A normal day.

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Die Tür knarrte leise vor sich hin, als ich sie öffnete. Gunji hatte mir gestern den Schlüssel überlassen, sodass ich am nächsten Tag etwas früher kommen konnte, da ich mich diesmal um das Umräumen kümmern sollte.
Gähnend ließ ich die Tür hinter mir in das Schloss fallen und schlürfte regelrecht zu der Theke, hinter der ich meine Handtasche, mit allen wichtigen Dingen enthaltend, verstaute. Ich hatte es mir angewöhnt die Arbeitskleidung schon morgens anzulegen, obwohl sich das wirklich komisch anfühlte, wenn ich damit dann durch die Fußgängerzone lief.
Mein Blick wanderte zu dem Kalender, der noch Donnerstag anzeigte. Ich riss das dünne Papier ab und der Freitag kam zum Vorschein. Heute würde es ein chaotischer Arbeitstag werden.
Seufzend lief ich auf eine Tischreihe zu und stellte die Stühle sanft auf den Boden. Danach verschönerte ich jeden zweiten Tisch noch mit einer kleinen Vase, natürlich mit Blumen und betrachtete danach mein Werk.
Meine frühere Kunstlehrerin, die sich selbst immer in den Himmel lobte würde den Anblick als unkreativ bezeichnen.
Schulterzuckend wandte ich mich wieder der Tür zu, welche gerade aufgedrückt wurde.
Nelin tauchte auf und begrüßte mich mit einem einfachen Kopfnicken. Ich erwiderte dies, sogar mit einem aufgezwungenem Lächeln. Unser Verhältnis hatte sich noch immer nicht gebessert, dabei hatte ich doch eigentlich nichts gegen sie.
Einzig und allein die Tatsache, wie sie zuletzt über Yoongi gesprochen hatte, lernte mich, sie zu meiden. "Ausgeschlafen?", fragte ich möglichst freundlich nach. Irgendwie musste ich ja mal mit ihr ins Gespräch kommen, also warum nicht jetzt? Dann würde sie später vielleicht keine blöden Kommentare abgeben, wenn Yoongi mit seiner Truppe auftauchte.
"Seh ich so aus?", entgegnete sie mit rauer Stimme. Ein Lachen verkneifend ging ich zur Kasse um sie aufzuschließen.
"Was gibts da zu lachen?", fragte sie schlecht gelaunt nach, anscheinend hatte sie gemerkt, dass ich sie innerlich schadenfroh ausgelacht hatte. "Ich hab nicht gelacht. Musst du dir einbilden", redete ich mich aus der Sache heraus. Nelin's Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und damit wäre sie bei Germanys Next Topmodel sicher rausgeschmissen worden. Plötzlich schlug sie sich eine Hand vor den Mund, ließ ihre Tasche fallen und verschwand in Richtung der Kundentoiletten. Wenige Sekunden später hörte ich sie würgen.
Verwirrt starrte ich auf die Stelle, wo sie zuvor noch gestanden hatte. Was war denn jetzt los? Das schreckliche Geräusch ebbte langsam ab und ich erwachte auch aus meiner Starre. Zögernd begab ich mich zu den Toiletten und klopfte an der geschlossenen Kabinentür an :"Alles okay da drin?", stellte ich eine Frage, die dümmer nicht hätte sein können. Aber waren wir mal ehrlich. Jeder zweite Mensch fragte dies wenn bei jemandem defintiv nicht alles okay war.
Ich vernahm nur ein leises "Geh weg", ignorierte dies aber mit Freude. "Hast du gestern getrunken?", versuchte ich den Ursacher ihres Brechreizes rauszufinden. Die Tür wurde plötzlich aufgeschlagen und Nelin starrte mich erbost an. Sie hang förmlich an der Schüssel und dabei hatte die Putzfrau diese doch erst sauber gemacht. Ich schüttelte den Kopf um diese unnötigen Gedanken los zu werden.
"Hast du oder hast du nicht?", stellte ich sie etwas zu harsch zur Rede. "Ach gott. Ja hab ich! Problem damit Mami?", giftete sie mich an und wischte sich mit einer Hand den Mund ab. Ich blickte für einen Moment zur Seite und atmete tief durch, schließlich wollte ich mich ihr nicht anschließen.
"Denkst du du kannst heute bedienen? Oder soll ich deine Schicht auch noch übernehmen?", lenkte ich unser Gespräch auf ein anderes Thema. "Geht schon. Das war nur ein kleiner Ausbruch", meinte sie und betätigte den Spülknopf. Ein kleiner Ausbruch also? Brummend entfernte ich mich wieder von diesem Szenario. Hoffentlich hatte dieser Tag noch bessere Aussichten zu bieten.

Das Ticken der Uhr ließ mich unruhig werden. Der Sekundenzeiger kroch langsam wie eine Schnecke voran und auch die Minuten zogen sich in die Länge und schienen kein Ende zu finden.
Es war jetzt schon Mittag und Yoongi war noch immer nicht aufgetaucht, nein, BTS war noch nicht erschienen. Ich fühlte mich wirklich komisch wenn ich so an die sieben Jungs dachte. Warum konnten sie nicht einfach normal sein? Klar, sie waren sterblich, so wie ich, aber auch wenn sie sich mal der Totenwelt anschließen, so werden sie niemals in Vergessenheit geraten.
Mein Gedanfluss wurde von jemandem unterbochen, der an der Kasse etwas bestellen wollte. Ich blickte auf und lächelte ihn freundlich an. Mir kam es so vor, als hätte ich sein Gesicht schon einmal gesehen. Bestimmt ein Stammkunde. Er nannte mir die Getränke und deutete dann zu einem Tisch, an dem sechs weitere Personen saßen, darunter auch mein geliebter Yoongi.
Ich glaubte der Junge mir gegenüber konnte deutlich sehen wie die Räder in meinem Hirn begannen sich zu drehen. "Oh... Namjoon?", stellte ich verwundert fest und betrachtete sein Gesicht etwas genauer. "Der bin ich. Und du bist Ayumi? Das Mädchen dass unserem Suga den Kopf verdreht", meinte er und lachte leise vor sich hin. Zweifelnd hob ich eine Augenbraue an. Was sollte das denn bedeuten?
Er verabschiedete sich und verschwand wieder zu den anderen. "Bist du auf Jagd?", fragte mich eine neckende Stimme. Dafür dass sie sich vorher die Seele ausgekotzt hatte, war sie noch recht lebhaft. "Such erstmal dein Hirn in der Toilettenschüssel und dann kannst du mich nochmal ansprechen", entgegnete ich und klopfte ihr im Vorbeigehen mit einem mitfühlenden Blick auf die Schulter. Na gut. Vielleicht waren wir dazu bestimmt uns gegenseitig zu hassen, aber so begannen doch immer die besten Freundschaften, zumindest wenn man den ganzen Serien vom Fernsehen glauben wollte.

It's Suga. Not Sugar × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt