Kapitel 15 - Puderzucker auf Vanillekrapfen

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"AHHH !! Du bist auch endlich da! Ich hab dich SOOOO lieb!", kreischte Melissa und fiel mir lachend um den Hals.

"Heeey", begrüßte ich sie, ihr Lachend erwidernd. Sie hielt mein Gesicht in ihren sanften Händen und strahlte mich an.

"Ich werde dich wirklich vermissen", gab sie leise zu und der Wehmut in ihrer Stimme erinnerte mich wieder an die unumstößlichen Gegebenheiten und den Sinn des heutigen Ereignisses.

"Ich dich auch", erwiderte ich flüsternd.

Sie streichelte mir mit ihrem Daumen kurz über die Backe und lies schmunzelnd von mir ab. Dafür wurde ich gleich von Camille zerquetscht.

"Ich krieg keine Luft!", ächzte ich gespielt, woraufhin sie mir den Kopf tätschelte.

"Jaja", hörte ich sie scherzen. "Wie quatschen nachher noch, okay? Versprochen?", hakte sie nach, als Lucas neben ihr auftauchte. Ich nickte, stimmte ihr zu.

"Wir werden dich jetzt alle nacheinander zerquetschen und dann heulst du bevor der Abend überhaupt richtig angefangen hat", laberte Ryan gleich drauf los und lachte breit grinsend. Ich spürte mein Lächeln, seufzte jedoch bei seinen Worten und senkte meinen Blick zu Boden.

"Es ist so viel härter, als ich es anfangs vermutet hatte", erklärte ich niedergeschlagen, zuckte mit den Schultern und sah wieder zu ihm auf.

Seine Hand spannte sich zu einer Faust an, doch kurz darauf streckte er seine Finger so weit wie möglich auseinander. Emotionale Befangenheit, kommentierte ich meine Analyse.

Er fuhr sich durch die Haare und schien gut zu überlegen, wie er seine nächsten Worte wählen sollte. "Pass auf dich auf, Kleine", gab er schließlich aufmunternd von sich.

Ich spielte mit Pandora-Armband, an dem sich auch der neue Blumen-Charm von meinen Eltern befand. "Mach ich. Danke, Ryan", meinte ich ehrlich. Da er nichts mehr hinzuzufügen hatte, fragte ich ihn, wo denn die anderen wären.

"James klärt irgendwas mit Emilio wegen deiner Überraschung und... ehm... Hilary ist für kleine Mädchen... ach, Stacy und Robert sind noch nicht da, die hatten noch irgendetwas wegen ihrer Verlobungsfeier zu regeln. Und...", informierte er mich nachdenklich, wobei ich ihn geschockt unterbrach.

"WAS?! Da kann ich ja auch nicht kommen...", stellte ich traurig fest. Ryan sah mich entschuldigend an, weshalb ich das Thema zu Seite schon. "Und wo sind die anderen? Anne, Lucas, Phil und Nathan?", hakte ich nach.

"Die müssten schon am Platz sein. Diesmal haben wir einen Tisch links hinten bekommen. Du weißt schon, damit wir unsere Ruhe haben", erklärte er und zeigte über seine Schulter nach hinten. Ich nickte. Er nickte und verabschiedete sich Richtung Toiletten.

Anne trug ein schwarzes Blusentop und eine pink und gelb neon-glitzernde Statement-Kette. Ihr Bob wippte fröhlich hin und her, während sie wild gestikulierte und Lucas und Nathan von irgendetwas erzählte.

Der Gedanke Anne hier zu lassen versetzte mir einen solchen Stich in meinem Herzen, wie ich niemals erwartet hätte, überhaupt für eine außenfamiliäre Person spüren zu können. Aber Anne war meine Familie.

Ich unterdrückte nicht den Drang, zielstrebig auf sie zuzugehen, meine Tasche auf dem Boden neben ihrem Sitzplatz plumpsen zu lassen und meine Arme von hinten um sie zu schlingen. Ich ruhte meinen Kopf auf ihrem aus und schloss meine Augen, um alles andere auszublenden, sog den Duft ihrer weichen Haare in mich auf. Eine Welle der Sehnsucht brach aus mir heraus, sodass ich mich schlagartig aufrichtete und tief einatmete.

"Na?", fragte sie mich aufmunternd, nachdem sie ihren Oberkörper zu mir umgedreht hatte. Ihre strahlenden Augen wirkten beruhigend auf mich ein.

"Alle Koffer gepackt", weihte ich sie daraufhin nervös ein. Blickte zwischen ihr, Lucas und Nathan hin und her. Nathan verhielt sich normal. Als ob es ihm total egal wäre, dass dieses Etwas zwischen uns vorbei war.

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