Schokolade

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Die Sonne scheint warm durch die geschlossenen Fenster hindurch und bringt ein natürliches Licht in den Raum. Draußen hört man das Zwitschern der Vögel und Menschen die sich miteinander über die irrelevantesten Themen unterhalten. Im Haus sitzen drei der vierköpfigen Familie am Frühstückstisch, mit ihnen ein sehr guter, dunkelhaariger, Freund. Alle lachen miteinander während die Frau die letzten Pancakes auf dem Tisch serviert. Das noch etwas verschlafene Teenager Mädchen schleicht in die Küche herein und setzt sofort ein Lächeln auf, als sie den besten Freund ihres Vaters sieht. Sofort stürmt sie auf ihn zu und fällt mit ihm in eine Umarmung, lachend erwidert der Mann diese.

,,Was machst du hier?", fragt die braunhaarige Claire ihren Gegenüber strahlend.

,,Eigentlich wollte ich dich abholen und etwas mit dir unternehmen", er deutet auf den Ausgang der Küche und tut amüsiert, ,,Ich kann aber auch wieder gehen, wenn du willst."

Er macht den ersten Schritt Richtung Tür, schon packt ihn Claire am Arm und hindert ihn somit an einem weiteren Schritt.

Lächelnd gleichzeitig mit aufgerissenen Augen sieht sie ihn aber:,,Nein! Ich müsste mich aber erst fertig machen und dann noch etwas frühstücken und-"

,,Hol Luft Claire."

Er blickt das Mädchen belustigt an und senkt seine Hände, als Zeichen dafür sie solle sich beruhigen.

,,Lass dir Zeit, ich warte solange hier unten, dein Dad leistet mir sicher Gesellschaft."

,,Ok", nickt sie hektisch und über beide Ohren strahlend und rennt schon weg, wird von ihren Eltern gleichzeitig zurückgerufen, indem sie ihren Name sagen.

,,Frühstücke erstmal etwas", lächelt ihre Mutter und zeigt auf den großzügig gedeckten Tisch.

Ohne Widersprüche setzt sich Claire neben ihren Bruder und schnappt sich einen Pancake, diesen verschlingt sie sofort. Während sie noch am kauen ist, sprintet sie nach oben in ihr Zimmer, zieht sich in Rekordzeit um und geht genauso schnell ihrer Morgenroutine nach.

,,Wir können, Shane!"

Claire steht grinsend im Türrahmen der Küche und fixiert den Mann, der sich bis eben mit ihrem Vater unterhielt. Die 4 Augenpaare liegen jetzt auf ihr und sehen sie amüsiert über ihre Aufregung an, alle wissen sie wie sehr ihr Shane am Herzen liegt, wie ein großer Bruder ist der beste Freund ihres Vaters für sie.

,,Ich will auch mit", schmollt ihr kleiner Bruder John.

,,Beim nächsten Mal großer Mann", Shane strubbelt dem 6-jährigen über den Kopf, seine Haare sind leicht verwuschelt.

Zufrieden über die Antwort lächelt der kleine und beißt ein Stück seines Pancakes ab.

,,Lass uns los."

Startklar verabschieden die zwei sich von der Familie und verschwinden aus der Küche, kurz darauf ist die zufallende Haustür zuhören.
_____

Ich öffne die unterste der Schubladen und krame, suchend nach irgendetwas nützlichem, darin herum. Diesen Vorgang wiederhole ich auch bei 2 weiteren. In der obersten finde ich einen Bruni Olympic 6. Ich nehme den kleinen Revolver langsam heraus und sehe nach, ob er noch Munition hat. Nachdem sich das bestätigt hat, sichere ich ihn und stecke ihn einfach in meinen Stiefel. Ich gehe um den dunklen großen Schreibtisch rum, auf dem ein umgeworfener Becher, in welchem einmal Stifte waren, jetzt aber quer auf dem Tisch verteilt liegen, liegt und schaue mich noch ein wenig in dem vermutlichen Büro um. Die in einem schlichtem weiß gehaltenen Wände sind mit Nussbraunen Regalen geschmückt, in diesen befinden sich Bücher, Ordner oder einfach nur Bilderrahmen. Natürlich ziehen letztere meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich steuere auf das Regal direkt neben der Tür zu. Vorsichtig hebe ich den hochkantigen Holzrahmen in beide Hände und sehe mir das Bild an. Es ist eigentlich nichts besonderes darauf zu erkennen, nur ein Mann und eine Frau, sie küssen sich. Während der Mann einen schwarzen Anzug trägt, ziert den schmalen Körper der Frau ein weißes pompöses Kleid. Ich stelle es auf seinen ursprünglichen Platz zurück und schaue mir auch die folgenden Bilder an, wobei ich meine Hand auf das Regalbrett lege und mit meinen Schritten meine Hand auf dem Brett entlang gleiten lasse. Wieder sieht man das Ehepaar bei ihrer Hochzeit, entweder sind nur sie auf den Bildern zu sehen oder ein kleines blondes Mädchen, schätzungsweise 6 oder 7 Jahre, ist mit ihnen darauf. Normalerweise ist daran wirklich nichts besonderes, aber man fühlt mit den Menschen mit. Diese Menschen waren einmal glücklich, hatten wahrscheinlich keine großen Sorgen und nun? Was ist wohl jetzt mit ihnen? Wahrscheinlich sind sie tot, oder sie leben noch werden aber nie wieder in ihrem Leben Glück oder Freude verspüren. Die einzige Freude die man noch hat ist die, wenn man einen weiteren Tag überlebt hat. Dann hat man einen Grund sich zu freuen, oder auch nicht. Ich drehe mich seufzend vom Regal weg und schaue durch den Raum, lasse meine Hand aber noch auf dem Regal ruhen. Etwas vor dem Schreibtisch blitzt ab und zu auf. Mit zusammengezogenen Augenbrauen steuere ich auf es zu und stemme ein Knie auf den Boden, das andere lasse ich in einem mehr oder weniger 90grad-Winkel. Ich hebe so vorsichtig wie möglich den zersplitterten Rahmen auf. Ein zersprengter Glasrahmen, welcher einen großen Riss über das Bild zieht, liegt in meinen Händen. Ich neige meinen Kopf etwas zur Seite und betrachte das Bild. Das Mädchen und die Frau, welche auf den Bildern zu sehen waren, sind mit einem schwarzen Kreuz durchgestrichen. Man erkennt trotzdem noch genau ihre Gesichter. Unter den Kreuzen stehen ebenfalls in schwarz, Worte geschrieben. Ich versuche die bereits verblassten Buchstaben zu entziffern.

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