Kapitel 8 - Ein Haufen Nachrichten

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~ am nächsten Tag ~

Langsam und gemütlich schlenderten Dave und ich auf dem Weg vom Madison Square Café zum nächstgelegenen kleinen Supermarkt. Ich reckte mein Gesicht mit geschlossenen Augen zur Sonne und genoss es, wie die warmen Strahlen meine Haut trafen. Es kitzelte fast schon ein wenig.

Wir mussten fehlende Dinge kaufen, denn als wir heute morgen das Inventar des Cafés durchgegangen sind, verfluchten wir diejenigen, die gestern ihre Abendschicht nicht wirklich zuverlässig ausgeführt hatten. Zum Glück blieb uns noch eine Viertelstunde, bis wir das Café öffnen mussten.

„Wir sollten Betty eine Sprachnachricht schicken, immerhin hat sie es verdient", schimpfte Dave gespielt und holte sein Smartphone raus. Er schmunzelte, als er ihre Nummer in WhatsApp heraussuche. „Gut, was wollen wir ihr sagen?"

„Wir quatschen einfach drauf los... aber lass uns bloß nicht vergessen, ihr eine gute Reise und ein schönes Wochenende zu wünschen", erinnerte ich ihn schmunzelnd.

„Ok, ich bin so weit... Ready steady..."

„Go!", rief ich lachend. Ich sah wie Dave seinen Daumen auf den Aufnahme-Button gedrückt hielt und die Seite mit dem Mikrofon zu seinen Lippen bewegte.

„Welcome to Madison Square Café TV - The sun is floating through New York and so do the news of today! Was haben wir heute?", Dave ahmte eine Radiosender-Stimme nach und mein Losprusten und Lachen waren vermutlich unverkennbar im Hintergrund mit aufgenommen. Ich versuchte auf der Stelle Ernst zu werden, um mitspielen zu können.

„Naja... keine Erdbeben, Vulkanausbrüche, Erdrutschte... das ist doch alles schon mal gut. - ABER", eine Künstlerpause, „für alle Bewohner New Yorks droht ein tragisches Ereignis. Was ist, wenn das Café heute nicht öffnen kann?", fragte ich mit tragischer Stimme und versuche diesen Nachrichtenton genauso lächerlich gut auf die Reihe zu bekommen, wie Dave.

„Ouh.... Das. Ist. Nicht. Gut. - Wie läuft der bisherige Rettungseinsatz?", betonte er drastisch jedes Wort einzeln.

„Nun ja. Momentan setzen zwei Freiwillige ihr Leben unter kritischen Umständen aufs Spiel. Sie suchen verzweifelt ihren Weg zum Supermarkt, um die fehlende laktosefreie Milch und Zuckerwürfel zu kaufen", wieder mein Nachrichten-Part.

„Das wird ein Act... wir drücken alle die Daumen für unsere Helden und hoffen, dass sie rechtzeitig zum Café zurück kommen, bevor die Welt für New York untergeht!!!!"

Drastisches Ende, dank Daves tiefer Stimme. Ich wartete kurz zwei Sekunden und laberte dann mit meiner 08/15-Voice ins Smartphone und fühlte mich dadurch irgendwie bekloppter, als davor die Nachrichtensprecherin zu sein.

„Hey Betty, wir wünschen dir ne tolle Fahrt und hoffen, dass du gut an kommst und wünschen dir ein super tolles Familienfest am Wochende!!"

„Hm und wirklich böse sind wir nicht, aber ihr könntet uns mal einen ausgeben, denn wer das Inventar nicht zählt...", er suchte nach den richtigen Worten und sah mich verwirrt an.

„...der muss denen, die einem den Arsch retten, einen ausgeben?", fragte ich vollkommen einfallslos. Wir zuckten beide gleichzeitig mit den Schultern.

„BYE BETTY !"

Dave nahm den Daumen vom Bildschirm und wir warteten, bis die Nachricht abgesendet wurde. Inzwischen waren wir beim Supermarkt angekommen und mich fröstelte es kurz, als wir zwischen den klimatisierten Regalen durch liefen, um zum Milchregal zu kommen.

„Milch - Check", informierte ich Dave, der vollkommen ins Tippen vertieft war. Whatever.

Heute war ich wirklich teenagery drauf. So sollte mich wirklich niemand aus der Uni treffen. Oder irgendwer unsrer Freunde, die noch dachten, dass ich normal bin. Oder Nathan. Das wäre ganz besonders schlimm.

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