16. Putana

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Kräftig klopfte ich gegen die massive Holztür und lehnte mich dagegen, ohne eine Antwort abzuwarten. Nur schwer und langsam öffnete sie sich unter meinem Gewicht, bis sie endgültig nachgab und wir, gemeinsam mit Mike, halb in das Direktorium fielen. Auch hier waren alle Möbel aus dunklem Ebenholz und in der Mitte war ein riesiger altmodischer Schreibtisch mit, eingeschnitzten, schnörkeligen Verzierungen, auf dem sich hohe Bücher- und Blätterhügel stapelten. Der ausgestopfte Rabe, der gefährlich nah am Rand platziert war, schien jeden Moment herunterzufallen. Man sah über den Berg gerade noch so die Spitze des ledernen Drehstuhls. Die Regale waren überfüllt mit Lektüren und auf ihnen waren verschiedene Errungenschaften und Medaillen unserer Schule aufgereiht. Durch das große und einzige Fenster drang viel Licht hinein und in den Sonnenstrahlen konnte man die Staubpartikel sehen, die wir bei unserem Eintreten aufgewirbelt hatten. Direkt darunter stand das riesige Gehege unseres Schulmaskottchens. Freddy, das weiße Wiesel, knabberte gerade teilnahmslos an einer Gurke. Doch zwischen all diesem Chaos war weit und breit kein Direktor zu sehen.

„Mr. Moore?", rief Mike und blieb in der Tür stehen. Ich machte einige Schritte hinein und sah mich um.

Wo versteckte er die Wlan-Box?

Obwohl ich schon oft hier gewesen war, hatte ich sie nie gesehen. Wahrscheinlich war sie in einem der Schränke. Aber sie musste hier sein, dem war ich mir sicher, denn in Mrs. Reeds Büro, genauso wie im Lehrerzimmer war nichts aufzufinden gewesen. Letzteres war sehr enttäuschend, denn es war nicht leicht gewesen, da rein zu kommen. Außerdem war hier der stärkste Signalempfang. Wenn ich die letzten paar Jahre- und jetzt auch noch mit Joel in der Stufe- hier überstehen wollte, brauchte ich dringend richtiges Internet in der Schule.

Ich trat an einen Schrank, machte ihn auf und bereute es sofort wieder. Ein Dachs starrte mir entgegen.

Wie viele ausgestopfte Leichen hatte der Mann eigentlich hier rumstehen?! Ich hoffte inständig, die waren für den Biologieunterricht. Kopfschüttelnd schloss ich ihn wieder.

„Arya, man. Lass mal gehen, ey", sagte der sonst so mutige Quarterback unsicher. Ich machte mich an den nächsten. Hier nur staubige Ordner.

„Was ist los? Angst, Nelson?", fragte ich belustigt und riss noch einen Schrank auf, während ich einen kurzen Blick zum Schreibtisch warf.

In diesem Moment passierten zwei Sachen gleichzeitig.

Ich entdeckte eine wirre, weiße Mähne zwischen den ganzen Unterlagen, während ein großes, graues, kastenartiges Etwas auf mich fiel. Mit einem „Fuck" schaffte ich, es noch aufzufangen, aber es war viel schwerer als angenommen. Ich wimmerte kurz auf und krümmte mich unter dem Gewicht.

Und dann realisierte ich, in was für einen Scheisshaufen ich getreten war.

Wenn das Ding jetzt auf den Boden kippen sollte, würde Mr. Moore, der an seinem Tisch eingeschlafen war, aufwachen und sehen dass wir ohne Erlaubnis hier reingekommen waren. Selbst wenn ich versuchen würde, es langsam abzulassen, würde es keinen sanften Abgang geben. Das würde Daddy-Johnny, der sich immer noch fragte, wo er die blau-lilanen Blutergüsse um seinen Hals her hatte, nicht besonders gefallen, genauso wenig wie meinem Schulabschluss, der gerade auf dem Spiel stand.

Mike blickte mich erschrocken an, dann den Schreibtisch. Scheinbar hatte auch er gemerkt, dass wir nicht alleine waren.

Hilfe!, formte ich mit meinen Lippen.

Sofort änderte sich seine Haltung und ein hämisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Abschätzend musterte er mich. Er schien es zu genießen, zu sehen, wie sehr ich in der Klemme steckte. Ich knickte noch ein Stück tiefer. Lange würde ich das nicht aushalten. Mein Kreuz schmerzte und meine Beine fühlten sich immer wackeliger an.

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt