Kapitel 27 - Die Ferienvilla und Suarez

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„Ich begreife, was ich dir angetan habe und...", er brach ab, schien nach Worten zu suchen.

„Schlaf gut."

Ich sah ihm hinterher, wie er den Raum verließ.

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Wie die Ruhe selbst frischte ich mein Make Up auf, strich mir ein letztes Mal durch die gewellten Haare und machte mich bereit, in wenigen Sekunden als Natalia Hernandez Reyes aus der Limousine auszusteigen, mir kokett die Sonnenbrille aufzusetzen und mit gerecktem Kinn in meinen eleganten, italienischen Stilettos hinauf zu meiner neuen Ferienvilla zu flanieren.

Wenn das mein echtes Leben wäre, schmunzelte ich verträumt und löste meinen Blick nur ungern von den wundervollen Palmen, um denjenigen fragend anzuschauen, der mir schon während der ganzen Fahrt ab und zu Löcher in den Kopf gestarrt hatte.

"Was ist?", fragte ich Jake.

"Nichts", grinste er nur blöd zurück.

"Das ist aber nicht viel", entgegnete ich abwesend, erinnerte mich an diese typische 08/15-Antwort meines Dads und schwelgte somit wieder sehnsuchtsvoll in meinem alten Leben, anstatt mich auf das jetzige zu konzentrieren.

Dabei wäre genau das wichtig. Und ausgerechnet in diesem Moment könnte ich es sogar noch unbeschwert genießen.

"Es tut mir Leid..."

"Hm?" hakte ich nach, wandte meine Aufmerksamkeit wieder zu Nathan. Jake. Ich seufzte.

"Es tut mir Leid, dass du hier bist und nicht dein normales Leben leben kannst. Außerdem bist du sehr hübsch, mach dir nicht zu viele Gedanken", versuchte er mich mit einem liebevollen Lächeln aufzumuntern.

Ich musste das Lächeln erwidern, spürte wie mir ein wenig warm ums Herz wurde.

"Du weißt schon, wem du das sagst?", widersprach ich ihm ein wenig schuldig. Er wusste ganz genau, dass ich mir zu viele Gedanken machte.

"Versuch es doch wenigstens... dir kann hier nichts passieren. Also mach deinen Kopf aus und genieß den Tag. Ich meine, sieh dich um, das ist doch fast wie Urlaub!"

Ich musterte ihn, wie er mich so eindringlich ansah, als würde ihm tatsächlich etwas an mir liegen und ich spürte, wie sich meine Mundwinkel ganz automatisch nach oben hoben.

Zugegeben – ich liebte Momente, wie diese. Wie er mich manchmal erdete und wie er mir das Gefühl gab, dass alles okay war.

Diese Augenblicke, in denen es schien, als würde alles, was ich brauchte, nur er sein, wie er mich so liebevoll ansah und sich um mich kümmerte.

"Okay", gab ich schmunzelnd von mir und wandte meinen Blick wieder von ihm ab.

Letztendlich wussten wir es doch alle besser. Ich war ihm nicht wichtig, ich war nur sein Job. Denn 'ich' existierte offiziell auf diesem Kontinent gar nicht. Ich war nur der Kopf von Natalia.

„Wir sind da."

Ich holte einmal tief Luft, setzte mir die überteuerte Sonnenbrille von Dolce & Gabbana auf die Nase und fühlte mich plötzlich bereit. Dennoch war ich ziemlich nervös. Jetzt ging es irgendwie wirklich los. Die Mission Suarez.

Jake öffnete die Autotür und bot mir galant seinen Arm zur Hilfe, mit dem es mir einigermaßen professional gelang, die Limousine tatsächlich auf zwei Beinen zu verlassen.

Die Sonne fühlte sich wunderbar warm an. Ich ließ meinem Blick über das Anwesen gleiten. Die kunstvolle Fassade der Villa gefiel mir in echt noch mehr wie auf den Aufnahmen. Die Palmen und der gepflegte Vorgarten erstrahlten in einem satten grün, zwischendurch gespickt mit kleinen weißen Blüten und Magnolien. Es fühlte sich an wie Urlaub.

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