Kapitel 27 ~ Scheinbar ruhig

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Vlad

Mina und ich räumten unsere Habseligkeiten aus meinem Wagen in den kleinen Eingangsbereich unseres neuen Heims. Weit und breit war alles ruhig. Genau so hatte ich es mir vorgestellt. Wir waren sicher. Hoffte ich zu mindestens. William würde uns hier nicht so schnell aufspüren. Wenn er es überhaupt schaffen würde ... Dachte ich.

Mina

Vlad und ich hatten schnell alles aus seinem Wagen ins Haus geschafft. Von innen war es schon etwas gemütlicher als von außen, doch immer noch gruselig. Da ich nun aber selbst eines der gruseligen Monster war, die in genau solch einem Haus lebten, musste ich lächeln. Es passte irgendwie.

Die Zeit in unserer neuen Heimat verging wie im Flug. Ich glaube, als Vampir lebt es sich im Allgemeinen etwas schneller. Die ersten zwei Wochen waren bloß ein Wimpernschlag und die nächsten zwei vergingen noch schneller. Schon hatten wir Mitte Oktober und unser Häuschen war nun endlich komplett eingerichtet und dekoriert. So hatte ich es mir vorgestellt. Vlad war zwar nicht ganz so glücklich mit meinem Inneneinrichtungstalent, aber er ließ es über sich ergehen und freute sich mit mir. Es war die perfekte, kleine Idylle. Sogar meinen Durst konnte ich kontrollieren und wir machten bereits einige Ausflüge in die Stadt. Einmal nahm Vlad mich sogar mit nach London.

Es war perfekt. Zu perfekt ...

Lana

Mina und ich telefonierten einmal in der Woche. Sie war glücklich. Das freute mich sehr, auch wenn ich sie noch immer vermisste. Auf der Arbeit war es schrecklich langweilig ohne sie und ich brauchte doch jemanden zum Quatschen. Die Telefonate reichten nicht aus um alles zu besprechen was so vor sich ging. Heute Abend zum Beispiel traf ich mich mit einem ehemaligen Patienten, was Mina noch nicht einmal wusste. Die Entfernung war einfach grausam!

Gedankenverloren schlenderte ich durch die Straßen. Es war bereits dunkel und für mein Date war ich etwas zu spät dran. Also genau richtig. Gerade wollte ich auf die belebtere Straße einbiegen, als mich plötzlich etwas nach hinten riss. Ich wollte schreien, doch kalte, kräftige Hände drückten sich auf meinen Mund. Panik rauschte wie Gift durch meinen Körper. Ich konnte nicht atmen. Ich schrie, schrie aus aller Kraft, doch drang kein Ton durch diese Hand. Reflexartig versuchte ich in die Hand zu beißen, doch es war aussichtslos.

„Lass mich los!" , kreischte ich unverständlich.

Immer weiter in die Dunkelheit wurde ich gezerrt. Meine Stiefel schleiften leblos über den schwarzen Asphalt. Heiße Tränen sickerten aus meinen Augen und verloren sich an der mörderischen Hand.

Er lachte. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Schlagartig wurde mir bewusst, wer mir das gerade antat! William.

Später, wie viel später kann ich nicht sagen, erwachte ich liegend, in einem dunklen Raum. Meine Hände und Füße waren mit festen Stricken zusammen gebunden. Sofort begann mein Herz panisch zu hüpfen und zu rasen. William!

Ich wollte schreien, etwas rufen, doch dickes Tape klebte meine Lippen zusammen. Um mich herum herrschte Dunkelheit. Kein Lichtfleck war zu sehen, nichts an dem ich mich entlanghangeln konnte.

Wimmernde Laute entkamen mir. Mir war speiübel. Würde ich mich jetzt übergeben, würde ich sofort daran ersticken.

Krampfhaft versuchte ich über den Boden zu robben und an eine Wand zu gelangen, doch schon nach wenigen Zentimetern kam ich nicht mehr weiter. Meine Beine waren an etwas festgebunden worden. Dieses verdammte Arschgesicht!

Immer noch mit dem Würgereiz kämpfend schrie und zerrte ich weiter, bis meine Kraft mich verließ und ich in mich zusammen sackte. Wie viel Zeit vergangen war, konnte ich nicht sagen. Eine Minute, oder eine Stunde, es war völlig egal.

„Endlich gibst du Ruhe." , zischte es plötzlich aus der Dunkelheit. William war hier gewesen, die ganze Zeit über ...

Wieder kamen mir die Tränen. Was wollte er von mir? Was hatte ich mit dieser ganzen Sache zutun?

„Willst du fort von hier, Lana?" , fragte er mit hinterhältigem Unterton in der Stimme. Er kam näher. Mein Körper fing überall an zu zittern. Ich wollte fort von hier! Sofort!

„Willst du das ich dich gehen lasse, Lana?" , fragte er weiter. Die Stimme kam noch dichter. Er stand kurz vor mir.

„Ich lasse dich gehen, wenn du mir sagst wo sie sind." , hauchte er nun in mein Ohr und riss ohne zu Zögern das Tape von meinem Mund. Ich schmeckte Blut.

„Wo wer ist?" , keuchte ich und spuckte auf den Boden vor mir.

„Vlad und seine Schlampe." , antwortete William.

Stumm sah ich in die Dunkelheit. Mein Herz schlug so schnell, dass ich glaubte es würde gleich herausspringen.


Eternity [Dracula Untold FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt