Kapitel 27

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"Du hast auch alles?", fragt mich mein Onkel erneut. Er hatte es bestimmt schon 20 mal gefragt.

"Ja, ich hab wirklich alles.", versichere ich ihm trotzdem lächelnd.

Wir waren am Flughafen. Es war der 25. Dezember. Also hieß es wieder nach Hause zu fliegen. Auch wenn es mir schwer fiel. Tao ist mir sehr ans Herz gewachsen, wie Korea.

"Hast du auch das Paket?"

Seine Stimme war jetzt sanfter. Fast vorsichtig. Er wusste, dass es noch ein wunder Punkt war.

Das Paket war von Jiyong.

Er hatte es gestern vorbei gebracht. Mein Onkel musste es entgegen nehmen, da ich mich geweigert hatte an die Tür zu gehen, geschweige denn mit ihm zu reden. Denn das hatten wir seit meinen Geburtstag nicht mehr. Nachdem ich weinend zurück gekommen bin, hatte mich mein Onkel wortlos in die Arme genommen und, bis ich eingeschlafen war, getröstet. Am nächsten Tag hatte er ebenfalls nicht gefragt und mich weinen lassen. Nur ab und zu brachte er mir neue Taschentücher oder Eiscreme. Er hatte das Bild wahrscheinlich irgendwann selber gesehen. Es ging exakt eine Woche so, bis ich mich zwang, wieder normal zu werden.

Schließlich war ich da um Tao zu helfen, nicht anders herum!

Als er mein "normales Ich" wieder in den der Küche sah, lächelte er bloß. Er war ein guter Mensch. Kein Wunder, dass meine Tante wegen ihm so weit fort gegangen ist.

Ich hatte während der ganzen Herzschmerz-Phase mein Handy ausgelassen. Als ich es wieder anmachte hatte ich 189 Anrufe und 120 Nachrichten von Jiyong. Ich löschte alle. Mein Onkel erzählte mir auch später, dass er paar Mal vor der Tür stand. Doch jedes Mal schlief ich komischerweise.

Bis gestern.

Tao und ich aßen gerade, als es klingelte. Verwundert hatten wir uns angeschaut. Wir erwarteten niemanden. Sue blieb in ihrem Wohnheim. Eigentlich wollten wir lecker kochen und dann uns die Geschenke geben. Zur Krönung dann noch einen Film anschauen. Mehr nicht. Mein Onkel ging also zur Tür und schaute nach wer es war.

Dann hörte ich seine Stimme. Sie klang müde. Sofort zog sich mein Herz zusamme. Ich hielt die Luft an und hörte zu.

"Entschuldigen Sie die Störung. Ich weiß, dass es heute unpassend ist, aber wäre es vielleicht möglich mit Noah zu sprechen?", fragte er höflich.

"Ist schon in Ordnung, Jiyong. Ich kann nicht sagen ob sie reden möchte, doch du kannst Noah gerne fragen.", antwortete mein Onkel.

Wie aufs Sprichwort sprang ich auf und eilte in Sues Zimmer.

"Noah?", hörte ich meinen Onkel und Jiyong rufen. Dann schloss ich die Tür ab. Schwer atmend hatte ich mich dagegen gelehnt. Ich wusste, wie kindisch das alles war. Aber ich wollte nicht erneut kaputt gehen.

Plötzlich klopfte es leicht an meiner Tür. Meine Muskeln spannten sich an.

"Noah ich bins.", kam es leise.

Ich werde nicht anworten.

"Bitte mach auf.", flehte er.

Kein Wort von mir wird er hören!

"Wir müssen reden! Ich muss dir alles erklären..."

Nicht schwach werden!

"Noah, bitte! Ich will nicht so auseinander gehen...", seine Stimme klang brüchig.

"Verschwinde!", rief ich.

Ich würde nicht mehr lange stand halten können!

Es war kurz ruhig, dann hörte ich es rascheln.

"Ich hab was für dich mitgebracht. Bitte schau es dir an, bevor du es wegschmeißen solltest. Ich wollte dir nur noch sagen, dass ich dir das Beste für die Zukunft wünsche und ich jeden Moment genossen habe...Ich werde dich vermissen..."

Dann entfernte er sich und ich war erneut zerstört.

Vor der Tür lag dann ein kleines Paket. Eingepackt in Geschenkpapier. Es war nun in meiner Handtasche.

Mein Flug wurde aufgerufen und ich schaute meinen Onkel an. Er lächelte traurig und umarmte mich.

"Komm ruhig in deinen Ferien wieder. Ich habe immer Platz für dich. Danke für alles, Noah.", flüsterte er mir ins Ohr. Ich spürte, dass ich weinen musste. Ich drückte ihn nochmal kurz und löste mich dann von ihm. Lächelnd winkte ich ihm und ging Richtung Flugzeug.

15 Minuten später waren wir in der Luft und auf den Weg nach Deutschland. Unentschlossen schaute ich aus dem Fenster. Dann hielt ich es nicht mehr länger aus. Ich holte das Paket raus und hielt es verkrampft fest. Langsam löste ich das Papier und öffnete eine blaue Box. Darin waren mehrere Papiere.

Eher gesagt Fotos.

Genau drei.

Überrascht zog ich sie raus und schaute sie an.

Das erste war von Seungs Party. Ich lag schlafend auf der Liege und Jiyong schaute mich stirnrunzelnd an.

Ungewollt musste ich grinsen und spürte wie meine Augen nass wurden.

Das nächste Bild war von der 20er Party. Die Bilder welche die Designer machen mussten. Jiyong und ich standen Arm in Arm dran. Ich lächelte schüchtern in die Kamera. Nur Jiyongs Blick war auf etwas anderes gerichtet.

Auf mich

Ein zartes Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Augen blickten mich sanft an.

Jetzt rollte schon die erste Träne meine Wange herunter. Doch als ich das letzte Bild sah, weinte ich los.

Es war ebenfalls von dem Abend. Nur auf der Party. Jiyong küsste gerade meine Hand und ich lächelte. Das Bild musste jemand ohne unser Wissen gemacht haben. Es war gewesen, als ich das mit der Ehe erfahren hatten.

Mit zittrigen Händen und weinen zog ich noch etwas aus der Box. Es war die Verpackung von der Kette. Langsam öffne ich sie und da liegt sie.

Wie neu.

Anscheinend hatte er den Verschluss reparieren lassen.

Vorsichtig nehme ich sie heraus und halte sie fest. Da erst fällt mir dir Zettel auf.

Er war bechrieben.

Ich nehme ihn und lese es.

Immer wieder.

Unsicher ob ich träume.

Ich liebe dich, Noah.
Bitte ruf mich an!

Jiyong

Ein Winter mit G-DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt