Stellaria
Nach einer kalten Dusche ging ich entspannt in mein Ankleidezimmer. Doch vorher wollte ich noch meine Flügelfenster im Schlafzimmer öffnen, denn es würde in der Nacht sicher wieder so warm werden das ich nicht würde durchschlafen könnten, also lieber gleich vorsorgen.
Nach dieser Vorkehrung begab ich mich in mein Ankleidezimmer, wie immer war es etwas unaufgeräumt.
Normalerweise kümmert sich Karlotta tagsüber ums Aufräumen, doch ich habe ihr empfohlen sich noch etwas auszuruhen, denn es waren nicht ganz so kleine "Kratzer" die sie nach diesem Kampf davon getragen hatte.
Als ich in Gedanken versunken im Umkleidezimmer stand, fiel ich prompt auf die Nase.
Ich war über einen Spitzensonnenschirm gestolpert. In Gedanken sah ich ihn vor mir, als Valeria und ich ihn am Flohmarkt gekauft hatten. Sie hatte ihn mir damals beschrieben, dass er schwarz sei und irgendwie gut zu mir passen würde, also habe ich ihn damals mitgenommen.
Aber wo kam der denn her, normalerweise stand der doch immer in der Halterung mit den Gehstöcken und anderen Schirmen unten im Foyer.
Mhh, gute Frage ... aber ich war in dem Moment zu faul noch darüber nachzudenken.
So rappelte ich mich wieder auf, lehnte den Schirm an die Wand und wühlte in den Klamotten nach geeigneten Schlafsachen. Nach längerem Suchen fand ich auch etwas.
Eine schwarze Shorts mit einer weißen Eule auf der Seite und ein altes verwaschenes T-Shirt von Led Zepplin. Auch diese Klamotten hatte Valeria für mich ausgesucht, da ich sie ja nicht sehen konnte, konnte ich nach ihrer Beschreibung nur noch zustimmen, dass dies genau mein Stil wäre.
Nach dem Umziehen kam ich zurück ins Schlafzimmer, es war angenehm kühl durch die offen stehenden Fenster.
Vor dem Zu Bett gehen kippte ich sie jedoch - eine reine Schutzmaßnahme.
Ich kuschelte mich in mehrere Decken und bettete meinen Kopf zwischen zig Kissen. Kurz vor Mitternacht wachte ich auf und verspürte einen dumpfen Schmerz in meinen Schläfen.
Diesen Schmerz zu ignorieren versuchend fiel ich dann in einen total verwirrenden und gleichzeitig grauenhaften Traum.
Das Erste was ich wahrnahm war der altbekannte Wald, der mich magisch anzog ... nein, nicht der Wald zog mich an, sondern die Schwingungen meiner besten Freundin. Dies verhieß nichts Gutes, denn ein paar Schritte weiter hörte und fühlte ich das ein Kampf im Gange war.
Auf einmal löste sich die Kulisse auf und ich stand in einer Stadt, wie von den alten Griechen, mit Tempeln und anderen prunkvollen Bauten, doch im nächsten Moment verspürte ich einen Schrei und darauf einen stechenden Schmerz in meinem Rücken. Sofort wurde ich weiter katapultartig in die nächste Szenerie geschleudert.
Ich stand in einem Dorf, es stand in Flammen. Menschen rannten an mir vorbei es wurde nach Hilfe gerufen, einfach alles war in Panik ausgebrochen. In der Mitte entdeckte ich einen Typen, der vollständig mit Schatten umhüllt war. Irgendwo her kannte ich den Jungen, doch woher nur. Eins war klar: dieser Typ war auf keinen Fall einer von den Guten.
In dem Moment, als ich dies dachte, drehte er sich in meine Richtung, doch ich wurde schon wieder aus dieser Szene gezogen.
Als nächstes befand ich mich wieder im Wald doch dieses Mal war am Boden viel Blut. Ich folgte instinktiv in schnellen Schritten der Blutspur und kam an eine Lichtung.
Darauf waren sehr viele Tote. Inmitten der Toten lagen zwei Menschen bei denen ich die Schwingungen immer immer immer erkennen würde: es waren Valeria und Marcus.
Panisch rannte ich zu ihnen, doch im selben Moment kamen zwei hauchdünne Lichtfäden aus ihren Körpern heraus und formten sich zu einem Körper, als wären sie nun eins.
Das Einzige was sie zu mir sagten war: "Pass auf dich auf! Wir haben dich lieb und werden dich immer beschützen, egal wo du bist!"
Mit tränenüberströmten Gesicht fiel ich auf die Knie und konnte nicht begreifen, was sich hier abspielte. Doch es schien alles so real zu sein: meine Freunde, das viele Blut ... das Blut! Erst jetzt bemerkte ich, dass auch ich voll damit war. Außerdem trug ich plötzlich eine Rüstung, die ich nur all zu gut kannte, die Rüstung der Nordkrieger. Ich weinte und weinte, wollte die Beiden festhalten, doch ich spürte nur noch ihren Hauch durch meine Finger gleiten, so wie es ist, wenn Seelen aufsteigen in den Himmel.
Ein Rabe krähte und ich wurde aus dem Traum geschleudert. Voller Schweiß und zitternd wachte ich auf. Schnell und schwer atmend versuchte ich zu realisieren, wo ich war und was gerade passiert war. Doch viel Zeit um mich zu sortieren hatte ich nicht, denn plötzlich saß Robin auf meinem Bett und krähte mich verzweifelt an. Doch ich konnte ihn nicht verstehen. Einerseits sprach er viel zu schnell, in abgehackten Wörtern und ich war auch noch sehr benommen von diesen verschiedenen Szenarien, dich ich gerade durchlaufen hatte.
Das Einzige was ich verstand war dann aber doch so klar, dass es mir niemals jemand plausibler machen müsste: Valeria ... Schmerzen ... Krankenflügel ... zu ihr.
Ich verwandelte mich mit einem Schlag in einen Tornado, so schnell wie ich auf den Beinen war und sprang in Sekundenschnelle barfuß von der Terrasse und lief über die taubedeckte Wiese. Im Schulgebäude angekommen machte ich jedoch nicht Halt, sondern rannte weiter bis ich wie ein Wirbelsturm im Krankenflügel ankam.
Dort konzentrierte ich mich auf alle Schwingungen und folgte denen, auf dem Weg ins richtige Zimmer, wo ich fast eine Krankenfee über den Haufen gerannt hätte, so panisch war ich. Ohne zu warten stürmte ich in das Zimmer, wo ich Valerias Schwingungen am stärksten spürte.
Ich ging mit schnellen Schritten an die linke Betthälfte. Mich seufzend darauf niederlassend, begrüßte mich Valeria mit ein paar kurzen Sätzen. Ich konnte nur noch fragen was denn passiert sei und sie fing an zu erzählen...
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Nördlich des Eismondes
Paranormal#1 Book Ein kleines Stück tief in einem Wald. Keiner weiß das dieses Teil des Waldes bewacht wird. Doch von was? Valeria und Stellaria wissen es. Sie sind zwei Schwestern im Geiste, spüren einander, egal wo sie sich befinden. Doch die Beiden sind ni...