Kapitel 4 - Heimfahrt im Aston Martin

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„Machst du Eventmanagement?", fragte Nathan positiv überrascht.

„Nein, ich studiere Tanz und Psychologie am Hunter College", erklärte ich. Offensichtlich hatte ich ihn wieder von mir überzeugt.

„Wow, bewundernswert", meinte er und seine strahlenden Augen bewiesen mir, dass sein Lächeln ehrlich und echt war.

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Mein Profiteroles war letzten Endes doch zu schnell aufgegessen, dabei nahm ich jeden Löffel mit Bedacht und genoss die zerfließende Schokolade in meinem Mund und versuchte das Glück, dass ich verspürte, auch zu schmecken.

„Sollen wir hier noch den Abend ausklingen lassen oder in eine Bar gehen?", erkundigte sich James mit erhobener Stimme. Es ging ein relativ großes Seufzen durch die Runde.

Niemand wollte sich hier wirklich weg bewegen. Ich ehrlich gesagt auch nicht. So gut wie es in Anzügen und Cocktailkleidern ging, hatten wir es uns auf kleineren Couches gemütlich gemacht und damit konventionelle Sitzordnung und Benehmen von vorhin aufgelöst.

Anne war deswegen nicht mehr bei mir, sondern hatte sich zu Stacy, Robert und Phil gesellt, während Camille und Lucas sich sehr ausgelassen mit James, Ryan und Melissa unterhielten.

Oh und ja, richtig geschlussfolgert hat das wiederum zur Folge, dass Nathan und ich „alleine" übrig blieben und deswegen seit ungefähr zwanzig Minuten fast ungestört miteinander reden konnten. Welch ein Glück!, quiekte ich gedanklich.

"Bleiben wir doch hier", antwortete Nathan und bekam die Zustimmung von allen anderen. Er winkte daraufhin fröhlich den Kellner her. "Was möchtest du trinken, Liv?", fragte er, charmant wie er war.

"Uhm... ich nehme ein Glas Rotwein. Haben sie einen Cabernet-Syrah?", fragte ich. Im Gegensatz zu meinen Eltern war ich kein großer Kenner vom Wein, aber ich wusste welcher Geschmack welchen Name trug und konnte demnach auch entscheiden, was ich heute gerne trinken wollte.

„Einen vortrefflichen aus Südfrankreich, einen Manor Grignon aus 2013", antwortete der Kellner. Ich überlegte kurz und nickte.

„Ja, den nehme ich", bestätigte ich meine Bestellung freundlich.

Der Kellner nickte und sah Nathan an, welcher ein Glas Wasser mit Zitrone und Eiswürfeln bestellte.

"Ich bekomme so schnell Kopfschmerzen", fügte er erklärend hinzu, nachdem der Kellner zu James gegangen war, um dort die Bestellungen aufzunehmen.

Anscheinend sah ich nun noch verdutzter aus als ohnehin schon, so wie er grinste. Und er grinste böse, machte sich über mich lustig.

"Wo liegt dein Problem?", sprach ich ihn direkt darauf an.

"Ich habe kein Problem, ich trinke gerne Wasser", erwiderte er amüsiert.

"Nein, ehm... also ehrlich gesagt war ich davon ausgegangen, dass du dir einen Scotch bestellst", versuchte ich dieser paradoxe Situation zu erklären. Ich war mir wirklich sicher gewesen vorhin beim Essen, als ich ihn beobachtet hatte. Als Psychologin kränkte es mich schon ein wenig, dass ich anscheinend so dermaßen falsch lag.

"Ich bin in deinen Augen also ein hoffnungsloser Alkoholiker?", drehte er mir die Wort im Mund um.

"Wie bitte, was ? Nein!! - Ich finde... naja, du siehst so aus, als würdest du das vertragen? Sehr gerne sogar?", gab ich unsicher von mir. Ganz großes Kino, wirklich!, schimpfte ich über mich selbst.

"Das macht es wirklich nicht besser", scherzte er.

Keine Ahnung, was ich auf diesen Blödsinn erwidern sollte. Ich hätte eher gewusst, wie ich mit einer sprechenden Katze verfahren würde, die aus einem als Kühlbox getarntem Partykarton herausspringt. Nicht, dass ich hoffte, dass dies jemals eintreten würde. Lassen wir das.

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