Der Tag

319 28 5
                                    

Eve schreckte mit einem seltsamen Gefühl auf. Irgendetwas stimmte nicht. Natürlich, ihr Handywecker. Sie hatte vergessen ihn einzustellen. Ohne die Uhrzeit wirklich wissen zu wollen, schielte sie auf ihr Handy. Es war 20 vor sieben. Was für ein Glück. Normalerweise stand Eve sogar erst um sieben auf. Erleichtert ließ sie sich zurück ins Bett fallen.

Eine pinke Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Moment...pink! Nein. Ihre Haare waren dunkelbraun und der Active Smoke hatte doch nicht gewirkt! Vollkommen wach sprang sie aus dem Bett und rannte ins Bad. Doch der Spiegel zeigte, was Eve bereits befürchtet hatte. Ihre Haare waren vom Ansatz bis zu den Haarspitzen pink. Das konnte doch nicht wahr sein!

Eve fuhr sich ein paar Mal mit den Händen durch die Haare. Seltsam, sie fühlten sich genauso an wie immer. Und doch sahen sie vollkommen anders aus. Wie sollte sie das ihrer Mutter nur beibringen? Die war vollkommen gegen dieses Zeug! Konnte sie es vielleicht irgendwie Rückgängig machen? Ruhig bleiben. Ganz ruhig, sagte sie sich. Erst einmal vernünftig darüber nachdenken. Es wäre wohl am besten erst einmal mit Kathy zu reden, bevor sie irgendetwas Unüberlegtes tat.

Also packte Eve ihre Schulsachen, machte sich im Bad fertig und versteckte ihre pinken Haare unter einer Mütze.

Dann wollte sie sich schnellstmöglich aus dem Haus schleichen, doch ihre Mutter hielt sie auf: „Eve, du hast dein Frühstück vergessen." Sie sagte es in diesem überfreundlichen und gut gelaunten Ton, den nur Mütter so früh am Morgen haben konnten.

„Oh, Dankeschön, bis nachher" rief Eve zur Verabschiedung, nahm ihre Frühstücksbox und schloss schnell die Tür hinter sich, damit ihre Mutter nicht noch irgendwelche unangenehmen Fragen stellen konnte.

Eve war unglaublich erleichtert, als sie endlich Kathy an ihrem Treffpunkt sah. Die beiden umarmten sich zur Begrüßung.

„Kathy, ich habe da ein kleines Problem", sagte Eve und zog dann langsam ihre Mütze vom Kopf. Eve hätte es zwar nicht erwartet, doch Kathy brach in Gelächter aus. Was für eine tolle Freundin sie doch hatte.

„So schlecht sieht es gar nicht aus", scherzte Kathy weiter, „wirklich".

Eve warf ihrer Freundin einen verzweifelten Blick zu.

„Was soll ich meiner Mum sagen?" Eve hoffte so sehr, dass Kathy eine Idee hatte. Sie hatte immer eine Idee.

„Sag ihr sie sind gefärbt und dann sehen wir weiter", sagte sie ohne lange zu zögern.

„Du bist wirklich die beste", bedankte sich Eve erleichtert. Warum war sie nicht selber darauf gekommen?

Fröhlich redend setzten die zwei ihren Weg fort.

Nach ewigem hin und her zog Eve ihre Mütze im Geschichtsunterricht schließlich aus, auch wenn das die Blicke ihrer Mitschüler anzog. Sie versuchte sie möglichst zu ignorieren. Wahrscheinlich würde sie heute sowieso das Gesprächsthema des Tages sein.

Also versuchte sie einfach dem Unterricht zu folgen. Es ging um den zweiten Weltkrieg. Eve konnte sich diese Zeit damals kaum vorstellen. Jedes europäische Land hatte dort eine andere Sprache. Überall waren Grenzen. Inzwischen sprach man in Europa europäisch und Grenzen gab es nur noch zwischen Kontinenten. Die Umstellung muss hart gewesen sein, aber sie lohnte sich für Europa. Inzwischen war es ein großes Land mit vielen Rohstoffen, einer guten Wirtschaft und fortgeschrittener Wissenschaft. Zumindest sagten sie das in der Schule.

Der furchtbar laute Ton einer Sirene ließ Eve und auch den Rest der Klasse aufschrecken. Irritiert sah sie zu Kathy und dann zu Ann rüber. Keiner schien so richtig zu wissen was los war. Auch der Lehrer, Herr Deetz, war kurzzeitig wie erstarrt.

Radioactive *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt