Kapitel 26 ~ Willkommen Zuhause

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Mina

„Mina ich will nicht das ihr geht!" , weinte meine Freundin Lana zum gefühlt hundertsten Mal ins Telefon. Schon seit Wochen konnte ich nur mit ihr telefonieren, da ein Treffen laut Vlad noch immer zu gefährlich wäre.

„Es tut mir leid Lana." , es brach mir jedes Mal das Herz, wenn sie weinte. Sie wusste zwar, was mit mir los war und weswegen ich fort musste, doch fiel es ihr in etwa so schwer wie mir, Abschied zu nehmen.

„Ich werde dich so oft ich kann anrufen und irgendwann kommen wir zurück und ich besuche dich." , schlug ich ihr vor. Natürlich beruhigte es sie nicht wirklich.

Nachdem wir aufgelegt hatten und ich versprochen hatte morgen noch einmal kurz anzurufen, bevor wir losfuhren, ließ ich mich seufzend auf das Sofa sinken. Unfassbar was ich alles für diesen einen Mann aufgegeben hatte ... Meinen Job, meine Freunde, mein Leben ...

In Gedanken versunken rang ich mich dazu durch, die letzten meiner Sachen in die Kisten zu packen und diese zu verschließen. Gleich würde Vlad kommen und den Truck mit meinem Kram beladen ... Dann ging es los. Wir mussten heute Abend losfahren. Morgenfrüh schien die Sonne ... Da wollten wir bereits einige Kilometer geschafft haben und mit Glück schon in Belgien sein. Von dort aus ging es dann tatsächlich mit einer Fähre nach England. Vlad hatte alles geplant und organisiert. Ich musste bloß packen ... Meine Wohnung wollte ich fürs erste hier behalten. Nur für den Fall.

Kurz nachdem ich die letzte Kiste verschlossen und auf den Flur geschafft hatte, spürte ich einen kleinen Lufthauch.

„Guten Abend My Lady." , flüsterte Vlad mir mit rauer Stimme von hinten ins Ohr.

„Guten Abend My Lord. Kannst du nicht ganz normal durch die Tür kommen?" , fragte ich ihn lächelnd und drehte mich zu ihm um. Erschreckt hatte er mich natürlich nicht, ich hatte ihn schon sehr viel früher gerochen und gehört. Und doch musste ich ihn aufziehen.

„Normal wäre doch langweilig." , sagte er lächelnd und legte seine Hände auf meinen Hüften ab.

„Oder mal ne Abwechslung." , scherzte ich und küsste ihn.

„Aber wir wollten doch los." , hauchte er unter meinen Lippen.

Wieder lächelte ich. „Ich weiß."

Wenige Minuten später hatte Vlad alle meine Kisten und Kartons in seinen Truck geladen und ich saß auf dem Beifahrersitz.

„Bist du bereit?" , fragte er und sah mich besorgt an.

„Nicht wirklich." , seufzte ich. „Aber das werde ich wohl nie sein."

Ich hing an meinem Zuhause. So viele Erinnerungen hingen daran. Doch ich verstand, weshalb Vlad fort wollte und ich musste mit.

Wir fuhren die ganze Nacht durch, über die Niederlande, bis nach Belgien, wo wir in einem kleinen Dorf halt machten, um den Tag zu verbringen. Die nächste Nacht erreichten wir dann Calais, von wo aus am nächsten Abend unsere Fähre nach England ablegen sollte. Den Tag über verbrachten wir wieder im Hotel.

Viel passierte während unseres Aufenthaltes dort nicht. Wie versprochen rief ich Lana am ersten Morgen an und tat so, als wären wir kurz davor loszufahren. Das mich bereits so viele Kilometer von zuhause trennten, musste sie nicht wissen.

„Wie geht es dir?" , fragte Vlad mich, nachdem ich das Telefon beiseite warf.

„Geht schon." , log ich und rang mir ein Lächeln ab. Ich wollte ihm keine Schuldgefühle machen.

Am dritten Abend fuhren wir endlich mit der Fähre über das Meer und erreichten Folkstone noch vor dem Morgengrauen. Vlad hatte wirklich jeden Punkt der Reise komplett durchdacht.

Von Folkstone aus sollte es nun über London bis nach Watford gehen. Dort hatte Vlad ein kleines Haus gekauft.

Direkt nach London wollte er im letzten Moment doch nicht mehr ziehen. Zu viele Menschen, wie er meinte. Watford lag etwa 32 Kilometer nordwestlich von London und war somit eine gute Alternative.

Wir fuhren noch eine weitere Nacht, bis wir endlich London durchquert hatten und auf die Straße Richtung neue Heimat bogen.

„Freust du dich wenigstens ein bisschen?" , fragte Vlad schließlich und holte mich aus meinen Gedanken zurück.

„Ja. Ich bin bei dir und das ist wichtig." , antwortete ich ehrlich. Mittlerweile freute ich mich doch mehr als erwartet auf die neue Heimat und das kleine Haus, welches unseres sein sollte.

Kurz darauf kam das Ortsschild in Sicht und wenig später schon bog Vlad nach links ab. Kein Gebäude war mehr zu sehen, bloß ein verlassener, alter Sandweg.

„Sind wir hier richtig?" , fragte ich ihn.

„Ja." , sagte er lächelnd.

Wenig später bogen wir noch einmal nach links ab. Am Rand des Sandweges auf dem wir fuhren war Wald und vor uns kam nun ein kleines Haus in Sicht.

„Sehr ... abgeschieden." , im letzten Moment schluckte ich das Wort 'einsam' herunter.

„Ja, ich dachte mir, so ist es am einfachsten." , sagte Vlad und hielt den Wagen auf der Einfahrt.

Das Haus war wirklich nicht besonders groß, aber gepflegt und ausreichend für zwei Personen. Es hatte eine kleine Veranda vor der Haustür, die mit weißem Holz verkleidet war und mit vielen Schnörkeln verziert.

Ich stieg aus dem Wagen und blickte mich um. Hinter dem Haus lag ein Feld, welches zum Besitz eines der Bauernhäuser weiter im Norden gehören musste. Weit und breit war kein Haus zu sehen.

„Kleines bisschen unheimlich, oder?" , sagte ich an Vlad gewandt.

„Das vergeht." , sagte er gut gelaunt und begann freudestrahlend damit, die Kisten aus dem Truck zu laden und auf die Veranda zu stellen.

„Willkommen zu Hause, My Lady." , sagte er stolz.


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