„Wir sind da, Liv", eröffnete er mir mit voller Vorfreude. Mein Körper spannte sich an und ich atmete lange ein und lange aus. Als ich bereit war, nahm er mir die Augenbinde ab.
Sprachlos. Ich war einfach nur sprachlos.
„Ich denke, ich werde mein Hemd behalten", lachte er mich grinsend an.
Ich sah ihn überglücklich an und war einfach nur fasziniert.
~~~~~
„Wir gehen da wirklich hoch?", fragte ich ungläubig und starrte wie ein kleines Kind in die Höhe. Die Licht-Reflektionen des Sonnenuntergangs spiegelten sich in der Glasfassade des Gebäudes, als ob sich ein pink-orangener Schleicher um das Gebäude gelegt hätte.
Das Empire State Building.
Obwohl ich schon seit fast zwei Jahren in New York war, hatte ich es noch kein einziges Mal geschafft hinauf zu fahren. Klischeehaft, kommentierte die sarkastische Kopfstimme in mir.
Anstatt mir zu antworten zauberte er zwei Tickets hervor und hielt sie mir einladend vor die Nase. Ich schüttelte lachend den Kopf, das konnte doch wohl nicht wahr sein. Das Empire State Building war die Touristen-Attraktion schlechthin und wäre ich schon einmal oben gewesen, wäre es keine sonderlich gute Überraschung geworden.
Er senkte seine Hand, sodass ich in sein schmunzelndes Gesicht schauen konnte. Misstrauisch musterte ich seine Augen und die Züge um seinen Mund, um vielleicht heraus zu bekommen, ob einer meiner Freunde mich verraten hatte. Undurchschaubar, dieser Kerl.
„Gut, dann lass uns rein gehen", forderte ich ihn auf und ging los, blickte nach links und rechts, um mich zu vergewissern nicht überfahren zu werden und lief schnurstracks in das Parterre des Wolkenkratzers.
Er folgte mir und innen drin setzte er sein charmantes Nathan-Lächeln auf. Fixiert auf die Empfangsdame flanierte er zum Tresen und quatschte ein bisschen mit ihr. Sie lächelte breit, genoss seine Aufmerksamkeit ersichtlich bis er dann die Tickets auf den Tresen legte und der Glanz in ihren Augen leicht enttäuscht schwand.
Wie ich sie dabei beobachtete, fragte ich mich eindringlich, ob ich auch immer so lächerlich naiv aussah, wenn Nathan mit mir sprach und seinen Charme spielen ließ. Er hatte eine gewisse Wirkung auf mich, das war mir nicht entgangen. Jedoch erschrak ich ein wenig davor, wie sehr ich ihm doch in die Arme spielte.
In Gedanken versunken führte er mich zum Aufzug und erst als es zu Beginn ein wenig ruckelte, wachte ich auf. Darüber müsste ich mir noch einmal Gedanken machen und definitiv mit Anne sprechen. Vielleicht sogar mit meiner Schwester, schließlich hatte sie gegenwärtig die gesündere Beziehung zu einem Mann.
Ich schmunzelte bei dem Gedanken an ihre Hochzeit auf dem Gestüt von Calebs Eltern. Laut bisherigen Planungen sollte alles etwas ländlicher und weniger luxuriös ablaufen, Fast schon das Kontrastprogramm zur Hochzeit von Stacy und Robert.
„Ich mag es, wenn du verträumt deinen Gedanken nachhängst", gestand Nathan und sprach dabei mein Verhalten im Parterre an. Meine Wangen röteten sich und ich versuchte mein Lächeln frech und weniger schüchtern aussehen zu lassen. Kläglich gescheitert, dachte ich mir feierlich.
Die Türen des Aufzuges öffneten sich und meine Augen suchten den kürzesten Weg auf die Aussichtsplattform. Voller Vorfreude ging ich schnellen Schrittes nach an die Reling und blickte über den Horizont New Yorks. Nathan hatte ich einfach da stehen lassen.
Den Sonnenuntergang hatten wir zwar verpasst, aber wie plötzlich alle Lichter der einzelnen Häuser und Straßenlaternen angingen, war atemberaubend. Ich blickte über die einzelnen Dächer der Wolkenkratzer, die nicht annähernd so hoch waren, wie dieses Gebäude und dieses bestimmte Gefühl stieg in mir hoch, das man auch an Flughäfen bekam. Manchmal sogar an den Hauptbahnhöfen von Großstädten.
DU LIEST GERADE
UNQUALIFIED
RomansaEr verwirrte sie so sehr, dass sie nichtmal mehr die Kaffeemaschine richtig bedienen konnte. Dieses Flattern im Bauch, wenn auch nur sein Name fiel. Das automatische Grinsen in ihrem Gesicht, wenn er ihr zulächelte. Doch sie hatte sich gewaltig in i...