~ drei Tage später ~
Es war einer der schrecklichsten Montage seit langem. Ich musste früh aufstehen und mich abhetzen, um pünktlich zur Psychologie Vorlesung zu kommen.
Nachdem mein Kopf vor lauter neuer Informationen brummte und meine Hand bei nahezu jeder Bewegung schmerzlich zuckte, weil ich so viele Notizen gemacht hatte, gönnte ich mir in der Mittagspause einen großen schwarzen Kaffee für € 3,90 Euro und fluchte kurz darüber, warum ich mich immer wieder solchen Wucherpreisen unterwarf. Da konnte man doch glatt zu Starbucks gehen.
Ich schlürfte zum Central Park, genau zu der Bank, an der Anne und ich uns immer trafen und lief zielstrebig auf sie zu, sobald sie hinter den grünen Büschen in mein Blickfeld fiel. Ich ließ mich mit einem Lächeln im Gesicht plumpsen und vergaß für die nächsten fünfzehn Minuten den ganzen Stress, der mich heute plagte.
Ich schloss die Augen und genoss die Sonnenstrahlen, die zwischen den Blättern der Bäume hindurch auf mein Gesicht trafen. Es duftete mal wieder nach frischem Gras und man konnte die sanfte Witterung von Pfingstrosen, Hyazinthen und den der wohlriechenden Akazien wahrnehmen.
Mehr Pflanzen und Sträucher konnte ich nicht nach ihrem Geruch benennen, schließlich war ich in einem anderen Jahrhundert als meine Großmutter aufgewachsen.
Ich würde das Leben hier in New York definitiv vermissen, auch wenn Wien eine sehr schöne Stadt war, wie ich beim Surfen durchs Internet und dem Scrollen durch Instagramprofile von anderen Wiener Studenten festgestellt hatte. Ich hatte auch schon meine neue Mitbewohnerin gestalkt, schließlich musste ich sicher gehen, dass wir uns zumindest am Anfang verstehen würden. Die Zimmer dort im Studentenwohnheim waren klein, ungefähr so groß, wie James's Wohnzimmer.
Ich würde das schon überleben, dachte ich mir und kratzte so viel Optimismus in mir zusammen, wie ich auffinden konnte. Sorgen machen, konnte ich mir noch während des ganzen Fluges in drei Wochen.
Sobald diese fünfzehn Minuten der Ruhe während des Sturms allerdings abgelaufen waren, ertönte mein nerviger Handywecker. Ich packte meinen Kram seufzend zusammen und machte mich auf dem Weg zurück zum Hunter College.
Es war ein sehr sonniger, warmer Montag und wie ich die Spaziergänger im Park so beobachtete, kroch langsam die Eifersucht in mir auf. Ich wollte auch frei haben. Das ist alles so unfair, redete ich mit mir selbst und bemitleidete mich ein wenig, bis es mir dadurch irgendwie besser ging.
Ich stopfte meine Habseligkeiten in einen grünen Spind mit der Nummer 095. Ich legte eine Euromünze hinein, um damit abzusperren und lief zu den Umkleidekabinen in der Nähe der Tanzräume, während ich die Schlüssel in der Innentasche des Sportbeutels verstaute.
Ich wechselte in einen neon-pinken Sport-Bustier und eine schwarze enganliegende kurze Shorts. Damit ich mich nicht ganz so nackt fühlte, warf ich mir noch ein weißes längeres Tank Top über die Schultern. Ich machte mir einen Zopf und lief barfuß in den Tanzsaal, um dort schon einmal meine Muskeln aufzuwärmen und mich ein wenig zu dehnen.
Ich war positiv überrascht, als mir nicht der Gestank von verschwitzten Tänzern entgegenkam, sondern ein seichter Duft nach Zitrone. Ich schmunzelte.
~~~~~
Frisch geduscht huschte ich gerade pünktlich um16 Uhr durch den Hintereingang des Madison Square Cafés, stellte meine Umhängetasche auf den Boden und band mir die dunkelgraue Arbeitsschürze um den Nacken. Wie ich dieses Ding hasse, dachte ich mir genervt. Ich war vollkommen am Ende und das schon bevor meine sechsstündige Schicht begonnen hatte.
DU LIEST GERADE
UNQUALIFIED
RomantizmEr verwirrte sie so sehr, dass sie nichtmal mehr die Kaffeemaschine richtig bedienen konnte. Dieses Flattern im Bauch, wenn auch nur sein Name fiel. Das automatische Grinsen in ihrem Gesicht, wenn er ihr zulächelte. Doch sie hatte sich gewaltig in i...