmer. Die Koffer standen noch immer dort, wie ich sie zurückgelassen hatte. Einige Kleider lagen verstreut auf dem Boden, weil ich mir heute morgen ja etwas zum Anziehen rausgesucht hatte. Ich öffnete den Kleiderschrank und es war genügend Platz. Einige Fächer würden auf jeden Fall leer bleiben.
In Gedanken versunken und damit beschäftigt die ganzen Klamotten einzuräumen, bemerkte ich garnicht wie die Zeit verging. Auch die restlichen Sachen holte ich aus den Koffern heraus um ihnen irgendwo einen Platz zu suchen. Erst als auch der zweite Koffer komplett leer war, fiel mir auf, wie dunkel es plötzlich in meinem Zimmer war. Die Lichter der anderen Häuser spendeten mir durch das Fenster das einzige Licht. Gähnend schob ich die Koffer mit dem Fuß unter das große Bett und ging daraufhin ins Bad. "Wah. Sehe ich schlimm aus", murmelte ich beim Blick in den Spiegel und hielt mir eine Strähne vor die Augen. "Hmm... kann bis morgen warten", sprach ich meine Gedanken aus und zog mich um. Eine knappe Hose und ein, etwas zu kleines Top dienten mir zurzeit als Schlafanzug. Nachdem ich meine Zähne und auch mein Gesicht gewaschen hatte, schlürfte ich zurück in mein Zimmer. Die Müdigkeit hatte mich wie eine Flut mitgerissen. Luft ausstoßend fiel ich auf die weiche Matratze und kuschelte mich unter die Decke. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag, da brauchte ich jetzt nicht bis zum Morgengrauen wach zu bleiben. Ich hatte irgendwie schon eine Vorfreude auf den nächsten Besuch in das Cafe. Ich musste mich bei Yoongi noch bedanken und das ging ja nur, wenn wir uns noch einmal trafen. In das Kissen hinein grinsend entließ mein Hirn mich dann auch in das Land der Träume.Der Geruch von Essen öffnete mir meine Augen. Ich brauchte nicht lange, um festzustellen, dass ich mich in meinem neuem Zimmer befand. Ich strampelte mich von der Decke frei und schwang die Beine über die Bettkante, ehe ich an meinen neu eingerichteten Kleiderschrank ging und mir mein Outfit für heute heraussuchte. Hinter der Glasscheibe stauten sich mehrere Wolken an, also würde es ein kälterer Tag werden. Ich zog mir einen gemütlichen, aber dennoch figurbetonenden Pullover an mit weinroter Farbe. Darunter zog ich eine weiße Jeans und verließ dann auch mein Zimmer. "Was gibts denn?", fragte ich durch den Raum und entdeckte einen gerichteten Tisch. "Pancakes", antwortete meine Mutter und verteilte auch schon die ersten auf zwei Tellern. "Lecker!", meinte ich grinsend und setzte mich, um das Frühstück zu verputzen.
"Ich geh dann mal beim Cafe nachfragen!", rief ich meiner Mutter durch die Badtür zu. Nach dem Essen hatte ich mich nur noch geduscht und ein wenig geschminkt. Mit meinem Handy und Kopfhörern bewaffnet verließ ich die Wohnung und machte mich auf dem Weg zum Cafe. Sarah hatte mir über WhatsApp einige Lieder geschickt und diese hörte ich mir gerade an. 'BTS-I Need U' erschien auf dem Bildschirm und ich lief schon automatisch im Takt der Musik durch die Straßen. Ich hörte mir auch die anderen Lieder an, als ich wieder bei einem BTS Lied ankam. Es hieß 'Move' und der Anfangstext ließ mich schmunzeln. "Ey yo Sugar", wiederholte ich und musste dabei an Yoongi denken. Ob er sich wegen diesem Idol so genannt hatte? Kopfschüttelnd blieb ich stehen und sah mich um. Das Cafe lag links von mir und ich betrat es auch schnell, da ich einige Tropfen abbekam. Diesmal stand hinter der Theke ein älterer Mann und die junge Frau von gestern lief zwischen den Tischen umher, die deutlich mehr gefüllt waren. Ich betrachtete die Gäste kurz, konnte aber keinen Yoongi erkennen. Meine gute Laune verschwand, als hätte man sie einfach weggewischt. Ich trat an die Theke heran und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. "Brauchen sie etwas?", fragte er, wohlwissend dass ich nichts bestellen wollte. "Uhm... Ich wollte fragen, ob ihr noch etwas Arbeit habt?", fragte ich ungewohnt schüchtern nach. Der Mann lachte leise :"Hier gibt es immer Arbeit für junge Menschen. Vor einigen Wochen ist ein Mitarbeiter umgezogen. Du könntest sofort anfangen", sagte er und lief um die Theke herum. Lächelnd bedankte ich mich mehrmals und verbeugte mich auch, wobei mein Blick kurz zu der Kellnerin glitt, die mich misstrauisch ansah. "Das ist Nelin", stellte er sie mir vor. Ich hob den Kopf ein wenig an und ging auf sie zu. "Auf gute Arbeit, Nelin", meinte ich und streckte ihr lächelnd meine Hand entgegen. Yoongi. Bitte lass dich noch einmal hier blicken, sonst wäre diese ganze Anstrengung doch umsonst!
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Kein spannendes Kapitel, aber trotzdem hoffe ich, dass es nicht allzu langweilig war ^_^
Fighting~
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It's Suga. Not Sugar × bts suga
FanfictionEin neues Land. Ein neues Leben. Eine neue Liebe? Widerwillen muss Ayumi das geliebte Deutschland hinter sich lassen und zieht mit ihrer Mutter nach Südkorea. Ein Land, mit dem sie noch nie etwas hatte anfangen können. Doch scheint es als hätte dort...