Kapitel 28

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„Shambles" Dem leisen Wort folgt Schmerz. Schmerz und Blut. Sein Blut. Er spürt, wie es seinen Körper verlässt. Er sieht zu Rina. Wie sie sich verwirrt umsieht. Und dann, wie sie zu ihm schaut. Das Entsetzen auf ihrem Gesicht, als sie realisiert. Er ist betäubt vom Schmerz und Blutverlust. Er kann sich weder bewegen noch sprechen. Nur fallen. Das ist das Einzige, das ihm übrig bleibt. Fallen und sterben. Lauf weg. Für mich ist es zu spät. Mit diesem letzten Gedanken wird alles schwarz und still.


Der Finsternis und Stille folgen Bilder. Sie wechseln zu schnell, um sie erkennen zu können. Doch das muss er gar nicht, denn Law ist sich sicher, dass es sein Leben ist, das gerade vorbeizieht. Sein nicht ganz so langes, aber dennoch qualvolles Leben. Wie oft hätte er schon sterben müssen? Drei Mal? Vier Mal? War es nicht endlich Zeit für ihn zu sterben? Immerhin ist das hier ein besserer Tod, als durch eine fünfmal verfluchte Krankheit oder Doflamingo zu sterben. Die Bilder verfliegen. Das Gefühl von Schmerz überkommt ihn und er kann seinen Körper einigermaßen spüren.


„Es tut mir Leid Law." Hört er Rinas Stimme. Sein Körper gehorcht ihm nicht. Nicht einmal die Augen kann er öffnen. Er spürt, wie ihre Tränen auf sein Gesicht fallen. In diesem Moment fällt ihm sein Traum wieder ein. Wie Rina weinend auf dem Boden saß und sich entschuldigte. Warum ist sie noch hier? Sie sollte abhauen. Stimmen ertönen. Er kann nicht verstehen, was sie sagen und sie auch nicht zuordnen. Seine Konzentration ist hinüber, genauso wie der Rest seines Verstandes. Das Kampfgetöse und die Schreie werden leiser und undeutlicher. Das ist doch zum verrückt werden. Es muss doch etwas geben, wie ich klar machen kann, dass sie abhauen soll. Law versucht noch einmal zu sprechen oder auch nur einen Finger zu rühren. Es gelingt ihm nicht. Da kommt ihm eine letzte Idee. Das wird mir wahrscheinlich den Rest geben, aber ich habe sowieso kaum eine Chance. Mit letzter Kraft aktiviert Law seine Teufelskräfte, um einige Gehirnstränge in seinem Kopf abzukappen und zu manipulieren. Tatsächlich gelingt es ihm. Er öffnet die Augen und sieht Rina, deren Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet ist.

„Lasst...mich hier." sagt er mit leiser Stimme. Rina wendet ihren Kopf zu ihm.

„Ihr...müsst hier...weg." bringt er hervor. Er spürt, wie seine Kräfte nachlassen.

„Law..."

„Nein! Hör zu...Rina. Mein Verstand wird nicht mehr klarer...Ich weiß, dass ich keine Chance habe. Also geh! Dich hält doch hier nichts mehr." Er versucht seinen Blick fest auf sie zu richten und keinen Schmerz zu zeigen. Er hofft, dass sie versteht. Umso mehr schmerzt es Law zu sehen, wie sie den Kopf schüttelt.

„Du irrst dich. Hast du schon vergessen, was wir mal über das One Piece gesagt haben? Ohne dich gehe ich nirgendwohin." flüstert sie ihm zu. Law möchte etwas erwidern, doch in diesem Moment ist all seine Kraft aufgebraucht und die Welt verdunkelt sich.

„Es wird alles wieder gut." Hört er Rina, wie aus der Ferne, sagen. Genau das hatte sie doch auch in seinem Traum gesagt. Wurde das jetzt etwa wahr?



„Was glaubst du ist das One Piece?"

„Was das One Piece ist? Wie meinst du das?"

„Naja alles was man weiß ist, dass das One Piece ein Schatz ist. Aber ein Schatz kann so vieles sein. Ein Talisman, ein Erbstück, Gold, eine Person einfach alles! Ich meine, wenn du einen ganz normalen Bürger fragst, was für ihn der größte Schatz ist ,wird er nicht mit Gold antworten, sondern seine Kinder und seine Familie nennen oder etwas anderes, dass ihm wichtig ist."

„Du glaubst, dass Gol D. Roger allen einen Bären aufgebunden hat?"

„Nein. Das One Piece ist sein größter Schatz. Nur WAS war ihm so wichtig? Ich bezweifle, dass dieser Fuchs einfach nur Gold oder etwas Ähnliches versteckt hat. Es wird etwas viel tiefgründigeres sein. Ich könnte mir vorstellen, dass einige nach dieser Jagd enttäuscht sein werden."

„Dein Käpt'n kannte doch Roger oder?"

„Ja. Er hat ihn das ein und andere Mal gesehen."

„Weiß er was das One Piece ist?"

„Ich denke schon. Und ich glaube auch, dass er weiß, wo es sich befindet. Aber Vater ist nicht daran interessiert und damit niemand in der Crew auf dumme Gedanken kommt, verrät er auch nicht, ob er es weiß."

Das meintest du doch, als du sagtest ich solle mich an unser Gespräch über das One Piece erinnern oder? Bei dem Gespräch damals warst du richtig enthusiastisch und deine Augen haben geleuchtet wie Smaragde. Du warst so überzeugt von dieser Theorie und fasziniert von den Fragen, die sie aufwarf. Es tut mir Leid, dass ich nicht dabei sein werde, wenn du die Antworten findest. Ich hoffe zu verzeihst mir das.


„Onii-san." Die Kinderstimme reißt Law aus seiner Erinnerung. Um ihn herum ist alles dunkel.

„Onii-san du bist gekommen." Er zuckt zusammen. Wie lange hatte er diese Stimme nicht mehr gehört. Sein Herz verkrampft sich, als er sich langsam umdreht. In einem weißen Kleid gekleidet, steht seine kleine Schwester vor ihm. Sie sieht genauso aus wie damals. Ist das auch nur eine Erinnerung? Aber wäre er dann nicht auch wieder ein Kind?
„Ich wusste du würdest kommen. Mama und Papa wollten mir nicht glauben. Und der seltsame Mann auch nicht. Er sagte, es würde noch lange dauern, bis du kommen würdest. Aber er hatte unrecht." Sie spricht mit ihrer fröhlichen und unschuldigen Stimme. Fröhlich lächelt sie ihn an. Law starrt sie nur mit großen Augen an. Das konnte nicht sein! Das konnte nicht Lamy sein! Oder war er nun doch endlich tot? Sie plappert weiter, ohne dass Law ihr zuhört. Er hatte damit gerechnet zu sterben, aber nicht, dass er Lamy sehen würde. Und hatte sie nicht auch von seinen Eltern und einem seltsamen Mann gesprochen? Konnte das sein?

„Komm lass uns zu den anderen gehen." Lamy greift nach seiner Hand. Bei der Berührung richtet Law seine Aufmerksamkeit wieder auf seine kleine Schwester. Diese setzt sich in Bewegung und zieht ihn mit sich. Nach wenigen Schritten wird aus der Dunkelheit pure Helligkeit. Es ist, als befänden sie sich plötzlich in einem strahlend weißen Raum, nur kann Law keine Wände sehen.

„Sie werden sich bestimmt alle riesig freuen. Der große Mann ist als letztes gekommen und hat uns viel von dir erzählt. Es muss schwer für dich gewesen sein. Aber du hast doch ganz sicher wieder gute Freunde gefunden, oder?" Bei dieser Frage bleibt Law unvermittelt stehen. Freunde? Bilder schießen durch seinen Kopf. Bilder seiner Crew. Bepo, Shachi und Penguin. Bilder einiger Menschen, denen er bisher begegnet ist. Ace und Marco von den Whiteberads. Sogar der Strohhut. Und Rina. Bilder von Rina. Wie sie lacht. Wie sie weint. Wie sie kämpft. Wie sie miteinander reden. Sich versprechen geben und sich gegenseitig auf die Beine helfen. Ja, wahrscheinlich hat er einige Freunde gefunden. Und noch mehr...

„Lamy! Ich kann nicht mit dir kommen." sagt er, den Blick betrübt auf den Boden gerichtet.

„Was? Aber wieso nicht, Onii-san."

„Bitte glaub mir, wenn ich sage, dass ich euch alle schrecklich vermisse und mir nichts sehnlicher Wünsche, als euch wieder zu sehen. Aber ich kann jetzt noch nicht zu euch kommen. Ich muss zurück zu jenen, die sich meinetwegen in Gefahr gebracht haben. Ich muss noch ein paar Versprechen einlösen. Wenn ich jetzt mit dir gehe...dann hätte ich ganz gewiss nicht mehr die Kraft umzukehren. Bitte verzeih mir."

„Ich würde mir zwar wünschen, dass du für immer bei mir bleibst, aber es ist wichtig, dass man seine Versprechen hält. Ich werde Mama und Papa von dir Grüßen. Und den großen Mann auch." Als er das hört, beugt sich Law zu ihr hinunter und nimmt sie in die Arme. Er versucht gar nicht erst seine Tränen zurück zuhalten.

„Ich danke dir, Lamy." flüstert er leise. Dann löst sich seine kleine Schwester auf und aus dem hellen Raum wir die gewohnte Dunkelheit.

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