Kapitel 12

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„Das ist höchst interessant." Ebenso wie Cavendish zuvor, streicht nun Rina vorsichtig über die Abbildungen. Law steht wenig interessiert etwas abseits und beobachtet sie.

„Kannst du sowas lesen?" fragt Cavendish.

„Nein."

„Was?"

„Das ist keine Sprache. Das ist einfach nur eine Geschichte in Bildern erzählt." erklärt Rina. Law grinst hämisch, verkneift sich jedoch einen Kommentar.

„Wenn das nur eine Geschichte ist... Was erzählt sie?" fragt Cavendish.

„Ich weiß es nicht. Einiges fehlt." erwidert Rina. Sie scheint traurig darüber zu sein.

„Ich könnte sie dir erzählen." Alle Anwesenden fahren erschrocken herum. Hinter den Überresten der Mauer, vor der sie stehen, kommt ein junger Mann hervor. Er hat schwarzes, schulterlanges Haar und seine Augen leuchten golden. Auf eine komische Art und Weise, kommt er Rina bekannt vor. Law kommt misstrauisch näher.

„Wer bist du?" Der Fremde hat bisher nur Rina angesehen, richtet seine Aufmerksamkeit nun aber auf Law.

„Ich habe keinen Namen." lautet die kalte Antwort.

„Du sagtest, du könntest uns die Geschichte erzählen." mischt sich Rina ein.

„Ich sagte, ich könne sie DIR erzählen." Der Blick des Fremden haftet wieder auf ihr. Fragend zieht sie die Augenbrauen hoch.

„Wieso nur ihr?" fragt Cavendish.

„Weil nur sie dazu fähig ist, diese Geschichte zu verstehen."

„Könntest du aufhören in Rätseln zu sprechen." verlangt Law. Er ist gereizt und ihm ist anzumerken, wie gern er sich des Neuankömmlings entledigen würde.

„Wieso nur ich?"

„Du hast noch nicht alle Erinnerungen vollständig zurück? Hmm...Dann wirst du danach mehr verstehen."

„Woher weißt du...?" In Rina steigt eine Ahnung hoch. Mit großen Augen starrt sie ihn an.

„Bist du etwa..." Weiter kommt sie nicht, denn der Fremde legt ihr eine Hand auf den Mund. Er nickt leicht, um das unausgesprochene zu bestätigen. Law passt es nicht, dass er Rina so nah ist und will schon dazwischen gehen. Doch sie kann ihn mit einer Handbewegung zurückhalten.

„Also schön. Erzähl mir die Geschichte." Bei der Einwilligung grinst der Fremde.

„Besser. Ich werd sie dir zeigen." Noch bevor jemand reagieren kann, greift er nach Rinas Arm und zieht sie in die Überbleibsel der Mauer.



Auf einer kleinen, idyllischen Insel sitzen zwei alte Männer vor einer Kneipe.

„Ich muss gestehen, ich bin überrascht, dass du hier aufgetaucht bist, Sengoku."

„Ich wollte deine Meinung zu einer persönlichen Angelegenheit hören, Garp." Fragend schaut dieser zu seinem ehemaligen Vorgesetzten hinüber.

„Wieso hab ich da so eine Ahnung, worum es gehen könnte?"

„Ich fühle mich schlecht. Ich war bereit ihr alles zu nehmen, obwohl ich wusste, dass sie meine Enkelin ist." Beginnt Sengoku nachdenklich.

„Ohne zu zögern. Selbst du hast noch einige Worte und sogar eine Entschuldigung für Ace gehabt." fügt er hinzu. Garp hört still zu und trinkt einen Schluck von seinem Bier.

„Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?" fragt Garp.

„Kämpfe für die Marine oder halt dich raus." wiederholt Sengoku seine Worte von damals.

„Ganz genau. Du hast dich nur an deine eigenen Worte gehalten. Es ist, wie es ist. Sie steht auf der einen, du auf der anderen Seite." Stille tritt ein. Beide Männer trinken einen Schluck.

„Sie hat ihn Vater genannt. Aus tiefsten Herzen." flüstert der Aufsichtsführende kaum hörbar.

„Sie kannte ihren wahren Vater wahrscheinlich nicht. Du solltest vielleicht ein paar Dinge zu ihrem Gunsten drehen." versucht Garp seinen alten Freund aufzumuntern.

„Wie machst du das nur? Du hast den Strohhut in Water Seven einfach gehen lassen und trotzdem warst du immer auf Seiten der Marine und der Weltregierung." Auf diese Aussage hin lacht Garp herzlich auf.

„Das ist ganz einfach. Es ist, wie unser guter Aokiji immer sagte: schlampige Gerechtigkeit. Oder in meinem Fall: alles kleinlich sehen. Ich bin damals nach Water Seven, um mit meinem Enkel zu reden und nicht auf deinen Befehl hin. Es war eine Privatsache und kein Auftrag im Namen der Regierung." Beim Anblick, wie sehr seine Augen strahlen und mit welcher Euphorie er es sagt, muss Sengoku lächeln. Auch wenn er der Großadmiral war, so hat er Garp immer respektiert und seinen Rat geschätzt. In diesem Augenblick fällt ihm wieder ein warum.



Benommen öffnet Rina die Augen. Sie liegt bäuchlings im Gras, die Hände neben ihrem Kopf. Langsam richtet sie sich in eine sitzende Position auf. Als sie sich umsieht, bemerkt sie, dass die Ruinen wieder zusammengesetzt sind. Vor ihr liegt ein Dorf, umgeben von einer niedrigen Mauer, welches in voller Blüte steht. Kinder rennen lachend umher, Frauen tragen Krüge mit Wasser und es gibt einige Stände, an denen gehandelt wird. Niemand scheint sie bemerkt zu haben. Rina steht auf und sieht zurück zu der Mauer, durch die sie der Fremde gezogen hat. Bei dem Gedanken fällt ihr ein, dass ebenjener ebenfalls nicht da ist. Unsicher schaut sie sich noch einmal um, dann geht sie auf die Häuser zu. Noch immer bemerkt sie niemand. Rina beschließt jemanden direkt anzusprechen und geht auf eine Frau zu.

„Entschuldigen Sie..." Die Frau reagiert nicht und...geht einfach durch sie hindurch. Moment was? Sie ist einfach durch mich...durch...gegangen? Aber wie... wie ist das möglich? In Gedanken versunken starrt sie der Frau hinterher.

„Sie können dich weder sehen noch hören, denn du bist nicht Teil dieser Welt." Beim Klang der Stimme, fährt Rina herum. Vor ihr steht nun der Fremde von vorher.

„Was meinst du?"

„Du wolltest die Geschichte dieser Ruinen erfahren. Sie dich um! Du bist mitten drin." Er macht eine ausschweifende Handbewegung Richtung Dorf. Ungläubig starrt sie in an.

„Komm! Ich werde die Geschichte erklären." Er wendet sich ab und geht die Straße entlang. Fasziniert folgt sie ihm.


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