Episode.17

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"Ja, Mum", seufzte Luke in sein Handy. Ich beobachtete ihn still, sah dabei zu, wie seine zittrigen Hände mit einem Bleistift spielten und seine Augen sich langsam, aber sicher mit Tränen füllten.

"Okay", war mein Einsatz, welchen er flüsterte als ich sanft meine Arme von hinten um ihn schlang und versuchte, beruhigend Küsse auf seinem Hals und Schlüsselbein zu verteilen.

Als Luke auflegte liefen ihm bereits Tränen die Wangen herunter, weshalb ich gar nicht erst nachfragen musste. Er ließ sich einfach in meine Arme fallen und versuchte sich zu beruhigen.

"Baby boy, das wird schon wieder", murmelte ich, obwohl ich mir da, nach der Bekanntschaft mit seinem Vater, nicht so wirklich sicher war.

"Sie braucht eine Auszeit, hat sie gemeint", schluchzte er und klammerte sich fest an mich. Sein gesamter Körper zitterte leicht und erst jetzt wurde mir klar, dass ihm eine heile Familie als sehr wichtig erschien.
Ich verstand ihn, zumal meine Eltern mich nicht wirklich sehen wollten.
Aus den Augen aus dem Sinn, schien ihr Motto in der Hoffnung ich würde mein Leben irgendwie auf die Reihe bekommen.

"Ich könne so lange bei dir bleiben, vorausgesetzt ich gehe zur Schule"

Ich schätze an diesem Tag begann alles so wirklich. Unsere Geschichte. Unsere Leben, die unmittelbar zusammentrafen.

Ich hatte nie geplant Luke bei mir zu behalten, für mich war es mehr wie eine Affäre, aber als wir zusammen ins Kino und anschließend Cocktails trinken gingen, kam es mir anders vor.
Luke öffnete sich mir mehr und mehr und abgesehen von meiner anhaltenden Eifersucht entwickelte sich auch noch mehr.

Seine Worte, er würde bei mir bleiben können, verankerten sich in meinem Hirn und ich wusste nicht, ob es mich glücklich oder traurig machen sollte.

"Baby Boy kannst du noch gerade laufen?", lachend nahm ich seine Hand und zog ihn näher an mich, weil ich merkte, wie er torkelte.

"Ich muss zur Schule", murmelte er leise weshalb ich nur noch mehr grinste.
"Aber nicht um halb 1 in der Nacht... Ich bring dich morgen früh pünktlich zur ersten Stunde dahin", versprach ich kopfschüttelnd und steckte mir eine Zigarette an, "jetzt solltest du aber einfach nur ins Bett und schlafen, Baby"

Die Motoren der fahrenden Autos begleiteten uns während des gesamten Weges, indes der helle Mond unseren Weg leuchtete.

"Alles klar bei euch?!", ein weißes Auto mit blauer Schrift hielt neben uns und fuhr das Fenster herunter. Ich musste nicht einmal hinsehen um zu wissen, dass es die Bullen waren.

Zwanghaft lächelte ich den Beamten zu und nickte.
"Klar, er ist nur sehr müde"
Alles in mir hoffte, die beiden würden weiter fahren, sie machten auch den Anschein dazu, doch auf einmal wendeten sie sich wieder an mich.

"Ist der Weg denn noch sehr lang?", erkundigte sich der Fahrer und blinzelte zu mir herüber.

Abwegig schüttelte ich den Kopf und erklärte, dass wir es bald geschafft hätten.
"Na steigt ein, wir bringen euch schnell!"

Mein Hirn brannte, ich wollte nicht mit diesen beiden Gesetzeshütern und Luke in einem Wagen sitzen, doch mir fiel keine Ausrede ein.
So schaffte ich den stillen Luke unbeholfen auf einen Sitz und platzierte mich neben ihn.

"Wäre bald geschafft", wiederholte der eine Bulle freundlich, aber ironisch meine Worte, als ich eine Adresse neben meiner Wohnung beschrieb, was so ungefähr 40 Minuten Fußweg gewesen wären.

Schulterzuckend quittierte ich das und zog Lukes Kopf, welcher matt auf dem Sitz zwischen uns ruhte, auf meinen Schoß und strich ihm durch die Haare.
Die beiden Polizisten schienen freundlich, der Fahrer war wahrscheinlich Mitte 40, während sein Kollege kaum älter als ich selber wirkte.

"Scheinst es nicht so mit der Polizei zu haben", belächelte mich der ältere durch den Rückspiegel und sah dann zu Luke.

Ich zog eine Grimasse und schüttelte dann grinsend den Kopf.
"Auf ner Party den Finger in den Po zu bekommen ist nicht so meins, auch wenn man dabei drauf ist"

Nun drehte sich der jüngere zu mir und grinste "das darf man gar nicht"

"Was?", fragte ich trocken, "drauf sein? Auf Partys ist es schon entspannt und nur der Handel und Besitz ist strafbar"

"Er meinte die Durchsuchung", setzte nun der Fahrer wieder ein und blieb an einer roten Ampel stehen.

"Ja haha", lachte ich, "das habe ich auch gesagt aber als Antwort durfte ich eine Nacht in 'ner Ausnüchterungszelle bleiben und Strafe zahlen"

Unsere Unterhaltung ging noch eine Weile so und die beiden Polizisten waren komischer Weise wirklich nett.
"Was hat er denn genommen?", erkundigte sich irgendwann der ältere etwas besorgt und deutete auf Luke, welcher inmernoch reglos seinen Kopf auf meinem Schoß ruhte.

"Nichts!", sagt ich schnell, "ich schwöre! Er hat ein wenig was getrunken und Stress zu Hause zusammen hat da dazu geführt, dass er ziemlich fertig ist", ich redete schnell, aber es war mir wichtig zu beteuern, dass ich Luke wirklich keine Drogen gegeben hatte.

Der jüngere lächelte und hob abwehrend die Arme "okay okay", lachte er, "wir glauben dir ja. Ist er dein Freund?"

Die Frage bohrte sich in meinen Kopf, während ich nachdenklich durch die Fensterscheibe sah.
Alles war stockfinster, nur ein paar Autos und Laternen beleuchteten die Straßen, wir mussten ziemlich schnell fahren, denn alles schien nur so an mir vorbei zu rauschen.

"Ich weiß nicht", antwortete ich nach einer Weile und strich erneut durch Lukes blonden Haare.
"Ich weiß nicht", wiederholte ich leise, "wäre es denn schlimm?"

Fragend blickte ich nach vorne und beobachtete, wie sich der jüngere auf die Unterlippe biss, genauso wie Luke es auch immer tat. Dennoch verkniff ich es mir es auszusprechen.

"Natürlich nicht", meinte der Fahrer schnell und warf seinem Kollegen einen komischen Blick zu.
"Ihr würdet zusammen passen", fügte er nach einer kurzen Pause leise zu und sah zum Beifahrersitz.

Mit einem mal bekam ich ein komisches Gefühl. Verwirrt sah ich vom jüngeren Bullen zu Luke und wieder zurück.
Ich verstand nicht wen der Bulle meinte.
Es klang eher als würde er seinen Kollegen und mich meinen, statt Luke und mich.

"Ich bin übrigens Liam", erklärte auf einmal der junge und drehte sich zu mir um. Lächelnd hielt er mir seine Hand entgegen.
"Antony", erwiderte ich und reichte ihm meine.
Als wir unsere Hände lösten hielt ich einen Zettel in der Hand und spätestens jetzt war mir klar, wer gemeint war.

~ Und es liegt nicht an deiner Weltansicht, sondern viel mehr an der Welt an sich. ~

Apartment 69 - LashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt