Kapitel 28 - Partners

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Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, dachte ich mir perplex, kippte schließlich kopfschüttelnd meinen Mojito und machte Jake mit einem Kopfnicken Richtung Ausgang klar, dass wir auch gehen würden. Ich hatte genug erlebt heute.

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Mit meinem Desperados in der Hand saß ich gemütlich im Schneidersitz vor dem Pool und starrte abwesend auf die nahezu glatte Wasseroberfläche, die so einladend aussah, als könne man perfekt in diese Wasserwelt eintauchen.

Es war warm genug ohne Cardigan und eigentlich noch ein wenig zu warm, um nicht Gebrauch zu machen von dieser wundervollen Möglichkeit sich eine Abkühlung zu verschaffen. Und genau das würde ich später noch tun.

Doch im Moment beschäftigte mich der Verlauf des Abends viel mehr.

Immer wieder dachte ich mir, wie seltsam der Abend doch war, und beobachtete, wie sich das Mondlicht auf dem Wasser spiegelte. Ich blickte nach oben in die sternenklare Nacht und alles fühlte sich so unbedeutsam und surreal an.

„Deine Limette", sagte Jake, reichte mir einen Limettenschnitz für mein Despo und setzte sich neben mich.

Ich nahm sie ihm dankbar schmunzelnd ab und tat sie in den Flaschenhals. Ein Despo ohne Limette war eben kein echtes Desperados.

Ich seufzte hörbar, nahm einen Schluck und hoffte inständig, mein Kopf würde irgendwann endlich aufhören, sich weiter Gedanken zu machen.

„Wie geht es dir?", fragte Jake behutsam.

„Ich bin verwirrt", sprudelte es sofort aus mir heraus. „Keine Ahnung, ich hatte nicht erwartet, dass es so verläuft..."

„Keine Ahnung? Warum?", hakte er nach eigenen Sekunden nach und ließ seine Beine ein wenig im Wasser plätschern.

Ich zog meine Stirn in Falten und überlegte wirklich, warum ich keine Ahnung hatte. Ich bildete mir eigentlich immer irgendeine Ahnung, auch wenn ich tatsächlich nichts zu wissen glaubte.

„Ich weiß es nicht... ich glaube...", dachte ich nach und war dankbar, dass er mir die Zeit ließ, die ich brauchte, um meine Gedanken zu sortieren.

„Ich komme nicht damit klar, Suarez so auszuspielen. Ich meine, es war offensichtlich, dass er das selbst jeden Abend mit einer anderen machte, schon klar. Aber ich wollte nie so sein", erklärte ich schließlich, ein wenig enttäuscht von mir selbst, und sah zu ihm rüber, um herauszufinden, wie er darüber dachte. Würde er mich verstehen?

Er schien selbst nachzudenken, sah mich kurz an und dann blickten wir beide wieder auf den Pool vor uns, als hätten wir uns abgesprochen.

Ich nahm einen großen Schluck von meinem Despo, wartete geduldig seine Meinung ab und spielte mit dem Etikett der Flasche, um mich irgendwie zu beschäftigen.

Ich hatte ihn schon einmal gefragt, wie er mich hatte so verarschen konnte, aber seine Antwort war für mich nie wirklich zufriedenstellend gewesen. Ich hatte es einfach irgendwann versucht zu vergessen und damit abzuschließen. Ich hoffte trotzdem, er hatte den nicht beabsichtigten Wink verstanden.

„Liv, wie empfindest du für Suarez?", fragte er stattdessen, nach einer kleinen Weile.

„Er ist ein Drogenbaron, Jake. Wie soll ich bitte für ihn irgendetwas empfinden?!", entgegnete ich verständnislos, ohne den geringsten Schimmer worauf er hinaus wollte.

„Genau das meine ich, Liv. Er ist ein Drogenbaron und dein Job ist es, die Machenschaften des Kartells zu entlarven", erklärte er energisch.

Dann ruhiger fügte er hinzu: „Damals bei dir war es mein Job herauszufinden, wie resistent und genial deine Menschenkenntnis ist. Ich wusste nicht, dass ich das Ganze verkomplizieren würde. Ich hatte einfach nicht daran gedacht. Ich hatte mir eigentlich gar nichts dabei gedacht."

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