Der Held der Krawatten- Teil 6

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In dieser Nacht wecken wir uns abwechselnd immer wieder, um übereinander her zu fallen und sind am Morgen schließlich völlig ausgepowert und müde. Wir schlafen bis mittags und ich muss meine Schöne wieder mal wach rütteln, weil sie ihren Wecker nicht hört. Wie kommt sie bloss ohne mich zurecht? Wir albern herum, jagen uns ins Bad und ich bin froh, jetzt nicht mehr alles verstecken zu müssen. Und mit ihr zusammen duschen gehen zu können. Es macht mir unheimlich Spaß, ihren Körper ausgiebig einzuseifen und anders herum scheint es genauso. Tinas Blick ist verträumt, als sie das süß duftende Duschgel... danach roch sie also... auf meiner Brust und den Oberarmen verteilt.

„Du bist so schön, ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient habe." flüstert sie.

Ich schnaube verärgert:

„Es ist genau umgekehrt. Ich bin eine Abart der Natur."

Sie schaut mich erschrocken an.

„Nein! Wenn hier einer abartig ist, dann ich, weil ich so jemanden wie dich bestimmt nicht lange halten kann. Es grenzt an Masochismus, mit dem Wissen zu leben, dass du mir wahrscheinlich irgendwann das Herz brechen wirst, wenn du genug von einer alten Frau wie mir hast."

Ich rolle mit den Augen. Das schon wieder!

„Mann, Tina, hör auf damit. Und geh mal davon aus, dass er da unten noch lange nicht genug von dir hat... " raune ich in ihr Ohr,  greife nach ihrem Po und ziehe sie fest an mich, sodass sie leise aufstöhnt. Ich habe keine Lust auf ihre Spielchen. Sie wird schon noch merken, dass ich es ernst meine!

Meine Erektion presst sich gegen ihren Oberschenkel und sie lächelt mich süß an. Ich hebe ihr Bein auf meine Hüfte und nehme sie, ohne zu zögern. Sie stöhnt erschrocken auf, doch dann macht sie mit. Hm, es bringt schon Spaß, sie zu fesseln, aber lieber habe ich ihre Finger in meinem Haar, ihren Atem an meinem Hals, wenn ich komme.

Ich fühle mich gut, als ich heimfahre, und doch nagt der Zweifel an mir. Es war eine wunderschöne Nacht, und ich erinnere mich mit wohligen Schauern daran, wie ich aufgewacht bin und Tina sich an mir rieb. Mein kleiner Held tut weh, denn ich habe ihn tatsächlich überstrapaziert. Und ich bin stolz darauf, dass ich als Jungmann eine erfahrene Frau zum Weinen gebracht habe, weil ich sie nicht vögeln wollte und es ihr dann mehr als gut besorgen konnte.

Trotzdem fühle ich immer noch die Kluft unseres Standes zwischen uns, und selbst, wenn das nicht wäre... ich bin kein vollwertiger Kerl, kann keine Kinder zeugen. Ich wünschte, ich hätte sie unter der Dusche nicht gevögelt, sondern hätte darauf beharrt, das sie mir klipp und klar sagt, was ich für sie bin.

Mutter quetscht mich sofort aus, als in in Bargstedt ankomme und ich gehe auf sie los. Ich bin genau in der richtigen Stimmung! Mischa versucht, zu schlichten, doch erfolglos. Schließlich gehe ich lieber laufen und telefoniere danach mit Kati. Sie erzählt mir heulend, dass Frank gestern Abend nicht aufgetaucht sei und auch nicht auf ihre unzähligen Nachrichten reagiert. Oh, Kati! Ich lade sie prompt zu unserem Kaffee- Ritual am Sonntag ein, was Mutter fürchterlich wütend macht. Nein, sie lässt sich nichts davon anmerken, aber ich weiß, dass sie innerlich kocht und ich geniesse es. Normalerweise tut sie mir immer leid und gerade jetzt, wo Vater tot ist, sollte ich nicht so mit ihr herumspringen. Plötzlich höre ich mich auch noch sagen, dass ich der Loverboy der netten Frau Schwartz sei. Mischa klatscht in die Hände, Kati zischt einen Fluch und Mutter ist kurz davor, mir eine zu scheuern, was sie noch nie gemacht hat. Wir starren uns an, Auge in Auge, und schließlich, nach einer langen Minute, sagt sie leise:

„Du musst wissen, was du tust, Anatol."

Wow, das hätte ich nicht erwartet! Kati springt auf:

„Frau Kupfer, das ist nicht ihr Ernst! Sie wird ihm weh tun!"

„Dann ist er selbst schuld. Warum lässt er sich auch auf so etwas ein."

„Hört auf, alle beide!" knurrt Mischa, „Frau Schwartz ist eine ehrliche, achtbare Frau und Anatol kann das gut einschätzen! Er weiß wirklich, was er tut, Helene."

Ich nicke, obwohl ich es eher nicht weiß...

„Danke, Onkel. Wenn ihr mich entschuldigt, ich möchte mit meiner Liebsten telefonieren."

Meine Liebste hat mir schon einige SMS geschrieben, doch mein Akku war leer. Mist! Ja, ich vermisse sie auch und rufe an.

„Hey." begrüßt mich ihre schöne Stimme sanft. 

„Hey zurück. Bist du gut angekommen?"

„Ja. Lasse fragt nach dir. Er war überrascht, dass ich dich gegen Mark eingetauscht habe."

„Wie, bitte?" knurre ich und sie lacht.

„Naja, er ist eines besseren belehrt worden, als Mark ihn angegraben hat. So schnell wird man seinen Bodyguard los, ich bin ganz alleine..." raunt sie verführerisch.

Doch bei mir gehen die Alarmglocken an. Ich schimpfe:

„Spinnt der? Der soll auf dich aufpassen!"

„Schon, aber im Hotel bin ich sicher. Und ich denke, dass gleichgeschlechtlicher Sex nicht wirklich ausreichend für Lasse ist. Mark kommt bestimmt bald zurück."

„Schläft er bei dir?" knurre ich.

„Nein, nebenan natürlich. Was ist denn mit dir los, mein Herz?" 

„Ja, das frage ich mich auch. Ich bin so, seit ich von dir zurück bin."

Tina seufzt.

„Du fehlst mir auch sehr." haucht ihre süße Stimme.

„Nein, das ist es nicht...äh, nicht nur." murmele ich entschuldigend. 

Natürlich vermisse ich sie, wie verrückt!

„Was denn? Komm schon, rede mit mir." sagt sie sanft.

„Was ist das, mit uns beiden?"

Tina hält die Luft an.

„Habe ich dir doch gesagt, oder? Ich... ach, verdammt."

„Was?"

„Ich kann doch nicht von Liebe sprechen, wo ich dich quasi grad erst kenne, oder?"

Jetzt bin ich still, halte die Luft an. Dann presse ich leise heraus:

„Warum nicht?"

„Warum nicht? Du bist so jung und ich will dich nicht einengen. Du sollst dich frei fühlen mit mir."

„Ich will mich nicht frei fühlen, ich will dich lieben." sage ich trotzig, und sie lacht leise.

„Dann tu's."

„Ja, mach ich doch. Ich liebe dich. Auf jede erdenkliche Weise." brumme ich.

„Oh, verdammt."

„Ja, du sagst es." seufze ich.

„Ist nicht leicht, hm?"

„Nein. Besonders nicht mit der Hyäne von Mutter im Nacken."

Ich berichte ihr vom Nachmittag und Tina ist fast sauer, dass ich sie meine Geliebte genannt habe.

„Was bist du denn?" frage ich sanft.

„Naja, du hattest gestern zwar den Ring vergessen, aber ich sehe mich trotzdem schon als deine Dauerverlobte."

Ich grinse.

„Süße, du solltest wissen, bei mir kommst du nicht lange damit durch. Ich werde dich betrunken machen und nach Vegas entführen, wenn du dich zierst, den letzten Schritt zu tun."

Tina lacht.

„Versuch's doch...jetzt, entführ mich." raunt sie.

„Hm, ich jetzt würde ich dich lieber verführen..."

„Oh. Wie?" haucht sie.



Der Held der KrawattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt