Drei Tage später...
"Liam?", die sanfte Stimme meines Vaters holt mich aus meiner Trance. "Möchtest du etwas essen? Mum hat deine Lieblingskekse gebacken." Die Erfahrung aus den letzten Tagen hat mir gezeigt, dass er geht, wenn ich ihn ignoriere. Ich möchte einfach nur allein sein, allein mit den Erinnerungen. "Hör zu Liam," mein Vater nahm mich in den Arm. "es war besser für sie. Sie muss nicht mehr leiden, mein Junge." Eine Träne kullert meine Wange runter. "Sie ist immer noch hier bei dir und sie wird es immer sein. Da drin." Er nimmt meine Hand und legt sie auf mein Herz. Als ich weiter nur vor mich hinstarre, küsst mein Vater kurz meine Stirn und schließt dann die Tür hinter sich. Endlich allein. Wieso erwischt es immer die falschen? Wieso lieben wir Menschen überhaupt, wenn sie uns wieder genommen werden? Mit einem Mal überkommt mich eine unglaubliche Wut. Ich bin wütend auf die Ärzte, auf Miranda, auf diese ganze scheiss Welt, aber vor allem bin ich wütend auf mich selbst. Ich, Liam James Payne, war im fucking Tonstudio, um am neuen Album zu schreiben, als meine beste Freundin starb. Ich hätte an ihrem Bett sitzen und ihre Hand halten müssen. Ich hätte ihr sagen müssen, dass alles gut wird und wir uns irgendwo da oben treffen. Da oben...wo ist das überhaupt? Es klingt so verdammt nah, als könnte ich jetzt einfach aufs Hausdach klettern, die Arme ausstrecken und sie in den Arm nehmen. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Ich werde sie nie wieder in den Arm nehmen können, ihr sagen können, wie sehr ich sie liebe oder einfach neben ihr liegen und schweigen können. Sie ist...war diese eine Person für mich, die man nur einmal im Leben findet. Die Person, mit der sogar nichts tun Spaß macht. Ich schlucke meine Tränen runter, setze mich an meinen Schreibtisch und beginne zu schreiben. All das, was mich beschäftigt, was im Moment in meinem Kopf ist, schreibe ich auf. Tränen, die ich nicht mehr zurückhalten kann, fallen aufs Papier und hinterlassen dort dicke, blaue Tintenwolken.
Als es an meiner Tür klopft, lege ich den Stift zur Seite. "Ja?", meine Stimme ist rau vom Weinen. Zögernd öffnet meine Mum die Tür. "Ich hab dir Kekse mitgebracht, mein Schatz.", sagt sie zögernd. "Danke, Mama." Ich nehme die Kekse entgegen und stelle sie auf meinen Schreibtisch. "Was machst du?", fragt meine Mutter. "Ich hab n bisschen geschrieben...aber...es ist nicht besonders gut geworden.", antworte ich. "S-Singst du es mir vor?" Ihre Stimme ist leise, als hätte sie Angst vor der Antwort. Zögernd nicke ich. "Setz dich." Auf ihrem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, als sie sich auf mein Bett setzt. Auch ich fühle mich besser als noch vor ein paar Stunden. Wie immer hat mir das schreiben gut getan. Vorsichtig greife ich nach meiner Gitarre, die ich vorhin zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder benutzt habe und beginne leise zu singen.
Once in a lifetime
It's just right
We made no mistakes
Not even a landslide
Or riptide
Could take it all awaySomehow
It feels like nothing has changed
Right now
My heart is beating the same
Out loud
Someone's calling my nameAnd it sounds like you
When I close my eyes
All the stars align
And you are by my side
You are by my sideOnce in a lifetime
It's just right
And we are always safe
Not even the bad guys
In the dark night
Could take it all awaySomehow
It feels like nothing has changed
Right now
My heart is beating the same
Out loud
Someone's calling my nameAnd it sounds like you
When I close my eyes
All the stars align
And you are by my side
You are by my sideYou are by my side
You are by my sideOnce in a lifetime
You were mineIch habe gar nich bemerkt, wann ich angefangen habe zu weinen, aber als ich aufhöre zu spielen, sind meine Wangen nass. Auch meine Mutter hat Tränen in den Augen. "Oh Liam...das war wunderschön.", flüstert sie und steht auf. Für einen Moment zögert sie, ob sie mich in den Arm nehmen soll. Ich nehme ihr diese Entscheidung ab und ziehe sie in meine Arme. Sie drückt mich fest und küsst meine Stirn. "Es wird alles gut, mein Schatz, versprochen.", murmelt sie und ich nicke stumm. Ja, vielleicht wird alles gut, aber nichts mehr wird wie früher sein. "Ich lasse dich mal wieder alleine.", unterbricht meine Mutter meine Gedanken und verschwindet aus meinem Zimmer. Vielleicht war jetzt grade im Moment die Welt ein bisschen heller als noch vor ein paar Stunden, aber ich weiß genau: Mit der Nacht kommt die Dunkelheit. Ich zupfe noch eine Weile auf meiner Gitarre rum, bis schließlich mein Handy mit einem Piepen einen Skype-Anruf ankündigte. Seufzend wischte ich auf dem Bildschirm rum und schon erschienen die Gesichter der Jungs. "Hey, Liam.", begrüßen Sie mich im Chor. "Hey, Jungs. Alles klar?" "Das sollten wir wohl eher dich fragen.", meint Louis. "Ich bin okay.", lüge ich. Die Jungs nickten. "Und was machst du so den ganzen Tag?", fragt Zayn. "Oh, ich hab n Song geschrieben, helfe meinen Eltern in der Küche, schaue mit Dad Fußball, gehe einkaufen." Ich hasse es, sie anzulügen, denn eigentlich stimmt nur die Sache mit dem Song, aber ich will nicht, dass die Jungs sich Sorgen um mich machen. "Das klingt doch-", fängt Harry an, wird jedoch sofort von Niall unterbrochen: "Hast du Song gesagt?" "Ja...aber er ist nicht gut geworden." "Lass das bitte die Profis beurteilen, Payne.", teilt Harry mir mit. Ich seufze und trage auch ihnen den Song vor. Diesmal schaffe ich es sogar, die Tränen zurückzuhalten. Als ich fertig bin, schaue ich in die Kamera. Die Jungs klatschen und rufen alle irgendetwas durcheinander. "Der muss aufs Album!", fasst Zayn zusammen. "Hm, vielleicht.", murmele ich. "Nein, wirklich Liam. Der ist gut!", bestärkt Louis Zayn. "Okay." Ich zwinge mich zu einem Lächeln. "Ist er für sie?", fragt Zayn und die Jungs halten ihm den Mund zu. Ich schlucke kurz, lächle dann aber wieder. "Ja, ist er.", antworte ich. Niall setzt an, um etwas zu sagen, doch ich bin schneller. "Jungs ich muss aufhören, Mum ruft mich.", versuche ich, einem weiteren Gespräch zu entkommen. "O-Okay.", murmelt Niall. Nach der Reihe verabschieden sich die Jungs und ich bin wieder allein. Allein mit den Erinnerungen. Seufzend lasse ich mich aufs Bett fallen und scrolle durch Twitter, um mich ein wenig abzulenken. Es ist noch früh, als ich mich ausziehe und ins Bett gehe.
Ich schlafe extrem unruhig und sehe Miranda vor mir. Sie streckt die Arme nach mir aus und flüstert immer wieder: "Jetzt bist du allein." Wie aus dem Nichts taucht plötzlich der Schulflur meiner ehemaligen Highschool auf. Links und rechts stehen Leute. Ich schaue genauer hin. Es sind nicht irgendwelche Leute, es sind all meine Mitschüler. Sie lachen. Aber worüber? Über mich. Am Ende des Flurs steht ein Mädchen mit dunklen Haaren. Sie lächelt mich an und breitet die Arme aus. Schnell laufe ich auf die zu, doch bevor ich sie erreiche, läuft sie weg und ich knalle mit voller Wucht auf den Boden. Da kommt wieder diese Stimme. "Jetzt bist du ganz allein."
Panisch schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Ich hatte Recht gehabt. Mit der Nacht kam die Dunkelheit und mit der Dunkelheit all die Erinnerungen und Ängste.
DU LIEST GERADE
"To infinity and beyond."
FanfictionMiranda weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Doch alles, was ihr Sorgen macht, ist ihr bester Freund Liam. Was wohl aus ihm wird, wenn sie nicht mehr da ist? Wird er sein Leben irgendwann weiterleben? Diese Frage ist ihr zu ungewiss, deshalb...