Kapitel 12 ✔

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Wir gingen durch die Kölner Innenstadt und hielten ab und zu an um Fotos mit unseren Fans zu machen. Ich spielte den glücklichen Ardy, wie sie mich aus meinen Videos kannten. Jedoch sah es in mir anders aus. Ich fühlte mich eigentlich nur noch unwohl und ängstlich. Unwohl weil ich meinen Fans was vormachte und sie belog. Ängstlich weil ich Angst habe dass sie hinter mein Geheimnis kommen könnten. Wenn sie das würden,dann würde Taddl es zu 100 % auch wissen. Und genau das würde ich nicht vekraften. Diese Mitleidsblicke und Fürsorge,welche ich hasste. Ich brauchte kein Mitleid. Ich brauchte Taddl. Nur Taddl.

Ich fand den Tag sehr angenehm, auch wenn mir persönlich zu viele Menschen auf einem Fleck waren. Wir kauften eigentlich fast nichts, da wir das Geld für L.A sparen wollten. Ich fand die Sachen dort mega cool, auch wenn sie etwas speziell sind.

„Sarah kommt heute wieder, wir sprechen uns wegen der Sache aus." meinte mein bester Freund und versetzte mir damit einen Stich ins Herz.

Ich nickte nur, unfähig was zu sagen. Wie war das? Der Tag war ganz toll? Jetzt ist er im Eimer. Ich wusste, dass sich die beiden irgendwann mal aussprechen würden, jedoch dachte ich dass er dann auch mit ihr Schluss macht da er sich in mich verliebt hat. Jedoch war das nur eine dumme Vorstellung, welche ich mir ziemlich tief erhoffte.

Ich erhoffte mir auch jemals eine Beziehung mit ihm zuhaben, was ich aber jedoch gleich verwerfen könnte. Es würde sowieso nicht's bringen, wenn ich mir jeden Tag noch mehr sinnlose Hoffnungen machen würde.

Taddl und ich werden niemals zusammen sein.

Ich werde irgendwann jemanden anderes lieben.

ich werde Taddl's Beziehungen akzeptieren.

Ich werde mich nicht mehr selbst verletzen.

Ich werde mir diese Lügen niemals selber glauben können.

Mein Arm kribbelte, ich spürte das Verlangen. Das verlangen des Metall's an meiner Haut. Das Verlangen welches mir Schmerzen hinzufügte, um von dem anderem abzulenken. Das Verlangen alles zu vergessen.

Die Klinge.

Der Weg nach Hause kam mir viel länger vor als sonst immer. Ich konzentrierte mich auf Taddl, um nicht mehr an die Klinge denken zu müssen. Mir wurde bewusst dass ich so gut wie nicht mehr ohne sie leben kann, bzw glücklich sein kann. Ich brauchte sie so sehr wie andere Menschen die Freiheit. Oder das Glücklichsein. Ich brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Ich brauchte sie um mich frei zu fühlen. Um mich lebendig zu fühlen. Um glücklich zu sein. Um mich zu versichern dass ich innerlich nicht schon längst gestorben bin.

Wir unterhielten uns über irgendwas,j edoch war meine Sicht so vernebelt, dass ich einfach nur diese simplen Antworten parat hatte.Ich nickte, sprach jedoch manchmal ein Ja, Nein oder Seh ich genauso.

Ihm schien es nicht aufzufallen. Ich wusste nicht ob ich mich deswegen gut fühlen sollte oder schlecht, weil Taddl es nicht bemerkte was für ein Sturm in meinem Innerem tobte. Jedoch waren wir dann irgendwann zuhause angekommen, sodass ich ohne ein Wort zu sagen in meinem Zimmer verschwand, die Tür verriegelte und mich auf mein Bett sinken ließ um durchzuatmen. Das Verlangen wurde nicht weniger, im Gegenteil. Es wurde immer größer. Ich setzte mich schnell auf und sprang beinahe vom Bett um in meinem Schrank nach dem Erlöser zusuchen. Aber zuerst schaute ich mich nach Pflastern und Verband um, sowie Taschentücher, welches ich auch fand. Ich hab es heute in der Stadt gekauft, mit der Ausrede dass wir keines mehr in unserem Verbandskasten hätten. Er glaubte mir natürlich.

Ich legte mir jetzt schonmal alles zusammen auf meinen Schreibtisch um später nicht wühlen zu müssen. Die Klinge nahm ich und setzte mich auf den Boden vor meinem Bett. Ich setzte sie an und zog durch.

1 Mal...

2 Mal...

3 Mal...

4 Mal...

Als das Blut anfing runter zutropfen nahm ich mir das Taschentuch und hielt es erstmal etwas drauf um die Blutung zu verringern. Danach nahm ich mir das Pflaster klebte es drauf. Noch den Verband umwickeln und fertig.

Scars / TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt