17. Qingu

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„Blake!", rief ich durch den Flur, nachdem ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte, doch bekam keine Antwort. Ich suchte alle Räume ab, aber er war nirgends zu finden, obwohl unser Zuhause ziemlich klein war. Für mehr, als ein flachliegendes Häuschen in einer Stadtrandsiedlung, reichte das Geld nicht. Das Zimmer meines Vaters übersprang ich und begab mich durch die Hintertür der Küche in unseren winzigen Garten. Dort saß er schließlich, an den großen Apfelbaum gelehnt, der in der Mitte der Fläche stand, und brach gerade eine Schokoladentafel entzwei. Er wirkte wie immer, von seiner Erscheinung von vorhin keine Spur. Als ich die Holztür ins Schloss fallen ließ, sah er auf. Ich lief über das trockenen Gras auf ihn zu und setzte mich etwas unbeholfen neben ihn. Er bot mir wortlos etwas von dem Süßzeug an und ich schüttelte den Kopf. Mir war nicht zum Naschen zumute.

„Ich schätze, wir müssen reden", verkündete ich.

„Worüber?"

„Alles."

Alles ist eine ganze Menge", sagte Blake und starrte geistesabwesend auf seine Hände.

„Sieh mich an", forderte ich ihn auf. Er tat wie ihm gehießen und blickte mir direkt in die Augen. „Blake, ich kenne dich jetzt schon seit fast 11 Jahren. Zumindest würde ich gerne kennen sagen können, aber das wäre gelogen. Ich weiß NICHTS über dich."

Er schüttelte den Kopf. „Es gibt nicht viel über mich zu erfahren."

„Du könntest beispielsweise damit anfangen, mir zu erzählen, was das beim Direktor war", schlug ich vor und hob erwartungsvoll meine Augenbrauen.

Er schien für einen Moment zu zögern, was man bei ihm aber sehr schwer sagen konnte, und antwortete: „Ich vertrage kein Ebenholz. In der Nähe größerer Mengen spielen meine Sinne verrückt."

Ebenholz? Beinahe das gesamte Mobiliar in Mr. Moores Raum hatte daraus bestanden. Das war also auch der Grund, warum er nie mit zum Direktor kam. Überrascht musterte ich ihn und verarbeitete kurz, was er mir mitgeteilt hatte. Es war die erste handfeste Information, die ich über ihn hatte, abgesehen von seinem Namen. „Meinst du, du hast eine Allergie gegen Ebenholz?"

„So etwas in der Art", sagte er.

„Was hast du dann dort gesucht, wenn es dich so... zustellt?"

„Du warst lange weg. Ich dachte etwas sei passiert."

„Dann warst das also auch du, der den Bücherstapel zerschlagen hat?"

Er nickte.

„Blake, aber warum konnte ich dich nicht sehen?"

„Die Antwort darauf kenne ich leider nicht." Irgendetwas an der Sache erschien mir faul, doch bevor ich näher darüber nachdenken konnte, was genau es war, drängte sich plötzlich etwas anderes in meinen Kopf. Jetzt war die perfekte Gelegenheit, um ihn darauf anzusprechen. Die Hemmungen, der letzten Tage, was das Thema anging, waren wie weggeblasen und die Neugier gewann die Oberhand.

„Blake, ich muss dich was fragen." Er sah mich wortlos an, was ich als ein „Schieß los" auffasste. „Ähm... Während du weg warst, habe ich etwas gefunden", begann ich zögerlich und zupfte an den losen Fransen meiner Ärmel. „Ein Buch." Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber in seinen Augen leuchtete etwas auf. „Dein Name stand darin."

„Mein Name?", wiederholte er stirnrunzeld.

„Ja- Warte, ich hole es kurz!" Es ihm zu zeigen, kam mir einfacher vor. Im Zimmer angekommen, riss ich meine Schublade auf und fand zu meiner Überraschung nichts außer meine ausgewaschenen T-Shirts vor.

„Aber ich...- Es ist nicht da", murmelte ich verwirrt.

„Wann hast du es zuletzt gesehen?", ertönte seine Stimme plötzlich hinter mir und ich drehte mich um. Seine wachsamen Augen durchforsteten den Raum.

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt