Kapitel 6

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Als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, lässt sich Rina bäuchlings auf Laws Bett fallen. Sie legt die Arme unter den Kopf und schließt die Augen.

„Weißt du, es ist mir egal, ob du mit den Klamotten schlafen willst. Aber zur Seite rutschen musst du." versucht Law ernst zu sagen. Da er aber nur noch in Boxershorts dasteht, ist es schwer seine Autorität aufrecht zu erhalten.

„Zwing mich doch. Ich bewege mich keinen Meter mehr." Nachdem sie immer mehr zur Ruhe gekommen sind, bricht die Müdigkeit über den beiden zusammen. Als sie sich kennenlernten, hatte Law noch darauf bestanden, dass sie allein in seiner Kabine schläft. Doch das ist seit Jahren Geschichte. Da Rina keine Anstalten macht sich zu bewegen, geht Law seufzend zu ihr, packt sie an Schulter und Hüfte und zieht sie Richtung Bettkante.

„Wie unhöflich eine Dame, ohne zu fragen, so zu begrabschen." empört sie sich.

„Von welcher Dame sprichst du? Hier sind..." In diesem Moment landet ein Kissen in Laws Gesicht. Lachend, und mit dem Kissen in der Hand, geht Law zum Fußende des Bettes und lässt sich, ebenso wie Rina vorher, fallen. Keine zwei Minuten später gleitet er ins Land der Träume.



„Du bist jetzt frei, Law. Geh und lebe dein Leben." Bis zu den Knöcheln steht Law im Schnee. Um ihn herum tobt ein Sturm. Schützend hebt er einen Arm vors Gesicht. Er sucht nach dem Ursprung der Stimme, kann aber niemanden entdecken.

„Siehst du, Law? Immer tauchen Menschen auf, um dich zu retten." Er versucht schneller zu gehen, kommt aber nicht gegen den Sturm an.

„Law. Ich liebe dich, Mann. Du wirst überleben. Lauf einfach. Lauf! Hörst du?"

„Wohin? Wohin soll ich gehen?" schreit Law in den Sturm. Nach einer gefühlten Ewigkeit zeichnet sich vor der weißen Masse eine Silhouette ab. Je näher ihr Law kommt, desto klarer kann er die Person sehen. Unter Tausenden würde Law diesen Mann wieder erkenne.

„Cora-san? Cora-san!" Sein Herz beginnt schneller zu schlagen. So schnell wie möglich kämpft sich Law vorwärts. Kurz bevor er ihn erreicht, dreht sich Corazon um. Schockiert bleibt Law stehen. Corazon ist von oben bis unten mit Wunden und Blut übersät. Doch dieser lächelt ihn nur wie gewöhnlich an.

„Es ist schön, dass es dir gut geht, Law. Es tut mir Leid, dass ich damals nicht mitkommen konnte und, dass ich gelogen habe. Es tut mir Leid, Law. Aber ich hatte keine andere Wahl. Eines war nicht gelogen: Ich liebe dich. Und ich bin so glücklich, dass du dich an mich erinnerst." Mit diesen Worten löst sich Corazon in Luft auf.

„Natürlich erinnere ich mich an dich." brüllt Law unter Tränen. Plötzlich verschwinden der Sturm und der Schnee. Stattdessen schlagen ihm heiße Flammen ins Gesicht. Erschrocken weicht er einige Schritte zurück. Er steht in einer weißen Stadt vor einem Krankenhaus, welches in Flammen steht. Schmerzhafte Erinnerungen steigen in ihm hoch. Es ist das Krankenhaus seiner Eltern in Flevánce, vor dem er steht.

„Law." Ruckartig dreht dieser sich um. Auf dem Boden vor sich entdeckt er die Nonne, die sich immer um die Kinder gekümmert hat. Schwer verwundet zieht sie sich mit den Armen über den Boden auf ihn zu. Unfähig sich zu bewegen starrt Law sie an.

„Law, es wird immer jemand geben, der dir eine helfende Hand reicht." Sie lächelt ihn liebevoll an. So wie sie es immer getan hat. Auf einmal sind auf der Straße unzählige Leichen. Darunter seine Eltern, Schwester und Freunde. Panik steigt in ihm hoch. Sein Herz scheint aus seiner Brust springen zu wollen. Die Hitze der Flammen ist unerträglich. Dann wird mit einem Mal alles still. Alles wird dunkel. Ein langer Schrei ertönt. Die Dunkelheit verzieht sich und eine Waldlichtung taucht vor Law auf. Rina kniet auf dem Waldboden. Er kann nur ihren Rücken sehen, doch dann dreht sie sich um. Ihre Augen sind gerötet und Tränen rollen ihre Wangen hinunter.
„Es tut mir Leid, Law. Ich verspreche dir, alles wird gut."

„Was meinst..." In diesem Moment durchströmt ein brennender Schmerz seinen gesamten Körper. Verwirrt schaut er auf seine Hände. Weiße Flecken tauchen auf ihnen auf. Panisch zieht er sein Shirt aus, um seinen Körper zu untersuchen. Überall hat er diese weißen Flecken, die sich ausbreiten.

„Nein! Wie kann das sein? Ich hab es doch mit meiner Teufelskraft geheilt." Hilflos schaut er sich um. Dunkelheit breitet sich wieder aus. Die Schmerzen werden schlimmer. Sein Herz rast und seine Atmung geht stoßweise.

„Es wird immer jemand geben, der dir eine helfende Hand reicht."

Was soll die Scheiße? Sterbe ich etwa? Nein. Nein! Wieso jetzt? Bitte, hilf mir jemand. Verzweifelt versucht Law zu atmen. Die Schmerzen werden unerträglich.

„Law." Hilfe.

„Law."



Mit einem lauten Aufschrei setzt sich Law ruckartig auf. Erst starrt er auf seine Hände, dann betastet er seinen Oberkörper. Keine weißen Flecken zu sehen. Sein Herz rast, er ist schweißgebadet und sein Atem geht stoßweise.

„Law!" Er hebt den Kopf und blickt direkt in Rinas besorgte Augen.
„Nur ein Albtraum." keucht er und winkt mit der Hand ab, welche stark zittert. Sanft legt Rina eine Hand auf seine Wange und wischt mit dem Daumen eine Träne weg. Law schließt kurz die Augen, atmet tief durch und versucht sich zu beruhigen.

„Schlaf weiter." Wortlos schüttelt er den Kopf. Unter keinen Umständen würde er noch ein Auge zu tun. Rina setzt sich neben ihn und zieht seinen Kopf auf ihre Brust. Sanft streicht sie ihm durchs Haar. Nach einigen Minuten lässt sie sich zurückfallen und zieht ihn mit sich. Noch immer liegt ihre Hand auf seinem Kopf. Ihr gleichmäßiger Atme beruhigt Law und er dämmert doch wieder weg. Den Rest der Nacht schläft er traumlos. Als er am Morgen aufwacht, ist Rina verschwunden.


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