His name is...

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Ich klingelte an der Wohnungstür und hätte mich selbst dafür schlagen können, dass ich den Schlüssel auf dem kleinen Schuhschrank liegen gelassen hatte. "Ayumi, du übertriffst dich mal wieder selbst!", schimpfte ich mit mir selbst und klopfte an, als mir auch nach dem dritten klingeln kein Einlass gewährt wurde. Meine Mutter arbeitete zu hause also musste sie doch in der Wohnung sein! So wie ich sie kannte, las sie gerade mit Kopfhören in den Ohren ein Buch und nahm dabei ein Bad. Sie war ein gemütlicher Mensch, der es aber auch liebte zu feiern.
Seufzend gab ich die kläglichen Versuche auf. Im Nachbarshaus konnte ich schon jemanden im Fenster stehen sehen.
Ich entfernte mich von den Häusern und begab mich wieder zurück in die Fußgängerzone. Mein Magen schrie förmlich nach etwas essbarem und so saß ich auch kurze Zeit später in einem gut besuchten Restaurant.
Es war schon etwas merkwürdig ganz alleine einen Tisch zu besetzen, während bei den anderen mindestens zwei Stühle immer besetzt waren.
Ich bestellte mir gebratene Ente mit Gemüse und Reis, da ich gerade einfach Lust darauf hatte. Nach wenigen Sekunden der Stille holte ich mein Handy hervor und scrollte durch meine Kontakte, sodass ich mich nicht allzu einsam fühlte. Ich hatte jetzt mehrere Optionen. Entweder ich schrieb den wahrscheinlich beschäftigten Yoongi an oder fragte Kyu ob er mir Gesellschaft leisten wollte. Meine Freunde aus Deutschland schliefen bei dieser Uhrzeit bestimmt noch, da sie alle bekanntliche Langschläfer waren. Es war jetzt 17 Uhr und bei ihnen müsste es 10 Uhr sein. Schulterzuckend öffnete ich den Chat mit Yoongi. Ich wollte von ihm sowieso noch einige Antworten und irgendwann musste er ja auch dann zurückschreiben. Ich rang mit mir selbst. Was wenn er wirklich ein Idol war? Ein Gruppenmitglied von BTS? Wäre es überhaupt schlau mit ihm in Kontakt zu bleiben? "Aah jinjja!", knurrte ich und bemerkte, dass ich jetzt schon freiwillig koreanische Wörter verwendete. Dieses Land veränderte mich wirklich.

'Yo Yoongi! Ich weiß, du wolltest mir morgen erst wieder schreiben. Aber ich bin grad so alleine 〒▽〒
Was machst du denn so? Hast du heute noch Zeit? Ich komm grad mit der Situation nicht so klar, dass du ein Vielleicht-Idol bist.
Sugar von BTS? Sollte ich mal im Internet nach schauen? Argh.. Ich laber zu viel. Sorry ╮(╯▽╰)╭'

Ohne den Text nochmal durchzulesen schickte ich es ab. "Gebratene Ente?", fragte die Bedienung höflich nach, als ich mein Handy in meiner Jeanstasche verstaut hatte. "Ja. Danke!", sagte ich und nickte leicht mit dem Kopf. Der köstliche Duft erreichte sofort meine Nase. Freudig griff ich nach dem Besteck. Meine Hände bekamen nur Stäbchen zu fassen. "Mist...", murmelte ich und sah mich kurz unauffällig um. Jeder hier aß mit Stäbchen und ich wollte jetzt auch nicht nach Gabel und Messer fragen.
Probeweise hielt ich die Stäbchen zwischen den Fingern fest und wollte etwas Reis anhaben, doch blieb dabei nur ein einziges Reiskorn kleben. "Komm her!", meinte ich leise und versuchte es erneut. Wow. 2 Reiskörner. Wie schnell ich doch Erfolge machte.
Zischend legte ich die Stäbchen beiseite und wollte gerade den Kellner herbeirufen, als mir ein vertrauter Klingelton zuvorkam. Schnell entsperrte ich mein Handy. Er hatte tatsächlich zurückgeschrieben.

'Yah. Ganz ruhig!
Ich hab gerade nichts zu tun. Wo bist du?
Vorausgesetzt dir macht es nichts aus, wenn ich im Ninja Style komm'

Ich hatte bei dem ersten Satz ja schon Angst gehabt, er wäre genervt gewesen, aber das war wohl seine Art. Ich hatte anscheinend noch viel bei ihm zu Lernen.

'Du könntest auch im pinken Ballerina Kostüm kommen ≧▽≦
Hauptsache du erklärst mir, wie man mit Stäbchen isst. Ich fühl mich beobachtet (ಥ_ಥ)'

Ich schrieb ihm noch die Adresse hinzu, ehe ich das Handy wieder zur Seite legte. Es folgten auch keine weiteren Nachrichten. Wie es aussah, war Yoongi nicht gerade der größte Schreiber.
Ich starrte die Holzstäbchen vorwurfsvoll an. Wegen diesen Biestern und meinem wenigen Stolz, den ich noch besaß, musste das Essen warten. Ich beschäftigte mich währenddessen lieber damit, aus der Servierte einen Papiervogel zu basteln. Mein Vater hatte es mir einmal beigebracht, aber dieser hier war mir etwas misslungen.
"Ayumi scheitert an Stäbchen... Das muss ich mir merken", hörte ich hinter mir eine neckende Stimme. "Soll ich mal ganz laut 'Sugar von BTS ist hier' rufen?", entgegnete ich und drehte mich ihm halb zu. Schulterzuckend setzte er sich auf den Stuhl mir gegenüber :"Also glaubst du es?", fragte er neugierig nach und betrachtete mich. Ich rutschte auf meinem Stuhl leicht hin und her :"Warum solltest du lügen?", stellte ich eine Gegenfrage und streckte ihm die Stäbchen rasch entgegen, ehe dies noch zu merkwürdig wurde. Sein kurzer überraschter Ausdruck wich einem belustigtem :"Du kommst nach Südkorea und hast noch nie mit Stäbchen gegessen? Was bist du?", fragte er kopfschüttelnd nach. "Eine Kellnerin in dem Cafe 'You are here'. Gibts noch fragen Sherlock?", antwortete ich mit ernster Miene. Augenverdrehend stand er auf, woraufhin ich ihn verwirrt ansah. Zwischen dem Mundschutz und seiner Snapback waren gerade noch genug Platz, dass man seine Augen sehen konnte. Er ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. Ich kratzte mich unbewusst am Hinterkopf. Es war komisch nun so nah bei ihm zu sitzen.
"Ein Tutorial von Min Suga zum Nachmachen. Wie halte ich Stäbchen korrekt?
Lektion 1 - Stäbchen gehören in die Hand. Wer glaubt, dass sie als Accessoires in den Haaren dient, ist ein Lügner.
Lektion 2 - Stäbchen werden nur mit einer Hand benutzt. Niemand will das Essen aufstechen und dann abknabbern...", er setzte gerade zu seiner nächsten, sogenannten Lektion an, als ich ihn unterbrach. "Lektion 3 - Als Waffen werden sie natürlich auch gerne verwendet. Am besten wenn es um kleine, nervige Yoongis geht", fügte ich kühl hinzu.
"Ouh. Das hat getroffen!", sagte er und fasste sich dabei ans Herz. "Ich hätte lieber Kyu anschreiben sollen", murmelte ich und erlangte dadurch wieder seine ganze Aufmerksamkeit. "Kyu? Wer ist das?", fragte er sofort misstrauisch nach. Ich sah ihn perplex an, ehe ich aus unerfindlichem Grund begann zu lachen. "Du bist fies... Egal. Hier. Stäbchen hält man so", kam er wieder auf das eigentliche Thema zurück. Er legte sie mir richtig in die Hand. Ich spürte eine leichte Gänsehaut die sich über meine Arme verbreitete. Seine Hände waren noch leicht kalt von draußen und nur minimal rau. Ich sah ihm in die Augen, anstatt auf das koreanische Besteck. Yoongi bemerkte dies und erwiderte meinen Blick, seine Hände ruhten noch immer auf meinen.
Bitte! Der Moment sollte nur noch etwas länger andauern. Das Schicksal, diesmal namens Kyu machte mir dabei aber einen Strich durch die Rechnung. "Ayumi~ Annyeong!", rief er mir von weitem zu. Fast schon fluchtartig zog Yoongi seine Hände zurück und rückte mit seinem Stuhl ein wenig von mir weg. Ich spürte wie meine Wangen wärmer wurden und legte schnell meine Hände darauf. 'Wie peinlich!', schoss es mir durch den Kopf. Ich konnte nicht sehen ob mein Sitznachbar ebenfalls beschämt war, schließlich war sein Gesicht bedeckt, aber an seinem nervösen Blick, welcher nirgends wo zum stillstand kam, konnte ich erahnen, dass dies wirklich nicht geplant gewesen war. Kyu stand nun direkt vor unserem Tisch und schenkte Yoongi nur einen kurzen, fragenden Blick. "Schön dich wieder zu sehen, willst du mich vielleicht deiner Begleitung vorstellen?", meinte er freundlich, doch benahm er sich irgendwie anders als sonst. Viel zu verkrampft stand er dort und blickte zwischen uns beiden hin und her. "Das ist..", tja, wie sollte ich ihn jetzt nennen? Min Yoongi war zu riskant, gerade weil die Menschen um mich herum größtenteils aus jungen Mädchen bestand. Hilfesuchend warf ich ihm einen Blick zu, doch begegnete ich einem genauso ratlosen Jungen.

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Noch ein Kapi bevor es zurück nach Heimat geht :D
Viel Spaß damit^-^

It's Suga. Not Sugar × bts sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt