Valeria
,,Du kannst auch bei Stellaria bleiben, die Professoren werden es sicher verstehen."
Wir hatten uns nach einem kleinen Nickerchen fertig für die Schule gemacht, doch Stellaria blieb zu Hause, angeblich ging es ihr nicht gut, aber ich wusste das sie log. Marcus sah mich zweifelnd an.
,,Keine Sorge! Mein Morgenstern kommt schon zurecht ... aber du hingegen..." erwiderte Marcus leise.
Ich stolperte fast über einen Stein: ,,Bist immer sehr zerstreut wenn ihr dort wart.", hörte ich Marcus hinter mir sagen.
Ich murmelte etwas vor mich hin und beschleunigte meinen Schritt. Ich brauche doch keinen Babysitter.
,,Hey, warte mal!" Er holte fast auf, doch ich bin einfach zu stur, um auf ihn zu warten.
Plötzlich entfuhr es mir: "Oh nein, nicht das schon wieder!" Aber leider doch...
Ich sprang hoch und löste mich in kleine Lichter auf, flog so weiter eine Weile dahin. So konnte er mich zwar noch verfolgen, aber irgendwann hatte ich ihn abgehängt. Im Blumengarten angekommen, nahm ich wieder meine menschliche Gestalt an. Leider habe ich nicht bedacht, dass ich mich umschauen sollte, ob sich nicht in der Nähe ein Erstklässler befindet. Denn als meine Füße den Boden berührten, hörte ich in unmittelbarer Nähe ein Quicken. Unbeeindruckt versuchte ich meine Schultern zu straffen und ging erhobenen Hauptes an ihnen vorbei, als wäre nichts gewesen, und machte mich auf den Weg in die Schule.
,,Habt ihr das gerade gesehen?", hörte ich sie noch erschrocken hinter mir tuscheln. ,,Sie ist eine Drittklässlerin. Ich habs an dem Stern auf der Uniform gesehen. Sie ist ein S-Rang", entfuhr es einem schüchternen, blonden Mädchen mit Zöpfen. ,,S-Rang? Dann ist sie vielleicht die Walküre?", fragte erschrocken ein pickeliger, schlanker Junge. ,,Unmöglich! Du weißt ja, die Walküre ist immer mit einer Blinden unterwegs", erwiderte das blonde Mädchen. Mehr hörte ich nicht mehr. da ich mich einerseits mit schnellen Schritten entfernte und mich das Getratsche andererseits nicht sonderlich interessierte.
Als ich um die Ecke biegen wollte, stieß ich allerdings mit jemanden zusammen. Damit ich nicht auf meinen Allerwertesten fiel, hatte dieser Jemand meinen Arm festgehalten und mit der anderen Hand meine Hüfte. Sein Geruch erinnerte mich an den Winterwald und an Moos.
,,Alles okay?" fragte er mit tiefer Stimme, welche sehr wohlklingend in meinem Ohr nachhallte.
,,Jaaa, danke", stotterte ich, wich von ihm weg und sah in zwei kalt leuchtend blaue Augen. Er musterte mich und ich beobachtete mich dabei, dass ich es ihm gleich tat. Er war muskulös gebaut mit breiten Schultern und nachtschwarzem Haar.
Ich sah ihm wieder und wieder ins Gesicht. Naja, starrte ich ihn regelrecht an. Genug gestarrt ich muss zum Unterricht!, dachte ich noch bei mir und weg war ich. Ich wollte gerade an ihm vorbei gehen, als er mich nochmal festhielt. ,,Was?", rief ich mich selbst zur Ruhe rufend aus. ,,Wie heißt du?", fragte er mich mit einem verschmitzten Lächeln. ,,Valeri! Und du?" ,,Jack. Mein Name ist Jack", erwiderte er mit seiner wunderschön wohlklingenden Stimme. ,,Schön dich kennenzulernen, Jack. Man sieht sich. Tschau!", bemühte ich mich noch immer in betont lässigem Ton zu antworten, bevor ich mich flink auf den Weg machte, um die Situation nicht noch peinlicher für mich werden zu lassen.
Komischer Kerl!, dachte ich allerdings doch noch. Ich war noch so in Gedanken versunken, dass ich nicht mal bemerkte, dass er mir gefolgt war und jetzt direkt hinter mir stand und mir ins Ohr hauchte: ,,Hat dir schon mal jemanden gesagt wie wunderschön du bist, Mylady?
Erschrocken zuckte ich zusammen. Doch als ich mich umdrehte um entrüstet zu antworten, dass man sich nicht so anschleichen soll, war niemand hinter mir.
"Na aber hallo, jetzt bilde ich mir auch schon Dinge ein", sagte ich zu mir selbst und seufzte. Langsam schlenderte ich in Richtung der Klassenräume, wo ich schon auf Professor Leonardo traf, mich tadelnd ansah und sagte: ,,Du sollst doch nicht immer die Erstklässler erschrecken, Valeria. Sie wissen doch, dass die jungen Schüler solch starke Magie im seltensten Fall erlernen können. Also machen sie ihnen mit diesen "Überraschungen" nicht all zu große Hoffnungen."
Nach meiner persönlichen Stunde, wo ich lerne das Wissen meiner Vorfahren zu verwalten, traf ich auf Marcus, welcher mir die Zunge heraus streckte und meinte es sei absolut nicht in Ordnung in einfach so stehen zu lassen. Dies jedoch mit einem verschmitzten Lächeln auf seinem schönen Gesicht.
Erleichtert darüber, dass er mich scheinbar nicht mehr böse war, ging ich raus und genoss die kalte Nachtluft. In solchen Nächten kam ER früher öfters hinter mir her, legte die Arme um meine Taille und ich drehte mich um und sagte ihm, dass er nach Schweiß roch und er sich doch duschen sollte. Mit seinem entwaffnenden Lächeln erwiderte er dann immer: "Lass uns doch zusammen duschen. Macht eindeutig mehr Spaß!"
Aber diese Zeit ist wohl vorüber ... leider.
Beim Zurückschlendern zu unserem Haus fragte ich mich, was Stellaria wohl gerade macht. Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass sie mir etwas verschweigt.
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Nördlich des Eismondes
Paranormal#1 Book Ein kleines Stück tief in einem Wald. Keiner weiß das dieses Teil des Waldes bewacht wird. Doch von was? Valeria und Stellaria wissen es. Sie sind zwei Schwestern im Geiste, spüren einander, egal wo sie sich befinden. Doch die Beiden sind ni...