Kapitel 22

3.6K 219 26
                                    

"Hast du Hunger?", fragt mich mein Onkel, während er seinen Mantel auszieht.

"Und wie!", antworte ich.

Wir kamen gerade von dem Arzt. Er hatte gesagt, dass alles wieder okay wäre und wir uns keine Sorgen mehr machen müssten. Mir war sowieso schon klar, dass meine Rippen wieder heil sind, doch mein Onkel beharrte auf diesen Besuch.

Allgemein hatte ich die letzte Woche kaum Zeit. Bis gestern hatten wir andauernd Besuch von Verwandten. Sie wollten schauen wie es Tao geht. Manche waren auch scheinbar einfach neugierig auf mich. Mir wurde mehr als einmal von dem angeblich wunderschönen Sohn erzählt. Die Tatsache, dass ich nach Weihnachten wieder ging oder erst 17 Jahre alt war, interessierte viele nicht einmal.

Ich hatte jedes mal an Jiyong denken müssen. Die Koreaner hatten es anscheinend mit jüngeren Frauen.

Ich ziehe meine Stiefel aus und gehe in das Wohnzimmer. Mein Onkel hantiert in der Küche rum.

"Brauchst du Hilfe?", frage ich ihn.

"Neee, das schaffe ich schon.", kommt es zurück.

"Okay, sag Bescheid wenn doch."

Schon lasse ich mich auf das Sofa fallen. Die letzten Tage waren echt hektisch gewesen. Müde schließe ich meine Augen.

Ich war so müde.

Doch ein bekannter Ton lässt mich wieder die Augen öffnen. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche.

Jiyong

Seufzend schaue ich auf den Display. Er hatte es in letzter Zeit öfters versucht. Mindestens zweimal pro Tag. Doch ich antworte nur auf seine Nachrichten. Ich konnte einfach nicht mit ihm reden. Die Angst, dass er etwas heraushören könnte, war zu groß.

Das ich verunsichert bin.

Es klingelt noch zweimal, dann hat er es aufgegeben. Ein schlechtes Gewissen plagt mich und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ich stehe auf und gehe in Sues Zimmer. Dort schnappe ich mir die Geige und entschließe mich ein bisschen zu spielen.

Es scheint was zu bringen. Ich bin vollkommen abgelenkt. Nicht einmal das Klopfen an meiner Tür höre ich.
Bis mir etwas komisch vorkommt und ich die Augen öffne.

Vor mir steht Jiyong der mich beobachtet. Ich kann seinen Blick nicht deuten.

"Was machst du hier?", stammel ich, während ich die Geige ablege. Er antwortet mir nicht, sondern schaut mich weiter an.

"Willst du dich hinhocken?", ich zeige auf Sues Bett.

"Wieso hast du meine Anrufe ignoriert?", fragt er anstatt zu antworten.

Mist.

Ich schlucke kurz und lege dann meine Geige zurück in ihren Kasten. Dann stehe ich auf.

"Ich hatte keine Zeit."

"Aber schreiben konntest du?"

Sein Ton ist leicht wütend.

"Naja, wir hatten viel Besuch in den letzten Tagen und da ist schreiben leichter, als zu reden.", erklärte ich.

Er starrt mich wieder an und fährt sich dann aprubt durch seine Haare.

"Ich verstehe, dass wir uns nicht immer sehen können oder antworten können. Ich meine ich habe viele Termine und so. Aber ich spüre doch das etwas ist. Seit der Party."

Er hatte es doch gesehen?

"Was meinst du?", will ich ahnungslos wissen.

"Du hast geweint als du augestiegen bist. Glaubst du ich bin blind? Und wie schon gesagt, ignorierst du meine Anrufe und jeden Versuch mich mit dir zu Treffen!", er wurde lauter. Trotzdem höre ich da Verzweiflung.

Ein Winter mit G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt