Kapitel 15

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Mit wenigen Blicken und noch weniger Worten hat Rina Cavendish klar gemacht, dass er und Bartolomeo gehen sollten. Dieser verstand und die zwei segelten schon bald davon. Alle anderen gingen zu den Schiffen. Die Crews haben sich auf die Schiffe verteilt, während die Kapitäne mit Rina an einem Feuer sitzen. Der Drache liegt hinter ihr, den Kopf auf seine überkreuzten Vorderpfoten abgelegt. Die Sonne geht bereits unter und taucht alles in ein goldenes Licht. Rina erzählt den vieren, was sie in Erfahrung gebracht hat. Diese hören aufmerksam zu, wobei Kid sie eindringlich ansieht. Und sein Blick scheint eindringlicher zu werden, je mehr sie erzählt, auch wenn sie sich da nicht ganz sicher ist.

„Und was wirst du jetzt machen?" fragt Hawkins, nachdem sie geendet hat.

„Nichts." antwortet Rina, nach kurzem Nachdenken.

„Nichts!?" kommt es von Basil, Apoo und Law im Chor. Kid sieht sie nur etwas überrascht und fragend an. Rina nickt bestätigend und beginnt es zu erklären.

„Es gibt so gesehen drei Mächte, die eine Art Gleichgewicht aufrechterhalten: Die Marine, die vier Kaiser und die sieben Samurai. Wobei ich letztere nicht unbedingt als Macht bezeichnen würde. Die vier Kaiser haben sich immer gegenseitig im Zaum gehalten und verhindert, dass andere Piraten zu mächtig wurden. Sie waren quasi immer die Obergrenze. Vier Piraten die, mehr oder weniger, auf einem Level waren, so dass nicht einer allein die komplette Macht hatte. Shanks und Whitebeard sind zwei, die nicht auf Macht und Herrschaft aus sind. Sie wollten keine Kriege hervorrufen, weshalb sie Kaido und Big Mom im Zaum gehalten haben. Aber jetzt steht Shanks allein da und kann sich nicht um die drei anderen gleichzeitig kümmern. Wenn sich Kaido nun allerdings mit Blackbeard anlegt..."

„...bekämpfen sie sich gegenseitig." beendet Law den Satz, was Rina wiederum mit einem Nicken bestätigt.

„Und egal wer gewinnt, es wird Platz für einen Nachfolger Whitebeards." schlussfolgert Hawkins.

„Und wer soll das sein?" fragt Apoo. Erwartungsvoll schauen die drei zu Rina.

„Das wird sich noch zeigen. Es wird sowieso noch einige Zeit dauern, bis die zwei sich an die Kehle gehen." antwortet diese.

„Und was wenn die zwei sich gar nicht an die Kehle gehen?" überrascht schauen alle zu Kid herüber. Es ist das erste Mal, dass er etwas sagt, seit sie hier sitzen.

„Kaido holt sich, was er will. Und wenn er mich will, dann wird er dafür sorgen, dass er mich bekommt." meint Rina mit einem Schulterzucken.

„Dann mal angenommen das mit den Kaisern geht auf. Was machst du mit der Marine? So wie ich das sehe sind alle, die nicht einfach Pirat als Pirat abstempeln, dort ebenfalls nicht mehr vertreten. Wie willst du dort die Menschen austauschen?" Rina findet es seltsam, wie er es ausspricht, doch sie kann es nicht genau einschätzen.

„Ich denke, da wird sich was ergeben. Auch Akainu ist nicht perfekt. Außerdem muss ich vorher mit jemanden reden, bevor ich mich mit der Marine befasse." meint sie kühl. Basil, Apoo und Law beobachten die beiden verwirrt, wobei zwei von ihnen ihr Pokerface aufrechterhalten. Einige Zeit schauen sich Kid und Rina an.

„Na mir kann's egal sein. Mein Ziel ist Rothaar Shanks."gibt Kid schließlich von sich.

„Moment mal! Nachdem was Rina uns erzählt hat, willst du Shanks immer noch erledigen?" fragt Apoo fassungslos. Auch Hawkins scheint davon nicht begeistert zu sein.

„Ich glaube nicht an Götter oder sonst was. Ich werde das One Piece finden und König der Piraten werden." stellt Kid seinen Standpunkt fest.
„Wenn euch das nicht passt, dann steigt doch aus!" fügt Kid noch hinzu. Damit ist die Diskussion für ihn beendet, denn der breitschultrige Kapitän steht auf und geht, zu Rinas Verwunderung, Richtung Ruinen davon. Aus einem Impuls heraus schaut Rina zum Drachen hinüber, welcher sie nur aus großen goldenen Augen ansieht.

„Dieser Sturkopf." klagt Apoo.

„Was werdet ihr tun?" fragt Law die zwei. Diese schauen sich gegenseitig an, bevor Hawkins für beide antwortet.

„Wir steigen aus. Morgen segeln wir los und folgen unseren eigenen Wegen wie bisher." Law nickt nur, dann schaut er zu Rina. Seufzend steht er auf und legt eine Hand auf ihre Schulter. Rina zuckt unter der Berührung zusammen und schaut zu ihm auf.

„Wir sollten uns aufs Ohr hauen." sagt er nur ruhig wie immer.

„Ich bleibe noch etwas hier. Vielleicht kommt Kid wieder zurück." entgegnet Rina. Kurz schauen die zwei sich an, bis Law schließlich nachgibt. Die drei Kapitäne gehen zu ihren Schiffen, sodass Rina mit dem Drachen allein am Feuer bleibt.



„Dieses dumme Gör. Was glaubt sie, was sie da tut? Die Welt retten. Pah! Dabei weiß sie gar nichts!" Mit sich selbst redend, stapft Kid ziellos über die Insel und merkt nicht, wie die Ruinen vor ihm auftauchen. Erst als er direkt vor dem Mauerstück steht, aus welchem Rina und der Drache kamen, bleibt er stehen. Er schaut auf und runzelt die Stirn. Wieso muss er auch ausgerechnet hier rauskommen?

„Hältst du das für ein Zeichen? Lachst du da oben jetzt? Egal was du denkst, du kannst es vergessen!" sagt Kid laut und verärgert in den Himmel hinauf. Kurz herrscht Stille, als würde er auf eine Antwort warten. Doch es kommt keine. Langsam geht er weiter und schaut sich um. Mustert die Häuser, Reliefs, Mauern und Felder. Schlussendlich bleibt er vor einem großen, verfallenen Gebäude stehen, welches bereits von Efeu und anderen Schlingpflanzen eingehüllt wird.

„Was mache ich hier bloß?"



Law sitzt an Deck seines Schiffes mit dem Rücken an die Wand gelehnt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sein Nodachi liegt neben ihm. In einigen Metern Entfernung sieht er das Feuer und daneben den großen Schatten des Drachen. Eigentlich wollte er schlafen, doch seine Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen. Deshalb sitzt er jetzt hier und schaut zum Himmel hinauf. Dieser ist wolkenlos und wird von einem großen Vollmond geschmückt, der alles in ein silbriges Licht taucht. Law kann nicht leugnen, dass Kid sich seltsam verhalten hat, selbst für seine Verhältnisse. Er schließt die Augen, atmet tief durch und lässt seine Gedanken einfach durch seinen Kopf schwirren. Plötzlich erklingt leise ein Lied.

Die Nacht erwacht, die Erde träumt.

Der Mond trägt sein silbern Gewand.

Das schönste Kleid und ihr zum Dank

hat er mit funkelnden Sternen gesäumt.

Der Wind, er weht so leis und sacht.

Schenkt uns eine wiege aus Klee.

Mit Wolken und Liedern im See,

aus silbernem Traumzeig gemacht.

Weit wie die Wogen

Weit wie die Nacht

Weit wie die Wogen

Wiegt sie dich sacht.

Di Erde träumt das erste Licht

bis sanft uns der Morgen erweckt,

doch nun hat die Nacht uns bedeckt.

Schlaf gut mein liebliches Kind.

(Frau Erde von Faun)


Ein ruhiger Gesang legt sich über die Insel. Bis zur Ruine ist die ruhige Stimme zu hören und auf den Schiffen verstummt jegliches Geräusch. Hawkins liegt in seiner Kajüte auf seinem Bett und lauscht der ruhigen Melodie. In diesem Moment weiß er nicht einmal, wer da singt und es ist ihm auch egal. Das Lied scheint seinen Verstand zu benebeln, sodass er in einen traumlosen Schlaf fällt. Ähnlich ergeht es auch Apoo, welcher in der Kombüse seines Schiffes sitzt und mit dem Kopf auf dem Tisch schläft. Vor einem großen Gebäude bei den Ruinen sitzt Kid. Er versucht sich gegen die einschläfernde Wirkung des Liedes zu wehren und einen klaren Gedanken zu fassen, doch diesen Kampf kann er nicht gewinne. In seinem letzten wachen Moment schwört er, der Person, die gerade singt, den Hals umzudrehen.


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