Lächelnd stellte ich die gefüllten Teller auf dem Tisch vor mir ab und fragte nach, ob noch etwas benötigt wurde. Mit einem Kopfschütteln verneinten die beiden, woraufhin ich wieder in Richtung der Kasse lief. Seitdem ich Yoongi in dem Gebäude stehen gelassen hatte, fühlte ich mich ungewohnt gücklich. Als hätte man mich ausgewechselt und die gemütliche Ayumi in meine hintersten Gedanken gesperrt. "Ayumi... Kann ich.. Hast du kurz Zeit?", fragte eine leicht brüchige Stimme. Verwirrt blickte ich auf und starrte einer blassen Nelin entgegen. Für Asiaten war es zwar gewöhnlich, dass sie einen hellen Hautton besaßen, aber das sah nun wirklich nicht mehr gut aus, eher fahl und kränklich.
Auch wenn sie nun so schwächelnd vor mir stand, sträubte sich irgendetwas in mir dagegen, ihr meine Hilfe anzubieten. Seufzend begrub ich dieses Gefühl und stimmte ihrer Frage zu. Es wunderte mich, warum sie gerade mit mir reden wollte. Warum sollte sie solch einen Weg bewältigen, obwohl sie nicht gerade die gesündeste war, nur um mich sehen zu können. Dabei konnte ich ja nicht einmal behaupten, dass wir uns je verstanden hätten. "Können wir an einem Ort reden, an dem nicht gerade zwanzig Menschen sind?", bat sie, noch immer mit dieser gefährlich schwankenden Stimme. Ich rätselte, ob sie kurz davor war zu weinen oder ein erneuter Brechreiz sich ankündigte.
"Gunji? Ich bin ganz kurz weg!", rief ich meinem Chef zu, welcher zu meinem Glück nicht aufblickte, sondern einfach nur, in ein Magazin versunken, nickte. Gemeinsam mit Nelin begab ich mich in einen schmalen Flur, welcher zu einem Aufenthaltsraum führte, doch blieb ich mitten auf dem Gang stehen, da sich sicherlich einige Küchenhilfen dort ausruhten. "Also. Warum bist du hier? Du hast dir doch extra frei genommen", fragte ich nach und versuchte ihr Handeln halbwegs zu verstehen. Sie spielte am Saum ihres Pullovers herum, welcher für ihre Verhältnisse viel zu groß war. "Ich.. wollte mich erstmal entschuldigen...", murmelte sie einige unverständliche Worte.
Skeptisch überkreuzte ich beide Arme vor der Brust und lehnte mich ein wenig an der Wand hinter mir an :"Entschuldigen für was?", hakte ich nach, dabei wusste ich sehr genau, um was es hier ging. Nelin senkte den Kopf. Erst jetzt fielen mir ihre ungepflegten Haare auf. Sie wirkten stumpf, als hätte man diese mit Sand gewaschen. "Für meine Äußerung über Yoongi... Es war falsch. Ich war eifersüchtig auf dich, wie ein kleines, dummes Kind", verdeutlichte sie ihre Entschuldigung nun und blickte mir in die Augen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. "Aber darum geht es nicht, oder?", fragte ich nach und klang langsam schon wirklich besorgt. Auch wenn sie diesen Fehler begangen hatte, glaubte ich nicht, dass sie ein schlechter Mensch war.
Nelin holte einmal tief Luft, ehe sie begann, mir das eigentliche Problem vorzuführen :"Als du gefragt hast, ob ich getrunken hab... Ich habe gelogen. Ich hab schon Monate nichts mehr getrunken. Ich musste mich übergeben, weil...", sie stoppte sich selbst und wischte sich einige Tränen weg. Ich ahnte nichts gutes. "Ich bin schwanger.. Aber ich wollte das gar nicht. Ich will nicht. Meine Eltern haben mich angeschrien... Ich sollte es abtreiben, töten.. Aber ich kann das nicht. Ich kann doch kein Kind umbringen", schluchzte sie und umschlang regelrecht ihren Bauch.
Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Vorsichtig legte ich beide Hände auf ihren Schultern ab :"Beruhig dich. Wie.. ist es passiert? Auf einer Party?", fragte ich leise nach. Unweigerlich wanderten meine Gedanken wieder zu Kyu. Sollte ich meiner Mutter noch davon erzählen...oder Yoongi? "Nein. Bei meinem Freund, aber er hat sich von mir getrennt... Yumi, hilf mir doch", flehte sie und suchte an meinen Armen Halt. Seufzend zog ich sie in eine Umarmung. Warum ich? Der Tag hätte doch echt gut enden können.
Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte :"Du musst unbedingt nochmal mit deinen Eltern reden", riet ich ihr und drückte sie ein wenig von mir weg, sodass ich ihr in die Augen sehen konnte. "Muss ich?", fragte sie leise nach, als hätte sie Angst vor dem Gespräch. Ich konnte sie verstehen, meine Mutter wäre auch nicht begeistert, wenn ich als Siebzehnjährige schwanger nach hause kommen würde. Aber Nelin war sicherlich älter als ich. "Soll ich mitkommen?", bot ich ihr unüberlegt an. In was ritt ich mich da nur rein?! "Würdest du?", fragte sie mit einem schwachen Lächeln nach. Ich nickte und zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln. "Gehst du jetzt zu deinen Eltern?", hakte ich nach und schob sie ein wenig den Gang entlang, nicht dass Gunji noch dachte, ich wäre abgehauen. "Nein. Momentan bin ich in einer Wohnung bei einer Freundin, da sie gerade im Ausland ist... Tut mir leid, dass ich dich jetzt damit belästig", entschuldigte sie sich daraufhin.
"Ayumi? Da hat jemand nach dir gefragt!", rief mir Gunji zu, woraufhin ich Nelin einen kurzen fragenden Blick zuwarf. "Gib mir mal deine Handynummer. Ich ruf dich dann nochmal an, wenn ich mir etwas überlegt hab, okay?", schlug ich ihr vor. Sie tat wie ihr befohlen, ehe ich sie in Richtung Toilette schickte, damit sie sich mit kühlem Wasser etwas abreagieren konnte. "Danke...", flüsterte sie nochmals, bevor sie mir den Rücken zuwandte und langsam loslief.
Kraftlos fuhr ich mir durch die Haare. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich kehrte wieder in den Hauptraum zurück und befürchtete schon, dass mir dieser Stress Halluzinationen einbrachte. Yoongi stand dort und grinste mich breit an, fast schon schadenfroh. Anscheinend verrieten meine Augen meine Überraschung. "Hattest du etwa Sehnsucht?", fragte ich schmunzelnd nach und versuchte somit meine Aufregung zu überspielen. Mein Herz würde heute noch einen Schwächeanfall erleiden, wenn ich heute keine ruhige Stunde mehr bekam.
Er trug wieder seine gewöhnliche 'Verkleidung', doch wusste ich nicht, wie lange er sich hier noch unentdeckt blicken lassen konnte. "So kann man es auch nennen. Wie lange arbeitest du noch?", stellte er seine Frage, ohne groß drumherum zu reden. Sein Blick zog mich regelrecht in einen Bann und ich brauchte erstmal einige Sekunden, um den Sinn der Frage zu verstehen. "Noch eine viertel Stunde", schätzte ich und konnte ein grinsen nicht zurückhalten.
Suga POV
Ich beobachtete ihre Bewegungen, als sie einem jungen Mann einen einfachen Kaffee aushändigte. Mir missfiel ihr Lächeln, welches sie ihm zuwarf. Ich wusste, dass sie es aus kellnerischen Gründen tat, aber es nervte mich dennoch. Sie sollte nur mich auf diese Weise anlächeln. Aish. War ich etwa eifersüchtig? Murrend legte ich den Kopf auf meine Arme, welche vor mir auf dem Tisch lagen. "Feierabend", vernahm ich plötzlich Ayumis Stimme direkt an meinem Ohr. "Den kannst du ja mit deinen freundlichen Kunden verbringen", murmelte ich vor mich her und ohrfeigte mich daraufhin innerlich. "Was?", fragte sie verwirrt nach, doch schüttelte ich daraufhin nur den Kopf und stand von meinem Platz auf.
Wir verließen das kleine Gebäude und standen nun schweigsam auf dem Gehweg. "Was hast du denn geplant? Oder sollte ich lieber fragen, hast du etwas geplant?", neckte sie mich und schaffte es einfach nicht, eine einzige Sekunde still zu halten. "Nachdem du mich im Tonstudio regelrecht überfallen hast, hab ich mir gedenkt, ich besuch dich mal... daheim", fügte ich noch dieses kleine Wörtchen hinzu, woraufhin sie mich bloß anstarrte. "Nein ich hab nicht den Verstand verloren", beantwortete ich ihre stumme Frage und verschränkte meine Finger mit ihren, ehe ich loslief, in Richtung ihrer Wohnung.
Etwas unbeholfen stolperte sie mir hinterher :"Yoongi! Warte. Jetzt warte mal. Das kannst du nicht einfach so machen", wehrte sie sich mit Worten, doch lief sie gehorsam an meiner Seite. "Dann hättest du dir vorher überlegen sollen, mit wem du es hier zu tun hast, Kleines", konterte ich und warf ihr einen belustigten Seitenblick zu. Schmollend befreite sie ihre Hand aus meiner, woraufhin ich meinen Armen um ihre Schulter legte. "Glaubst du nicht, dass sie dich erkennen wird?", fragte sie mit herausfordernder Stimme und blickte starr nach vorn. "Ich glaub deiner Mutter wird es nicht viel ausmachen, wenn du einen Idol als Freund mit nach hause schleppst", mutmaßte ich, doch wurde mir erst im Nachhinein klar, dass ich mich gerade offiziell als ihren Freund bezeichnet hatte. Vorsichtig drehte ich den Kopf auf die Seite. Ayumi tat es mir gleich und zwang mich kurzerhand zum stehen bleiben. "Als Freund... Hört sich gut an", meinte sie mit einem lächeln auf den Lippen und streckte sich etwas nach oben, um diese auf meine drücken zu können. Doch ehe sie ihre Handlung vollenden konnte, hatte ich meinen Mundschutz schnell hochgezogen.
Überrascht und leicht gekränkt brachte sie einen kleinen Abstand zwischen uns beide :"Du bist ein Pabo", beleidigte sie mich und boxte mir in die Seite. "Dein Pabo", erwiderte ich lachend und drückte sie wieder leicht an mich, ehe wir weiterliefen.
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Heute habe ich mal beschlossen, dass diese Story mit 25 Kapiteln abgeschlossen wird. [Ob ich das schaffe lasst mal mein Problem sein x'D] Ihr könnt euch darauf gefasst machen, dass jetzt nochmal viel passiert :3
Hoffe das Kapitel war nicht zu zäh zum Lesen :D
Freue mich wie immer über Kommis ♡
Wir lesen uns!~≧▽≦y
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It's Suga. Not Sugar × bts suga
FanfictionEin neues Land. Ein neues Leben. Eine neue Liebe? Widerwillen muss Ayumi das geliebte Deutschland hinter sich lassen und zieht mit ihrer Mutter nach Südkorea. Ein Land, mit dem sie noch nie etwas hatte anfangen können. Doch scheint es als hätte dort...