9. Was wäre wenn?

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"Das War doch klar das sie uns suchen! Warum regst du dich so auf! Was hast du vor Matt willst du mich den ewig gefangen halten?"

Ohne eine Antwort, die ich eindeutig verdient hatte, zog mich der Blonde immer weiter durch den tiefen Schnee. Die Hütte kam in Sicht und ich freute mich schon auf den warmen Kamin.
Mit einem Mal öffnete Matt die Tür und stieß mich grob hinein.
Wütend wirbelte ich zu ihm herum. "Würdest du mir mal antworten!"
Es knallte die Tür zu und für einen Moment habe ich geglaubt, dass die Hütte zitterte.
"Du musst mir dabei helfen Sean zu finden!" Sagte er mit einem strengen befehlshaberischen Ton.
Ich stemmte meine Hände auf meine Hüften."Warum glaubst du würde ich dir helfen einen Idioten zu finden, der mein Herz in tausend Stücke gerissen hat. Wenn Sean will würde er wieder aufkreuzen, da mach dir mal keine Sorgen. Idioten sterben nicht."
Mit dem letzten Satz wandte ich mich ab und setzte mich aufs Bett.
Er folgte mir und ging vor meinen Füßen auf die Knie. "Was wäre wenn, Sean niemals gegangen wäre?"
Ich sah ihn an. Was sollte ich den auf so eine Frage antworten? Auf eine Frage deren Lösung ich selber nicht wusste. Nach einer Weile des Schweigens zuckte ich nur mit den Schultern.
"Sean war hier."
"Was?"
"Er hat für eine Zeit in dieser Hütte gelebt. Ich weiß aber nicht wie lange."
Matts Augen wurden immer düsterer, dann zog er aus seiner Hosentasche einen Zettel hervor und reichte ihn mir.

Hey Bruderherz!
Wenn du das liest bin ich wahrscheinlich schon lange sehr lange fort.

Mein Herz begann zu rasen als ich Seans Handschrift erkannte.

Mach dir keine Sorgen um mich Matt. Mir geht es gut. Ich fange ein neues Leben an. Weit weg von euch. Das mag dir vielleicht seltsam vorkommen aber endlich, endlich kann ich in Frieden leben.

"Arsch." Brachte ich bloß hervor bevor ich weiter las.

Matt. Ich habe ein Mädchen sehr...sehr verletzt. Ich habe schon mal von ihr erzählt. Erinnerst du dich? Ally.
Ich will das auch sie glücklich wird, ohne mich, sie ist besser dran wenn ein anderer an ihrer Seite ist. Bestimmt ist sie gerade überglücklich, hat einen neuen und wuschelt vielleicht in diesem Moment ihm durch die Haare.

Ja klar! Ich presste meine Lippen aufeinander und blinzelte die Tränen weg. Arsch!

Wie auch immer! Ich hab dich lieb kleiner Bruder! Pass gut auf dich auf! Wir werden uns bestimmt einmal Wiedersehen!

Voller Wut und Trauer knüllte ich den Zettel in meinen Händen zu einem Ball und warf ihn direkt ins Feuer, welches Matt gerade angezündet hatte.
"Hey!" Er wollte den Brief noch auffangen doch die Flammen schlossen sich bereits darum und Matt sah verzweifelt ins Feuer. "Was sollte das! Das War unsere Einzige Spur!"
"Ich will nichts mehr von diesem Idioten hören! Hast du verstanden?! Sean Cales ist schon lange für mich gestorben!" Mit Tränen in den Augen starrte ich Matt an.
Seine blauen Augen sahen Mitfühlend von mir ins Feuer und wieder zurück. "Ich kann dich verstehen, Ally. Aber interessiert dich den garnicht warum er gegangen ist?"
"Ist das wichtig. Er ist gegangen. Egal welcher noch so gute Grund dahintersteckt!"
"Beziehungen!" Seufzend warf sich Matt aufs Bett und legte seinen Kopf auf einen der Kissen.
Ich legte mich neben ihn. Dann erst meldete sich mein Magen wieder.
"Hunger!" Rief ich und sprang auf. "Können wir endlich mal was essen?"

Nach dem Essen setzte ich mich wieder ans Feuer und starrte in die Flammen. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem Brief.
"An was denkst du?" Matt setzte sich neben mich und ich schloss für einen kurzen Augenblick die Augen.
"Ich denke gerade daran was passiert wäre...ich mein wenn...was wäre wenn Sean niemals gegangen wäre?"
"Ich hab keine Ahnung, aber eins weiß ich. Er hat dich geliebt Ally. Mehr als jeden anderen."
"Ja leider bringt ihn mir das auch nicht mehr zurück! Warum ist er gegangen? Warum nur!" Kopfschüttelnd starrte ich wieder ins Feuer.
"Lass ihn uns gemeinsam suchen! Bitte Ally! Helf mir! Ich muss den Grund für sein Verschwinden wissen!"
Ich nickte kaum merkbar und Matts Augen begangen zu leuchten. "Danke!" Lächelnd stand er auf und zog seine Schuhe an. "Dann komm!"
"Wohin?"
"Wir holen dir ein paar Klamotten. Außer du willst in den Sachen bleiben. Wie du willst." Schulter zuckend wollte er seine Schuhe ausziehen und sofort war ich auf den Beinen.
"Oke lass uns gehen!"

Wir stapften durch den Schnee zu Matts Motorrad. Wir setzten uns drauf und bevor ich Schnell sagen konnte flitzen wir durch den Matsch auf der Straße zu Noels Haus.
Kurz vor dem Haus hielten wir an und Matt packte sein Motorrad versteckt in einer kleinen Gasse.
Seite an Seite rannten wir hinüber zum Haus. Es wurde immer dunkler und da wir uns einen schwarzen Hoodie übergezogen hatten sahen wir wirklich aus wie Einbrecher.
Ich folgte Matt, der leise an der Wand des Hauses zur Hintertür schlich.
Er zwinkerte mir kurz zu und öffnete dann die Hintertür. Warum Noel so dumm war und sie offenlegen war mir ein Rätsel.
Ich sprintete durch den dunklen Flur leise in Noels Zimmer wo er gestern meinen Koffer hingestellt hatte.
Offensichtlich war Noel nicht zu Hause. Vielleicht sucht er mich ja immer noch!
Ohne zu zögern öffnete ich meinen Koffer und packte alles in einen großen Rucksack den ich in Noels Schrank fand. Da waren so viele. Eins mehr oder weniger würde da auch nicht auffallen.
Dann schnappte ich mir noch mein Duschzeug, schmincke und Deo bevor ich zu Matt in die Küche trat.
Ich blinzelte den blonden überrascht an. Denn Matt stopfte gerade alles was er fand in seinen kleinen Rucksack.
"Nicht dein ernst oder?"
Erschrocken fuhr Matt herum und sah mich mit einem schiefen lächeln an bevor er antwortete: "Was denn. Mein Dad ist zwar stinkreich aber bei sowas würde er mich niemals unterstützen! Ich muss irgendwie doch über die Runden kommen!"
Er schloss gerade seinen Rucksack als wir die Türklinke hörten. Dann eine zuknallende Tür. Und mit einem Mal hatte ich das Gefühl, das mir mein Herz in die Hose rutschte!

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