Im Gespräch mit dem Kunden, einem Herrn Krämer, ist Christina Schwartz ganz geschäftsmäßig und kühl, obwohl mich der schmierige Typ wahnsinnig machen würde. Er starrt ihr dauernd in den- hm, sehr schönen, zugegeben- Ausschnitt. Mich ignoriert er, und ich mache Notizen, denn Christina ist tatsächlich sehr geschickt und hat ihn nach zehn Minuten bei den Eiern. Bevor er jedoch anfängt, ihr die Füße zu lecken, steht sie auf und lächelt uns nacheinander an.
„Besprechen sie die weiteren Einzelheiten mit meinem Assistenten, Herrn Kupfer. Und Anatol, Mark holt sie in einer halben Stunde wieder ab. Einen schönen Tag noch, die Herren."
Was? Die spinnt ja wohl total? Tina lächelt mich zuckersüß an und nickt dem Schmierlappen zu. Dann sehe ich nur noch ihren Rücken. Am liebsten würde ich... Herr Krämer räuspert sich.
„Ganz schön heiß, ihr Boss, nicht? Was müssen sie für sie tun, wenn sie mal nicht ihre Aufträge bearbeiten?" grinst er.
Blödmann.
„Also, die Details." sage ich ruhig und ignoriere seine dumme Anspielung. Nach einer halben Stunde bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und zehn Zentimeter gewachsen. Und ich will Christina nicht mehr lynchen, sondern sie küssen. Sie wußte anscheinend, dass ich es hin kriege und das tut mir gut! Wie versprochen, holt mich Mark, der Sicherheitstyp, ab und flirtet ohne Hemmungen mit mir. Ich weise ihn freundlich, aber bestimmt in seine Grenzen, tatsächlich lässt er mich dann den Rest der Fahrt in Ruhe. Auch, wenn ich mein schwules Image pflegen möchte, hier hat es nichts zu suchen! Erschöpft und hungrig komme ich in der Firma an. Ich melde mich kurz bei Frau Koch zur Pause ab, doch sie sagt:
„Daraus wird nichts. Sie sollen gleich zu Christina und den Bericht abgeben."
Bericht! Doch, jetzt möchte ich sie wieder lynchen! Ich setzte mich seufzend an den Rechner und tippe drei Seiten in zwei Stunden. Mann, kann das nicht die Koch machen? Wozu ist sie Sekretärin? Um kurz nach zwei bin ich fertig, mein Magen knurrt laut und ich klopfe an Christina's Tür. Sie blickt von ihrem Mac auf, als ich eintrete. Natürlich nach ihrem „Herein".
„Der Bericht ist fertig." murmele ich.
Woah, diese Augen! Doch sie sieht müde und erschöpft aus. Christina lächelt und sagt:
„Gut. Setzen sie sich, ich tippe nur noch schnell was zu Ende."
In der Stille knurrt mein Magen wieder und Christina schaut grinsend hoch.
„Hm. Klingt ja nach einem Notfall! Zeigen sie schon her, ich kann das später erledigen."
Ich gebe ihr die Berichte, und sie überfliegt sie.
„Genau so habe ich mir den Deal vorgestellt. Gut gemacht, Anatol! Nun, wo möchten sie essen? Ich lade sie ein." sagt sie lächelnd.
„Kann ihnen das auch nicht zum Nachteil werden?" schmunzele ich, und ihr Lächeln erstirbt.
Verdammt...
„Entschuldigen sie, das war nur Spass." murmele ich.
Plötzlich höre ich den genialen Song aus dem"50 Shades"- Film, „Earned it". Christina greift nach dem iPhone, das neben ihrem Firmenhandy liegt und seufzt.
„Leon, ich muss arbeiten." meldet sie sich brüsk.
...
„Nein, das geht nicht, ich muss nach Frankfurt. ... Du weißt, das geht vor ... Ja, klar. Ich sehe dich heute Abend."
Sie legt auf und schaut mich an. Und woah, ich kriege einen Stromschlag! Sie murmelt:
„Ist ok, so falsch liegen sie nicht. Vielleicht sollten wir nicht zusammen essen gehen..."
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Der Held der Krawatten
Aktuelle LiteraturAnatol Kupfer, unser Held, hat ein Geheimnis. Etwas, was er auch in unserer ach so modernen, verständnisvollen Welt vor allen Menschen versteckt, denn er hat deswegen viel Ablehnung erfahren. Nun muss er ein Praktikum absolvieren und dummerweise i...