Ich verpacke ihn wieder, helfe Tina auf und nehme ihr die Krawatten ab. Sie schaut mich mit einem durchdringendem, fragendem Blick an. Ich wende mich ab, murmele, dass ich mich waschen gehen würde.
„Kann ich mit? Ich klebe." sagt sie sanft.
Ich schüttele den Kopf.
„Okay..." haucht sie enttäuscht.
Sie hält mich am Arm fest, zieht mich zu sich und küsst mich zärtlich. Dann flüstert sie mir ins Ohr:
„Damit würde ich klar kommen. Das war total irre, Anatol."
Hauptpreis! Ich grinse sie an und küsse sie, was sie dazu nutzt, sich an mich zu drücken. Mann! Ich schiebe sie sanft weg und sage streng:
„Regel Nummer eins: alles unterhalb meiner Gürtellinie ist tabu. Nicht anfassen und auch nicht dran reiben."
„Gilt das auch für deine Füße?" grinst sie.
Ich seufze.
„Die darfst du anfassen. Wenn's sein muss." knurre ich.
„Unterschenkel?"
„Meinetwegen."
„Oberschenkel?"
„Nein. Und Hintern, und...naja. Verstanden?"
„Ja. Nur...du hattest nicht gerade viel davon, oder?" raunt sie und krault mir durch das Haar. Hmm.
„Es war genauso, wie ich es wollte."
Ist absolut gelogen, aber was hilft's! Ich küsse sie sanft und verschwinde dann im Bad. Keine Ahnung, wie lange ich das in dieser Form durchziehen kann. Nur jetzt gerade macht es Sinn.
Nun, ein Problem gibt es da noch. Aber etwas später, nachdem Tina geduscht hat und wir beim Italiener Pasta essen, erzählt sie mir, dass es sich schon gelöst hätte.
„Ach, ich wollte dir ja noch sagen, dass Leon nicht mehr mein Dauerverlobter ist." grinst sie mich keck an. Hm, was so eine Zunge doch bewirken kann!
„Sondern?"
„Mein Ex! Gestern, nach dem „Nur ein Kuss" hatte ich ihn angerufen und ihm gesagt, dass ich mich nicht mehr länger von ihm bevormunden lassen wolle. Ich sagte, ich wolle mich betrinken, wann ich will und er solle gefälligst hinter mir stehen, was diesen Stalker angeht."
„Normalerweise solltest du ihm das nicht sagen müssen..." brumme ich.
„Er antwortete, dann solle ich mir mehr Mühe im Bett geben. Darauf ich: Leck mich."
Ich lache laut auf.
„Naja, den Part habe ich ja übernommen. Und ich hoffe, ich war besser."
„Hm, kein Kunststück. Er hat das nie gemacht."
Ich grinse, sage leise „YESSS!" und sie kichert. Dann fährt sie fort:
„Naja, Leon sagte noch, ich würde mich total albern verhalten. Und ich entgegnete, mag sein, aber ich würde hiermit die Verlobung lösen. Dann wünschte ich ihm Glück, eine vernünftige Frau zu finden, die ihm nach Feierabend täglich brav zur Verfügung steht."
„Wow. Und, wie ist es?"
„Es fühlt sich gut an, richtig befreiend! Und ehrlich gesagt, Anatol, hast du mir den letzten Ruck gegeben."
„Ich bin Schuld, hm?"
„Ja, du, mein hübscher Prinz."
Tina schaut mich verliebt an. Ich spüre Hitze aufsteigen und ich weiß nicht, ob es Lust oder Scham ist. Komplimente bin ich nicht gewohnt.
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Der Held der Krawatten
General FictionAnatol Kupfer, unser Held, hat ein Geheimnis. Etwas, was er auch in unserer ach so modernen, verständnisvollen Welt vor allen Menschen versteckt, denn er hat deswegen viel Ablehnung erfahren. Nun muss er ein Praktikum absolvieren und dummerweise i...