Ich bleibe geschlagene drei Stunden im Folterkeller und powere mich dermaßen aus, dass ich ziemlich gechillt bin, als ich zurück ins Hotelzimmer komme. Ich dusche ausgiebig und dann klopfe ich bei Tina. Ich will mich entschuldigen und sie fragen, ob sie mit mir Mittagessen geht. Ich sterbe vor Hunger!
Sie öffnet und schaut überrascht.
„Hey." sagt sie leise.
„Hey. Können wir reden?"
„Ja. Komm rein. Ach so, der Hotelmanager hat gerade angerufen. Er sagte, du wüsstest bereits, dass er eventuell dein Zimmer nicht verlängern könne. Nun, der Fall ist eingetreten."
„Ach ja, habe ich ganz vergessen. Ich wollte mir noch eine Pension suchen."
„Quatsch, kannst hier schlafen. Du hast vorhin übrigens für mächtig Wirbel gesorgt, ich musste dem Manager versprechen, dass du dich in Zukunft benimmst. Die hohen Damen waren entsetzt!" kichert sie.
„Und du?" frage ich leise. Sie schaut mich an und seufzt.
„Ich war erleichtert. Aber trotzdem, du hast Recht. Es steht mir nicht zu, dir Vorwürfe zu machen. Du bist erwachsen und musst wissen, was du tust. Tut mir leid."
„Nein, mir tut es leid. Ich habe mich nicht gerade erwachsen benommen, hm? Ich war wütend, dass du unseren Kuss so abgetan hast und wollte dich eifersüchtig machen. Und als du heute morgen so zickig zu mir warst, war es für mich wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Doch dann kam die abgeklärte Tina wieder zum Vorschein und ich bin ausgeflippt. Sorry."
Es klopft und der Page steht vor der Tür.
„Herr Kupfer, ich möchte ihnen beim Umzug behilflich sein." sagt er schüchtern.
„Das brauchen sie nicht. Bin gleich wieder da, Tina."
„Ich komme mit und helfe dir."
„Nicht nötig, ich habe kaum Klamotten mitgebracht."
Außerdem kann sie so nochmal in sich gehen!
Innerhalb von zehn Minuten bin ich wieder bei Tina und setze mich zu ihr auf die Dachterrasse.
„Und? Entschuldigung angenommen?" frage ich.
Sie lächelt mich an.
„Ja. Und du hast recht, ich war zickig. Ich dachte, du hättest dich durch den ganzen Club gevögelt. Ich kenne die beiden Schweden gut und weiß, was bei denen so abgeht. Die wollten mir mal nen Callboy schenken, das habe ich natürlich abgelehnt. Aber ehrlich, ich sollte mich zusammen reissen, denn ich habe kein Anrecht auf dich."
„Nen Callboy?" grinse ich.
Sie grinst zurück.
„Ja."
„Und du hast abgelehnt?"
„Ja. Was denkst du denn, warum sie mich Iron Lady nennen?"
„Ehrlich gesagt, bin ich froh darüber. Ich wäre gerne dein Iron Lord."
„Was?"
„Puh, endlich ist es raus."
„Anatol... du hattest gesagt, dass..."
„Ja, hatte ich. Aber ich habe mich selbst belogen. Ich will dich, Tina. Werfe mich ruhig raus, aber ich ertrage es nicht länger, in deiner Nähe zu sein und dich nicht anfassen zu dürfen."
Tina zieht scharf die Luft ein.
„Hör auf, hör sofort damit auf! Was tust du da? Du bist erst vierundzwanzig und ich bin eine alte Schachtel! Ich kann dir nichts außer dem schnöden Mammon bieten, und dafür bin ich mir wieder herum zu schade! Außerdem bin ich deine Chefin! Verdammt, jetzt geht alles wieder von vorne los..."
Sie springt auf und läuft hektisch auf der Terrasse hin- und her.
Ich stehe auch auf und stelle mich vor sie. Greife nach ihren Oberarmen, halte sie fest und schaue ihr tief in die Augen.
„Dein blödes Geld ist mir egal! Und hör auf, dich dauernd so schlecht zu machen. Du bist eine kluge und attraktive Frau! Nein, es ist genau anders herum, ich kann dir nichts bieten und ich passe auch nicht in deine Welt. Aber ich bin total vernarrt in dich. Also, was soll ich tun?"
„Küss mich." raunt sie plötzlich, und das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich halte ihre Hände fest, sodass sie nicht in Verlegenheit kommt, mich anzufassen. Es endet in einer wilden Knutscherei, und als ich mich keuchend von ihr löse, schaut sie mich fragend an.
„Was ist dein Geheimnis, Anatol?" haucht sie.
Ja, sie ist nicht dumm, sagte ich doch.
„Ich... ich möchte Kontrolle über dich, Tina." raune ich atemlos.
Sie verzieht das Gesicht und tritt einen Schritt zurück.
„Oh...Mann."
Sie fährt sich nervös durch die Haare und seufzt.
„Anatol... ich bin mehr der Vanilla- Typ. Ich stehe nicht auf diese Sachen, sorry."
Sie geht hinein und schenkt sich Wasser ein. Ich folge ihr wortlos, denn mein Kehlkopf ist wie zu geschnürt. Klar, ich kriege eine Abfuhr!
Sie dreht sich wieder zu mir, lehnt sich an die Küchentheke.
„Verdammt, ich wußte, irgendwo ist der Haken. Weißt du, ich werde wütend, wenn ich unterdrückt und bestraft werde, und bei Schmerzen drehe ich erst recht ab."
Ich nicke. Ich kann's ja verstehen und würde sie zu gerne einfach nur vögeln! Leise sage ich:
„Es geht mir nicht um Bestrafung. Und ich verspreche dir, dass ich dir niemals weh tun werde. Ich möchte nur, dass du mich nicht berührst."
Sie schaut mich erschrocken an.
„Oh. Und... wie...?"
Ihr Blick ist zu süß. Oh, ich will diese Frau!
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Der Held der Krawatten
General FictionAnatol Kupfer, unser Held, hat ein Geheimnis. Etwas, was er auch in unserer ach so modernen, verständnisvollen Welt vor allen Menschen versteckt, denn er hat deswegen viel Ablehnung erfahren. Nun muss er ein Praktikum absolvieren und dummerweise i...