5.1 Razvan und der Geruch von Erde

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Ich wusste nicht, was oder wen ich erwartet hatte. Bisher hatte ich mir im Gegensatz zu Carsten kaum Gedanken darüber gemacht, was diese Energie ausstrahlte, die mich anzog. Ein langer, schlaksiger Mann stieg auf die Bühne; ein Quader, über den ein Vorhang gelegt war, diente ihm als Pult.

»Kannst du glauben, dass er schon hundertzwanzig Jahre alt ist?«, hauchte die Frau mit den Ansteckern neben mir andächtig.

Zugegeben, wie Hundertzwanzig sah er nicht aus, dafür stand er zu aufrecht da. Aber die grauen Haare und die Geheimratsecken erinnerten mich durchaus an die Opa-Masken im Karneval.

»Mist, ich habe das meiste verpasst«, jammerte Carsten.

»Wollt ihr von euch erzählen?«, fragte die Frau. »Er sucht gerade Leute mit einer interessanten Geschichte.«

Augenblicklich riss Carsten mir das Sektglas aus der Hand und knallte es auf den Stehtisch zurück. »Wir haben eine interessante Geschichte, wir sind zu zweit.« Er winkte in Richtung Bühne und zerrte mich hinter sich her.

»He, was soll das? Was sollten wir denen zu erzählen haben?« Das fehlte mir noch. Ich brauchte keine Aufmerksamkeit.

»Überlass das mir.« Carsten steuerte weiter auf die Bühne zu.

Ich versuchte stehen zu bleiben. Es war zwecklos, gefühlte tausend Arme kamen Carsten zu Hilfe und schoben mich mit Bemerkungen wie: »Los, ihr seid super!« die Stufen hinauf.

Razvan empfing uns mit ausgebreiteten Armen. Ich musste meinen Vergleich mit dem Opa zurücknehmen. Wie er die grauen Haare in den Nacken gekämmt trug, fand ich genau betrachtet irgendwie stylisch. Selbst neben dem jungen Carsten sah er nicht gebrechlich aus. Ganz im Gegenteil, seine Schultern waren breit und wurden durch den schwarzen Smoking betont. Die eingefallenen Augen mussten allerdings schon in jungen Jahren alt gewirkt haben. Er musterte uns freundlich. Vielleicht eine Spur zu freundlich für meinen Geschmack.

»Willkommen.« Seine Stimme klang krächzend, als wäre sie eingerostet. »Wie heißt du, Bruder?« Er schüttelte Carstens Hand, indem er mit beiden Händen danach griff.

Ich konnte nicht umhin, fasziniert zu sein von dieser Mischung aus altem Kung-Fu-Meister und Gentlemen.

Carsten war natürlich komplett aus dem Häuschen. Er bekam wieder diesen Tic. Seine Augen zuckten, als hätte er eine Ladung Sand hineinbekommen. »Ich bin Carsten und die da ist Finny.«

Die da? Hatte der sie noch alle? Ich schnappte wie ein Fisch beim Atmen, um eine patzige Bemerkung loszuwerden, doch Razvan hatte mich schon in seine Arme gezogen. Er roch nach Erde; genau das, was ich mochte.

»Applaus für Carsten und Finny!« Er drehte uns zu der Menge.

Beifall brauste auf. Ich blickte von oben herab in begeisterte Gesichter. Das beklemmende Gefühl, in der Schule vor der ganzen Klasse zu stehen, blieb aus. Stattdessen freute ich mich richtig.

»Du siehst toll aus, Schwester«, jubelte einer, was mich beschämte. Es waren nicht alle in Anzug oder Kostüm erschienen, trotzdem konnte ich sehen, dass sich die meisten in Schale geworfen hatten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Carsten hatte Recht, ich hätte mir mehr Mühe mit meiner Kleidung geben sollen.

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Einen wunderschönen Freitag, bzw. Wochenende :). Ich habe gestern eine tolle Video-Rezi auf You-Tube zu "Nosferatu Vom Vollmond geweckt" entdeckt. Die habe ich mal oben angehängt. Es ist immer super, wenn jemand meine Protagonistin mag und vor allem wie sich Finny bis zum Ende entwickelt. Hach, ich freu mich so.

Uuuuund mein nagelneues Projekt wächst und gedeiht ;) Ich nenne es jetzt einfach mal übergangsweise SHAK, SWAS und STAG.

Was gibt es sonst noch Neues?

Ach ja, nächste Woche läuft die Blogtour zu Nosferatu auf Facebook (24. bis 29.09.15). Schaut einfach mal bei mir dort vorbei. Barbara J. Zister - Autorin heißt die Seite. Man kann einen Tolino gewinnen! Ich würde mich freuen Euch dort zu lesen. (und ich freue mich auch irrsinnig über Sterne und Kommentare hier <3)

Nosferatu. Vom Vollmond geweckt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt