22.

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Ich hatte Angst. Die Augen meines Gegenüber waren tiefschwarz und ich konnte keine Regung, geschweige denn, emotionen erkennen. Immernoch baumelten meine Füße in der Luft und spitze Steine der Wand, gegen die er mich drückte, bohrten sich in meinen Rücken.

Er betrachtete mich einige Zeit. Dann fing er plötzlich wieder an zu Reden.
"Ein Kind ist mir bisher auch noch nicht untergekommen." sagte er und ließ mich plötzlich los, sodass ich unsanft auf dem Boden landete.
Ich bekam wieder vernünftig Luft und Hustete, um meinen Hals von dem unangenehmen Gefühl zusammengedrückt zu werden, zu befreien.
"Was meinst du?" schaffte ich es dann nach einiger Zeit zu sagen, obwohl es eher nach einem röcheln klang. Der Typ kniete sich vor mich und aus Panik versuchte ich zurück zu weichen. Natürlich machte mir da die Wand einen Strich durch die Rechnung.

Er packte unter meinen Kiefer und zwang mich so ihn anzusehen.
"Für dich immer noch 'Sie'. Aber keine Sorge. Da du ja wahrscheinlich länger hier sein wirst, kommen wir bestimmt noch auf das Du zurück." Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen und meine Angst vor ihm steigerte sich bestimmt um das zehnfache.
"Was meinen Sie? Warum bin ich hier?"
Meine Stimme zitterte als ich das sagte und ich hatte bedenken das er es überhaupt verstand.
"Du stellst ganz schön viele Fragen. Warum du hier bist, ist ganz einfach. Jemand will dich auf unbestimmte Zeit aus dem Weg haben und da komm' ich ins Spiel."
"Warum machen Sie das? Sie kennen mich doch gar nicht." fragte ich und rieb mir meinen Kiefer, den er mittlerweile wieder losgelassen hatte.
"Natürlich kenn ich dich. Du bist der letzte Bewohner Desperados. Der letzte von denen die hier her kamen, um Gold zu finden. Der letzte von diesem Abschaum." sagte er und seine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an.
"Alle anderen bin ich losgeworden und beinahe hätte ich auch dich geschnappt. Dann wäre wieder Ruhe gewesen. Aber nein. Es tauchten wieder immer mehr Leute auf. UND JETZT?! Jetzt ist es wieder vorbei mit der Ruhe!"

Erneut packte er mich und hob mich hoch.
Ich strampelte und trat um mich. Er sollte mich los lassen zur Hölle nochmal! Wieder spürte ich die Steine die sich in meinen Rücken bohrten. Ich hatte Angst wieder in seine Augen zu sehen, tat es aber doch, als er einige Zeit nichts gesagt hatte.

Seine Augen schienen nicht mehr schwarz. Aufjedenfall nicht beide.
Sein linkes Auge war rot.
Ich hatte das Bedürfnis laut zu schreien und öffnete schon den Mund. Der Kerl vor mir unterband das jedoch, indem er mir seine freie Hand auf den Mund drückte.
"Gruselig, nicht? Und soll ich dir was sagen? Es ist alles deine Schuld. Deine und die der anderen Bewohner. Du glaubst gar nicht wie ich mich gefreut habe, als ich diesen Auftrag bekam. Endlich kann ich mich rächen."

Ich schluckte schwer und Tränen fingen an mir die Wange runter zu laufen. Gleichzeitig fing ich an wieder um mich zu treten, aber den Kerl vor mir schien das nicht zu interessieren.
"Du glaubst auch bestimmt noch, dass dein ach so guter Freund der Sheriff dich rettet, nicht? Wie tragisch." säuselte er, nahm die Hand von meinem Mund und fing lauthals zu lachen an. Ich hörte sofort auf um mich zu treten als seine Worte bei mir ankamen. Takaishii. Lebte er überhaupt noch? Hatte ihn jemand gefunden?
"Was hast du mit ihm gemacht?!"
Plötzlich klang meine Stimme fest und wütend. Der Kerl vor mir lachte nur erneut böse auf.
"Was ich mit ihm gemacht habe? Frag eher was die mit dir gemacht haben. Was glaubst du wer mir diesen Auftrag gegeben hat?"

Meine Augen wurden groß und ich starrte ihn fassungslos an.
"Pepe hat-?"
"Nein, nein. Nicht dein heiß geliebter Pepe. Aber andere Bewohner. Dachtest du wirklich sie stehen alle hinter dir? Du hättest sie vertreiben sollen, als du noch die Chance dazu hattest. Deinem Sheriff Freund wird das ganze trotzdem sehr gelegen kommen."
"Wie was meinst du?" fragte ich panisch und erneut lachte er.
"Du bist so naiv. Als ob er dich wirklich mögen würde. Er will dich doch nur aus dem Weg haben, um alleine die Macht in der Stadt zu haben. Überleg doch mal. Es ist so zusagen deine Stadt und trotzdem hat er mehr zu sagen als du."

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich glaubte das nicht. Ich wollte das nicht glauben. Pepe würde so etwas nie tun.

Ich hörte noch wie er mich Heulsuse nannte und mich dann fallen ließ. Aber diesmal tat es nicht weh. Ich spürte keinen Schmerz. Aber Wut - unglaubliche Wut. Ich sprang auf und lief auf den Kerl zu der grade dabei war das Eisengitter zu öffnen. Wütend fing ich an gegen sein Bein zu treten.
"Du Lügner! Das sind alles Lügen!" schrie ich und trat immer wieder zu.

Gerade holte ich zum nächsten tritt aus, als mich ein stechender Schmerz durchzuckte und ich mich im nächsten Moment am Boden wiederfand. Ich hielt mir meine pochende Wange und sah zu dem Typen auf. Der blickte mich mit belustigten Augen an.
"Netter Versuch kleiner."

Ich sah noch wie er erneut ausholte und dann wurde es schwarz.

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Tadaaaa
Noch ein Kapitel und ausnahmsweise sogar mal ein längeres ^^

Einen schönen Dienstag noch ^^

Ich mag Dich? - (Selfishii)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt