Krawattenträger sind out- Kapitel 2

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Am nächsten Tag bin ich um viertel vor acht in der Firma und fahre trotz freier Plätze wieder auf den „Geheimplatz", in der Hoffnung, die Frau mit den eindrucksvollen Augen zu treffen. Tatsächlich kommt sie kurze Zeit später angefahren. Sie ist eher eine, die gemütlich fährt im Gegensatz zu mir!

„Oh, guten Morgen!" begrüßt sich mich fröhlich.

Ich grinse unbeholfen. Mann, ich benehme mich wie ein debiler Affe! Hole tief Luft und sage:

„Dir auch. Danke, dass du mir gestern den Platz gezeigt hast."

„Keine Ursache, wir waren echt spät dran, was? Ich hoffe, du hast keinen Ärger bekommen?"

Sie schließt ihr Rad an und nimmt die Mütze ab.

„Nein, nicht wirklich. Und selbst?"

„Oh, ich kriege ständig Ärger. Upps, ich muss rein, bis dann und einen schönen Tag!"

Und schon wieder ist sie verschwunden. Nun, ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich sie wirklich nach ihrem Namen fragen will. Wäre ich doch nur normal, dann wäre alles so einfach!

Frau Koch begrüßt mich mit einem Blick zur Uhr und einem Stirnrunzeln. Es ist fünf vor acht. Ich höre ein Poltern aus dem Vorzimmer der Schwartz und sie geht hinein, während ich meine Jacke aufhänge und den Computer hochfahre. Ich sehe mein Spiegelbild auf dem dunklen Monitor. Zugegeben, gar nicht so schlecht. Wenn der kleine Makel nicht wäre. Klein, im wahrsten Sinne des Wortes!

„Herr Kupfer, Frau Schwartz will sie jetzt begrüßen." unterbricht Frau Koch meine Gedanken mürrisch. Ich nicke, stehe auf und zupfe mir die Krawatte zurecht. Mit klopfendem Herzen folge ich ihr in das Vorzimmer, von dem aus eine unscheinbare Tür rechts abgeht. Ich vermute, da geht die Schwartz rein und raus. Eine breite Milchglasfront führt in ein weiteres Büro.

„Christina Schwartz, Marketing" steht auf dem Schild, und Frau Koch klopft. Ich höre eine helle, weiche Stimme leise fluchen. Die Koch tritt ein, ohne auf ein „Herein" zu warten. Mein Herz macht einen Satz, als ich Christina Schwartz's Rücken vor mir erblicke. Sie steht vor einem Spiegel und bindet sich ungeschickt die brünetten Haare zusammen.

„Christina!" sagt Frau Koch mürrisch.

Die Gerufene dreht sich um, erkennt mich und grinst.

„Oh, sie! Anatol Kupfer, hm, ich habe sie mir anders vorgestellt."

Na, super. Hat sie meinen Lebenslauf etwa nicht gelesen?

„Ja, das sagten meine Eltern bei meiner Geburt auch." antworte ich trocken und schelte mich sofort dafür. Doch sie lacht und sagt:

„Na, das kenne ich! Mein Vater wollte immer einen Jungen, der das Imperium erbt. Ich bin Christina Schwartz. Herzlich willkommen!"

Sie reicht mir ihre Hand und ich schüttele sie. Nun, ich vermute, dass Frau Koch die anderen Sekretärinnen selbst vergrault hat.

„Vera, lass uns bitte alleine. Möchten sie Kaffee, Herr Kupfer?"

„N... nein, danke." stammele ich, immer noch in ihrem wundervollen Blick gefangen.

Mann, reiss dich zusammen, Anatol!

Frau Koch geht, nachdem sie mich missbilligend gemustert hat. Christina deutet an, dass ich mich setzen soll und platziert sich vor mich auf ihren Schreibtisch. Sie trägt ein hübsches Kostüm in mauve, nun, sie muss sich umgezogen haben, denn auf dem Fahrrad trug sie Jeans.  

„Sie können ruhig Anatol zu mir sagen." unterbreche ich die Stille und versuche hartnäckig, nicht auf ihre Beine zu starren.

Doch nun brummt ihr Handy und ich nutze die Chance, ihren Körper mit meinem Blick zu erkunden. Schnell guckt sie mich wieder an und lächelt.

Der Held der KrawattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt