Er hatte blonde, kurz rasierte Haare, die ihm einen militärischen Ausdruck verliehen. Trotzdem konnten sie nicht von den rundlichen Gesichtszügen ablenken, die seine Jugend verrieten.
Einige Nosferatu hinter mir schubsten mich ein Stück weiter und drängten sich vor. Der Junge und ich behielten dennoch den Blickkontakt. Einen Moment lang fühlte ich mich schwach. Carsten zerrte immer noch an mir. Ich wollte mich an seinem Arm festklammern, doch er ließ mich ungeduldig los und verschwand in der Menge.
Der Blick des Michaeli durchdrang mich und ich spürte seine Angst, die mich selbst erfasste. War es seine Furcht oder meine, die mir den Atem nahm? Die Grenzen verschwammen und mein Schulterblatt begann zu prickeln. Um mich herum schienen die Nosferatu zu Fratzen verzerrt, ihre Jubelschreie schrillten in meinen Ohren, als mein Schulterblatt Feuer fing. Panisch fasste ich nach hinten, doch der Stoff meines Pullovers war unversehrt. Darunter hatte ich allerdings das Gefühl, dass meine Haut in Fetzen hing.
Ich musste den Blick von dem Jungen abwenden, denn die Schmerzen zwangen mich in die Knie. Mein Stöhnen ging in der aufgewühlten Menge unter. Ich kauerte am Boden, bis Carsten zurückkam.
»So, ich habe unterschrieben. Was machst du da unten? Jetzt stell dich doch nicht immer so an, Finny!« Erbarmungslos riss er mich hoch.
»Ich brenne«, konnte ich zwischen den Zähnen herauspressen.
»Was hast du gesagt?«
Zu mehr Worten war ich nicht fähig und Carsten schien es auch nicht wirklich zu interessieren, was ich zu sagen hatte.
Das wohlige Gefühl war verschwunden. Die ganze Veranstaltung war absurd. Carsten schubste mich zum Pult und drückte mir den Füller in die Hand. Das Inferno auf meiner Schulter wich einem tauben Brennen.
Razvan musste die Meute vom Käfig fernhalten. »Ruhig, meine Brüder und Schwestern. Wir brauchen ihn noch. So können wir die anderen Michaeli anlocken.«
Für einen kurzen Moment kam es mir vor, als würden die Augen der Nosferatu von innen rot leuchten, aber als ich blinzelte, war der Eindruck wieder verschwunden. Meine Augen begannen zu tränen. Verschwommen konnte ich den Text auf dem vergilbten Papier erkennen:
Luzifer, binde den, der die Siegel des Erzengel Michaels trägt.
Ob Mann oder Frau, ob Junge oder Mädchen,
dass er mir selbst und jedem meiner Nachkommen keinen Schaden zufügen kann,
weder dem Körper noch dem Geist.
Ich entgelte Luzifer mit meiner Dienerschaft des Körpers und des Geistes.
Und mit der Dienerschaft des Körpers und des Geistes meiner Nachkommen.
Ich ließ den Füller fallen und taumelte rückwärts.
»Was ist los?« Carsten packte unwissentlich an meine lädierte Schulter. Ich schrie auf, als der Schmerz von neuem entbrannte. Er wandte den Kopf, als würde er Razvan suchen, der ihm zu Hilfe kommen sollte. Der war beschäftigt. Aufgepeitschte Nosferatu trugen ihn im Saal umher. »Warum unterschreibst du nicht?«
Ich biss meine Zähne zusammen. »Nicht ... richtig.«
Er drückte zu wie ein Schraubstock.
»Ahh!«, stöhnte ich auf. Meine Schläge gegen sein Schienbein beeindruckten ihn nicht. Er bekam nicht einmal seinen Tick.
»Halt's Maul! Wir brauchen die Gemeinschaft. Kapiert?«
Er riss mich heran. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Ich spürte, wie sein Herz donnerte. »Wehe, du machst das hier kaputt!«
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Das war der letzte Teil der Leseprobe und der Beginn eines mystischen Abenteuers für Finny und Mad. Hat ihre Liebe eine Chance? Was wird aus Carsten, dem Kotzbrocken? Was hat es mit dem Michaeli-Jungen im Käfig auf sich? Und vor allem: Was wird mit Finny?
Wer das erfahren möchte, kann sich den ganzen Roman auf allen bekannten Portalen herunterladen für sportliche 3,99 EUR :) Ich verspreche, dass es keinesfalls langweilig wird und freue mich über Feedback.
Liebe Grüße
Barbara
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Nosferatu. Vom Vollmond geweckt.
ParanormalMystisch - Düster - und voll von schwarzem Humor Finnys Leben hat sich um hundertachtzig Grad gedreht. Gerade noch ein beliebtes Mädchen an ihrer Schule, lebt sie nun als Rattendämon abgeschottet von den Menschen, die ihr einst so viel bedeuteten...