21. Utukku

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„Ich kann nicht mehr", keuchte ich und fing dafür einige verwirrte Blicke auf.

„Nur noch 256 Sekunden", sagte Blake, der mit aller Leichtigkeit neben mir herjoggte und zum Sportlehrer sah.

„Warum klingt das so nach 'nicht wenig'?", jammerte ich und blieb für eine Sekunde stehen, um zu Atem zu kommen. Sofort hörte ich Mr. Adams hysterische Trillerpfeife und wie er „NICHT SCHLAPP MACHEN!" brüllte. Ich bückte mich und tat so, als müsste ich meine Schnürsenkel binden.

„WENN DU NICHT SOFORT WEITERRENNST, SCHWÄCHLING, MACHST DU NACH DEM UNTERRICHT ZWEI EXTRA RUNDEN!"

Ich sprang wieder auf und trottete weiter. Ich wusste nicht mal, ob das was ich da tat, als Fortbewegung galt, aber hauptsache ich bewegte mich. Die Sonne führte mal wieder einen ihrer Überraschungsangriffe aus und schien erbarmungslos auf uns nieder. Die anderen Mädchen schien das jedoch nicht zu stören.

„GO, PARKER!", rief Mike, auf dessen Schoss Tess saß, die einen Arm um seinen Hals geschlungen hatte. Sie hatte sich eine Verstauchung oder so beim Cheerleadertraining geholt und war vom Arzt entschuldigt.

Ich hob meinen Mittelfinger, wobei ich nicht mal darauf achtete, in welche Richtung. Die Jungs hatten die letzten 20 Minuten ihrer Sportstunde frei bekommen und natürlich nutzten sie dies aus, um bei den Mädchen zuzuschauen. „Gegenseitig Erfahrungen sammeln" hieß es, aber ich schätzte, allen war klar, was sie wirklich wollten. Sie lümmelten auf der Tribüne und alberten rum, während sie uns begutachteten. Die weibliche Schülerschaft hatte ihre Chance ergriffen und alle zeigten sich von ihrer heißesten und sportlichsten Seite- alle außer mir.

Ich war damit beschäftigt eine brillante Idee auszutüfteln. Ich trabte an den Rand der Rennfläche und kickte unauffällig einen großen Stein auf den Weg. Da alle mindestens eine Runde Vorsprung hatten, würden sie hier gleich vorbeilaufen und einen musste es ja irgendwie treffen. Ich lief eine Weile weiter vor mich hin, während ich immer wieder diverse Objekte auf dem Asphalt verteilte, Blakes tadelnden Blick ignorierend. Wir waren im Sportunterricht. Hier ging es um „Fressen oder gefressen werden" und wahre Stärke, sei sie geistig oder körperlich. Im Krieg war jedes Mittel recht.

Ein spitzer Aufschrei ließ mich mit freudiger Erwartung herumwirbeln. Ich sah schnell nach, wer mir zum Opfer gefallen war und konnte gerade noch so mein hämisches Grinsen unterdrücken.

Catherine Shepherd lag zusammengekrümmt am Boden und hielt sich den Knöchel. Sie gehörte zu Tess' Clique und stand somit auf meiner „Menschen, die wir auf der Erde nicht brauchen und auf qualvolle Weise beseitigt gehören"-Liste, gleich nach Joel und Mike.

Leide!, dachte ich und hielt mich an den eigentlichen Plan: Zu Verschwinden. Alle bildeten einen Kreis um das arme, arme Mädchen und Tess humpelte auf die Menge zu, während sie schrill den Namen ihrer Freundin rief, die gerade wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie sie erleidete. Mr. Adams wies alle an, einen Schritt zurückzutreten. Ich nutzte die allgemeine Ablenkung aus, wandte mich von der, mehr als nur befriedigenden, Szenerie ab und schlich in die entgegengesetzte Richtung.

„HEY, PARKER, HOL DIE SCHULSCHWESTER!"

Fassungslos drehte ich mich zu Mr. Adams. „Aber-"

„LOS!"

Ich stöhnte frustriert auf, während ich widerwillig auf das Schulgebäude zusteuerte. Mein genialer Plan war, wenige Minuten nach seiner Geburt, wieder zerstört worden.

Der Eingangsflur war wunderschön kühl und am liebsten hätte ich mich einfach auf den Steinboden gelegt und meinen armen Lungen eine Pause gegönnt, doch ich dachte an Mr. Adams grausame Trillerpfeife.

Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt