Kapitel 27

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„Lasst...mich hier." Die Stimme ist leise. Rina glaubt erst, sie in ihrem Kopf zu hören. Sie schaut zu Law. Seine grauen Augen fixieren sie.

„Ihr...müsst hier...weg." bringt er hervor.

„Law..."

„Nein! Hör zu...Rina. Mein Verstand wird nicht mehr klarer...Ich weiß, dass ich keine Chance habe. Also geh! Dich hält doch hier nichts mehr." Für diesen Moment ist alle Schwäche, aller Schmerz, aus seinen Gesichtszügen verschwunden. Doch Rina kann sehen, wie schwer es ihm fällt dagegen anzukommen. Mit einem Kloß im Hals, schüttelt Rina den Kopf.

„Du irrst dich. Hast du schon vergessen, was wir mal über das One Piece gesagt haben? Ohne dich gehe ich nirgendwohin." flüstert sie ihm zu. Law möchte etwas erwidern, wird jedoch von einer Welle aus Schmerzen unterbrochen. Er spürt, wie es Dunkel um ihn wird.

„Es wird alles wieder gut." Hört er Rina noch sagen, dann ist alles still um ihn.



In diesem Moment wird Rina klar, dass sie gegen Weeble zu geringe Chancen haben. Sie muss es so anstellen, wie damals bei Kaido. Sie atmet tief durch und sammelt ihre Gedanken. Die Luft durchströmt ihren Körper. Rina spürt die Kraft tief in sich. Obwohl sie stets versucht hat diese Kraft zu unterdrücken, lässt sie sie jetzt einfach frei. Festen Schrittes schiebt sie die 4 Kapitäne zur Seite.

„Überlasst das mir. Es wird Zeit meinem Namen alle Ehre zu machen." spricht eine kalte Stimme aus ihrem Mund. Drake und die anderen schauen sie erst verwirrt an, bemerken aber sofort die schwarzen Male auf ihrer Haut, die immer dicker werden.

„Du willst mich töten? Schön, dann versuch es!" meint sie an Weeble gewandt. Dieser gibt einen grunzenden Laut von sich und geht zum Angriff über. Rina weicht zur Seite aus. Die schwarzen Male werden zu rankenähnlichen Schatten, die sich durch die Luft schlängeln. Weeble schafft es auszuweichen. Der Schatten folgt ihm. Als Weeble das nächste Mal den Boden berührt, ergreifen ihn die Schatten. Er versucht sie abzuschütteln und sich von der Haut zu ziehen, doch sie kleben förmlich an ihm. Die Schattenranken breiten sich immer weiter aus und bedecken schon bald seinen kompletten Körper. Das Einzige, das sie noch hören, ist ein ersticktes Gurgeln. Der riesige Körper sackt in sich zusammen, der Schatten zieht sich zurück und Stille breitet sich aus. Die Male bedecken noch immer Rinas Körper, als sie sich umdreht. Die vier Kapitäne starren sie fassungslos an.

„Wir müssen hier weg." sie keucht und ihre Stimme klingt wieder normal. Auch ihre Haut normalisiert sich.

„Hört ihr mir zu?" fragt sie etwas lauter als beabsichtigt. Sofort kommt Bewegung in die Glieder der anderen und sie machen sich auf zu den Schiffen.



Die einzigen Geräusche im Raum, sind die der Beatmungsmaschine. Ansonsten ist es vollkommen still. Die Schiffe befinden sich auf hoher See und der Mond steht hoch am Himmel. Sein silbernes Licht fällt durch ein Fenster herein. Auf einem Stuhl neben dem Bett sitzt Rina. Die Beine auf einen anderen Stuhl hochgelegt, die Arme vor dem Körper verschränkt und den Kopf an die Wand gelehnt. Die Augen geschlossen, döst sie vor sich hin. Plötzlich schreckt sie hoch. Irritiert lässt sie den Blick durchs Zimmer schweifen. Sie atmet tief durch, dann steht sie auf und geht zum Bett hinüber. Sie nimmt den leeren Infusionsbeutel und tauscht ihn durch einen neuen aus. Sie will gerade nach dem Behälter schauen, in den das Blut abfließt und diesen ebenfalls austauschen, als sich die Tür öffnet.

„Ist etwas passiert?" fragt sie müde, ohne aufzuschauen.

„Nein." lautet die knappe Antwort.

„Dann willst du etwas wissen?"

„War das eine Fähigkeit, die dir vererbt wurde?" fragt er direkt heraus. Rina hat den Behälter ausgetauscht und schaut Kid nun direkt an.

„Ich weiß nicht, woher sie kommt, aber ich hatte das scheinbar schon immer. Nur bin ich nicht so gut darin, es zu kontrollieren."

„Sah gegen Weeble nicht so aus."

„Mag sein." Schweigen breitet sich aus. Wie in Trance, fährt Rina sacht über die Verbände an Laws Körper. Spürt mit ihren Fingern das leichte Heben und Senken seines Brustkorbs.

„Du solltest schlafen." meint Kid schließlich. In seiner Stimme schwingt ein Hauch von Sorge mit.
„Ich schlafe hier." antwortet sie prompt.

„Wie du meinst." mit diesen Worten verlässt Kid den Raum und Rina ist wieder allein mit ihren Gedanken. Es ist schon seltsam. Obwohl ihr euch immer nur gestritten habt und alle Sturköpfe seid, helfen sie dir. Und ich bin mir sicher, du würdest ihnen auch helfen. Ein leichtes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, doch es erreicht ihre Augen nicht. Diese schauen weiterhin traurig auf Law hinab. Vereinzelt rinnen ihr noch Tränen die Wangen hinunter. Ihr Geist findet in diesen Stunden keine Ruhe. Sie ist gefangen in Verzweiflung, Angst, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Ihre Gedanken kreisen um die Geschehnisse der letzten Zeit. Hatte sie sich nicht ein Ziel gesetzt? Musste sie ihren Fokus nicht eigentlich auf etwas anderes richten? Aber wie sollte sie das machen, wenn die Menschen, die sie liebte verletzt und sogar getötet wurden. Ein, nicht zum Rhythmus der Beatmungsmaschine passendes, Geräusch reißt sie aus ihren Gedanken. Unvermittelt schaut sie zu Law. Kalter Schweiß bedeckt seine Stirn. Seine Augen sind geschlossen, bewegen sich jedoch hektisch unter den Lidern. Vorsichtig legt sie ihm eine Hand auf die Stirn und redet ihm leise zu. Sie weiß nicht, wen sie versucht zu beruhigen. Ihn oder sich selbst. Nach kurzer Zeit beruhigt sich Law. Rina geht zurück zu ihrem Stuhl, setzt sich darauf, legt die Beine hoch, verschränkt die Arme und schließt, nach einem letzten Blick auf Law, die Augen. Ein traumloser Schlaf übermannt sie, der sie erst am nächsten Morgen wieder freigibt. 


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