"Alles klar, Emily?", fragt Lou mich, als ich den Raum betrete. "J-Ja...danke, ich bin einfach nur ein wenig müde.", antworte ich schnell. Mia sieht mich besorgt an, doch ich signalisiere ihr schnell mit einem Lächeln, dass alles okay ist. "Hast du die Toiletten gefunden?", fragt Zayn mich. "Ja, nachdem ich Lou gefragt habe schon." Seine Miene verdunkelt sich kurz. "Sie hat noch was ganz anderes gefunden." Harry kommt in den Raum gestürmt. "Und was?", hakt Louis interessiert nach. "Liam's Zunge.", prustet Harry los, worauf er sofort eine Ohrfeige von Liam kassiert, der soeben den Raum betreten hat. Ich werde knallrot und Liam kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. "Gehen wir gleich zusammen essen?", fragt er mich. "Essen klingt gut.", ruft Niall. "Ich wollte eigentlich-", fängt Liam an, doch er wird von den Jubelrufen der anderen unterbrochen. Liam seufzt. "Okay, in einer Viertelstunde ist Abfahrt." Ich spüre Liam's Hand um meiner Hüfte und drücke ihn leicht weg, doch er macht keine Anstalten, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. "Gehen wir vor?", flüstert er in mein Ohr. Ich schüttele den Kopf und gehe zu Lou.
Eine Stunde sitzen wir jetzt schon in diesem Restaurant. Neben mir sitzt Mia und gegenüber von mir hat Liam Platz genommen. Mein Blick wandert zu Harry, der mich schon den ganzen Abend angrinst. Ich lächle kurz zurück, bevor ich einen Schluck von meinem Sekt nehme. Liam schaut Harry böse an und ich weiß genau, dass er denkt ich schaue nicht hin, als er Harry einen Tritt gegens Schienbein gibt. Harry lässt sich davon nicht beirren und schaut mich gierig an. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und ich muss zugeben, dass das wirklich gut aussieht. In dem Moment steht Liam auf und schlägt Harry mitten ins Gesicht. "Liam!", kreischt Lou. Als er wieder ausholen will, ziehen Niall und Zayn ihn von Harry weg, der das Gesicht vor Schmerz verzogen hat. "Spinnst du?", zischt er und verschwindet mit Louis auf dem Klo, um sein Auge zu kühlen. Ich stehe auf und Liam schaut mich an. "Emi...", fängt er an. "Ich brauche kurz frische Luft.", verabschiede ich mich vom Tisch und gehe nach draußen. Vor der Tür zünde ich mir eine Zigarette an. Eigentlich habe ich vor einem halben Jahr mit dem Rauchen aufgehört, aber dieser Mann treibt mich mit seinem Verhalten noch in den Wahnsinn. Ich schließe die Augen und ziehe den Rauch in meine Lungen. Sofort entspanne ich mich. "Du rauchst? Wusste ich ja gar nicht." Aaaaargh! Am liebsten würde ich ihn erwürgen. "Kannst du mich nicht mal für zehn Minuten in Ruhe lassen?!", fahre ich ihn an. "Emi bitte ich wollte das nicht...", versucht er sein Handeln zu rechtfertigen. "Achja?! Liam weißt du was? Das ist der Grund warum das mit uns nie was ernstes werden kann. Du verlangst von mir, dass ich dir verzeihe, dass du mit einer anderen geschlafen hast, obwohl du mir davor gesagt hast, dass ich die letzte für dich bin, aber du rastest sofort aus, wenn ich einen anderen Mann auch nur anlächle.", brülle ich ihn an. "Emi...das hat sich eben angestaut...", fährt er fort. "Nein Liam!" "Es eben im Moment nicht einfach für mich.", murmelt er. "Du kannst deine Probleme aber verdammt nochmal nicht mit Gewalt lösen! Meine Schwester hat es auch nicht einfach. Und? Schlägt sie deshalb um sich? Nein!" Er schaut mich ernst an. "Vielleicht richtet sie keine Gewalt gegen andere, aber sie verletzt sich selber, Emily. Das ist ihre Art, damit umzugehen." Auch mir ist es nicht entgangen, dass meine Schwester sich ritzt, aber dass jemand anderes mir diese Tatsache einfach so ins Gesicht wirft, trifft mich wie ein Schlag. Ich rutsche an der Wand runter und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. "Ich weiß es doch, Liam. Ich weiß, dass sie Hilfe braucht. Hilfe, die ich ihr nicht geben kann.", schluchze ich erstickt. Liam lässt sich neben mich sinken. Behutsam legt er eine Hand auf meine Schulter und streichelt beruhigend meinen Rücken. "Shhhhh...du bist nicht Schuld daran, Emily.", redet er auf mich ein. "I-Ich weiß...aber ich hasse es, dabei zuzusehen, wie sie sich fast umbringt. Ich will ihr einfach nur helfen, all die Probleme lösen, die sie hat.", erzähle ich ihm. "Es gibt einfach Sachen, die man alleine lösen muss. Ich denke sie weiß, dass sie zu dir kommen kann, wenn sie Hilfe will." Ich schniefe. "Sie erzählt mir ja nicht mal, warum sie es tut." Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, trotzdem hört Liam alles. "Sie braucht Zeit...ich meine, du bist ihre Schwester, wem sollte sie es sonst erzählen?", beruhigt er mich. Ich drücke ihn ein Stück von mir weg. "Sie hat es dir etwa 200 mal per Twitter geschrieben.", antworte ich distanziert. Sofort holt Liam sein Handy raus. "Wie heißt sie?" "Liamsmia.", murmele ich. Er braucht eine Weile, bis er den Chat findet. "Möchtest du es lesen?" Er hält mir sein Handy hin. Zitternd nehme ich es und lese die Nachricht. "Wozu liebt man bitte, wenn einen die wichtigsten Menschen eh verlassen? Alle gehen, Liam. Ich bin bald ganz alleine. Bald habe ich nur noch dich. Ich fühle mich einfach so verdammt scheiße. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich bin tot. Doch ich wache jeden verdammten Morgen in meinem Bett auf, damit der ganze Scheiß von vorne beginnt. Aufstehen, zur Schule gehen, nach Hause kommen, essen, Hausaufgaben machen und so tun, als würde ich meine Mutter nicht hören, wie sie meinem Vater sagt, dass es immer schlechter um Annie steht, dass sie kaum noch isst und wahrscheinlich bald sterben wird. Mein Gott, es tut schon gar nicht mehr weh, weil alles taub ist. Ich muss spüren, dass ich lebe, damit ich nicht vergesse zu atmen." Zitternd gebe ich Liam sein Handy zurück, unfähig, etwas zu sagen. Auch Liam scheint es schwer zu fallen, die richtigen Worte zu finden. Er zieht seine Jacke aus und legt sie mir um die Schultern. Dann zieht er mich in seine Arme. Ich werde von Schluchzern geschüttelt und er streichelt sanft meinen Rücken. "Wer ist Annie?", flüstert er ganz vorsichtig, um keine eventuellen Wunden aufzureißen. "Unsere....Großtante. Sie hat Krebs und wohl kaum eine Chance. Vor ein paar Tagen haben meine Eltern es ihr gesagt. Mia hat Annie noch kein einziges Mal im Krankenhaus besucht, seit es ihr so schlecht geht.", krächze ich. Er schweigt und drückt mich noch fester an sich. Nach einer Weile spüre ich, wie meine Schultern nass werden. Weint Liam etwa? Einen Moment später drückt er seine Lippen sanft auf meine und ich scheine nicht die Einzige zu sein, die diesen Kuss so sehr braucht. Als er sich von mir löst, schimmern auf seinem Gesicht im Mondlicht tatsächlich Tränen. "Wie groß ist die Chance, dass sie es schafft?", murmelt Liam. "Es ist so gut wie unmöglich, dass sie die Krankheit überlebt, Liam." "Wie groß, habe ich gefragt." "50%.", hauche ich kraftlos. "50% sind 50%. Sie wird es schaffen, Emily." "Liam, das ist nich-" Er nimmt meine Hand in seine. "Sie muss, okay? Es reicht, wenn es für Miranda zu spät war. Annie wird leben, ich verspreche es dir." "Versprich nichts, was du nicht halten kannst." Ich ziehe meine Hand aus seiner und stehe auf. "Komm, die anderen warten sicher schon." Ich wische mir die Tränen weg und gehe zurück zu unserem Tisch.

DU LIEST GERADE
"To infinity and beyond."
FanfictionMiranda weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Doch alles, was ihr Sorgen macht, ist ihr bester Freund Liam. Was wohl aus ihm wird, wenn sie nicht mehr da ist? Wird er sein Leben irgendwann weiterleben? Diese Frage ist ihr zu ungewiss, deshalb...