"Was...machst du hier?", frage ich sie. Genervt rollt sie mit den Augen. "Nerv mich nicht und halt still." "Also gestern Nacht hast du aus nem ganz anderen Grund mit den Augen gerollt.", versuche ich die Stimmung etwas zu lockern. Sie knurrt nur und drückt auf die Wunde an meinem Kinn. "Aua!" "Mein Gott, stell dich nicht so an du Lappen.", bringt sie mich zum Schweigen. Nachdem sie meine Wunde ausgiebig beobachtet hat, meint sie: "Das muss genäht werden." Ich starre sie an. "G-Genäht? So richtig mit Nadel?" "Ja, so richtig mit Nadel.", antwortet sie und fängt an, mein Kinn zu desinfizieren. Als sie die Nadel ansetzt, unterbreche ich sie. "W-Warte...bekomme ich keine Betäubung?" Ein Hauch von einem Grinsen huscht über Emily's Gesicht. "Bei einer Wunde dieser Größe ist das bei Erwachsenen eigentlich nicht üblich, aber wenn Sie das wünschen, Mr Payne..." "Nein, ist schon in Ordnung." Sie macht den ersten Stich und ich fange an zu wimmern, reiße mich jedoch zusammen, damit ich nicht schreie. "Da werden die stärksten Männer auf einmal ganz leise.", zischt sie und näht zu Ende. Ich schlucke und warte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst habe. "Emily...ich weiß, ich habe mich nicht richtig verhalten und das tut mir leid.", murmele ich sanft und greife nach ihrer Hand. "Lass mich das wieder gut machen.", fahre ich fort. Eine Sekunde lang sehe ich wie sie mit sich kämpft. "Nein, Liam. Wir hatten Sex, mehr nicht. Das hast du selbst gesagt." Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas hält mich davon ab, ihr zu widersprechen. Etwas enttäuscht stehe ich auf und verlasse den Raum. Ich bin lange nicht mehr zurückgewiesen worden und es ist ungewohnt, dass ein Mädchen so auf mich reagiert. Ich bin es gewohnt, dass ich derjenige bin, der die Oberhand hat und die Mädchen zurückweist. Mit keiner länger als eine Nacht, damit bloß keine Gefühle entstehen. Das ist die Regel. Ja, ich weiß, eine ziemlich bescheuerte Regel, aber auf diese Art tut mir wenigstens keiner weh. "War sie vorsichtig?", erkundet sich Niall sofort. "Hat sie dir weh getan?", fragt Louis. "Das sieht übel aus.", meint Harry. Bevor ich etwas sagen kann, meldet sich Simon zu Wort: "Er wurde mit vier Stichen genäht, das ist nichts Tragisches." "Ich habe Hunger.", beschwere ich mich. Wenn die Jungs schon mal so fürsorglich sind, kann ich das ja auch ausnutzen. "Es gibt Backstage-", setzt Simon an. "Jetzt? Worauf denn?", unterbricht Niall ihn. "Cupcakes.", antworte ich. "Auf zur nächsten Konditorei.", brüllt Niall und rennt zum Auto. Langsam folgen wir ihm. Seit einer halben Ewigkeit hatte ich keine Cupcakes mehr. Früher waren Miranda und ich oft gemeinsam in der kleinen Bäckerei in Wolverhampton und haben Cupcakes gegessen bis uns schlecht war. Mit einem Lächeln auf den Lippen sitze ich im Wagen und schaue aus dem Fenster. Irgendwie tuen die Erinnerungen nur noch halb so weh wie vor ein paar Tagen, wo ich dachte, dieser Schmerz würde nie enden.
"Welchen möchtest du denn, Liam?", fragt Simon etwas genervt und sofort habe ich Miranda vor Augen wie sie als junges Mädchen an der Theke stand und sich Cupcakes aussucht. "Einen pinken und einen blauen.", antworte ich und Simon bestellt. Ich fühle mich etwas in der Zeit zurückversetzt, weil Simon mich nicht selber bestellen lässt. "Guten Appetit, Mr Payne." Die Frau hinter der Theke lächelt mich an, als sie mir einen kleinen Karton reicht. "Liam, bitte. Mr Payne ist mein Vater...gibt es noch etwas?", frage ich, da sie wirkt, als ob ihr noch etwas auf dem Herzen liegt. Augenblicklich wird sie rot. "K-Könnte ich...ein Foto machen? Ich bin ein riesiger Fan.", flüstert sie. "Klar. Wie heißt du denn?" "Mia." Ich ziehe sie hinter der Theke hervor und nehme sie in den Arm. Sie gibt ein Quieken von sich und ich drücke sie noch etwas fester. Hinter ihrem Rücken sehe ich, wie Simon die Augen verdreht. Schnell mache ich ein Foto von uns beiden. "Danke, Liam.", presst das Mädchen hervor. "Wofür denn?" "Für alles. Du gibst mir so viel Kraft und das jeden einzelnen Tag. Du weißt gar nicht, was ich dir alles zu verdanken habe. Du bist alles für mich. Wann auch immer ich traurig bin, du zauberst mir wieder ein Lächeln auf mein Gesicht." Sie atmet tief durch. "das wollte ich nur eben loswerden." Sie streckt ihre Hand aus, um mich nochmal in den Arm zu nehmen. Als der Ärmel ihrer Bluse ein Stück hochrutscht, zieht sie ihn fast panisch wieder runter, doch mir fallen trotzdem die Schnitte an ihrem Handgelenk auf. Ich mustere das Mädchen, das vor mir steht, noch einmal genau. Auf dem ersten Blick wirkt sie tough, aber anscheinend kämpft sie mit irgendwas. Kurzerhand greife ich nach ihrem Handgelenk und küsse ihre Narben. "Hör mir zu, Mia." Ihre Augen werden groß. "Ich weiß nicht, wogegen du kämpfst, aber ich weiß, dass es sich alleine nicht gut kämpfen lässt. Was auch immer sie zu dir in der Schule sagen, du darfst nicht auf sie hören. Du bist gut so, wie du bist. Ich weiß, sie lassen dich wahrscheinlich jeden Tag etwas anderes spüren, aber sie suchen nur jemanden, den sie fertig machen können, damit sie selbst sich besser fühlen. Glaub ihnen bitte nicht. Sie dürfen dich nicht zerstören, ich brauche dich.", versichere ich ihr und drücke sie fest an mich. Als wir uns von einander lösen, hat sie Tränen in den Augen. Weil sie nichts sagt, ergreife ich das Wort. "Sehen wir uns heute Abend bei der Show?", frage ich sie. Enttäuscht schaut sie auf den Boden und schüttelt den Kopf. "Ich habe keine Karten.", murmelt sie. Mein Blick fällt auf Simon und ich zeige ihm, dass er mir die Backstage-Pässe geben soll, die eigentlich für seine Familie gedacht waren. Lächelnd hänge ich Mia die Pässe um und lege ihr die Hand unter ihr Kinn, damit sie mich anschaut. "Wir sehen uns heute Abend. Ich zähle auf dich." Schnell gebe ich ihr einen Kuss auf die Wange und verlasse den Laden. "Du hast da drinnen eben ein Leben gerettet, ich hoffe das weißt du.", meint Niall. "Lass gut sein, Nialler." Das Lächeln, das sich auf Mia's Gesicht ausgebreitet hat, lässt ein Gefühl in mir aufkeimen, das mich einfach unglaublich glücklich macht.
DU LIEST GERADE
"To infinity and beyond."
FanficMiranda weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Doch alles, was ihr Sorgen macht, ist ihr bester Freund Liam. Was wohl aus ihm wird, wenn sie nicht mehr da ist? Wird er sein Leben irgendwann weiterleben? Diese Frage ist ihr zu ungewiss, deshalb...