1006 Tage danach

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„Können Sie mir sagen, wie sie heißen?"

Der Mann schüttelte den Kopf. Er starrte auf den Boden. War vollkommen abwesend.

„Wie geht es Ihnen jetzt? Sie haben alles überlebt. Sie haben viele Menschen gerettet, wie wir gehört haben. Für manche Leute waren sie ein Held", hakte der Befrager nach.

Der Mann drehte seinen Kopf weg: „ Ich bin kein Held. Ohne sie hätte ich das niemals geschafft. Ich hätte weder überlebt noch anderen geholfen. Man sollte ihr danken, nicht mir. Ich habe immer nur versagt mit allem, was ich getan habe"

„Von wem sprechen sie? Ohne wen hätten sie es niemals geschafft? Reden Sie etwa von einer Frau?"

„Ich sage ihren Namen nicht. Man sagt den Namen seines Partners nicht. Das bringt Unglück."

„Also, um das richtig zu verstehen, wie hat diese Frau Ihnen denn geholfen? Was hat Sie so besonders gemacht?"

Der Mann lacht kurz auf. Es war kein fröhliches Lachen, eher ein hysterisches.

„Was sie so besonders gemacht hat? Alles. Alles an ihr war besonders. Sie war schlau, ohne jemals so zu tun als wäre sie überlegen. Sie wusste in jeder Situation, was zu tun war. Sie war eine Macherin, während ich immer nur nachgedacht habe. Manchmal hat sie so getan, als wäre sie hart und gefühllos, doch das alles hat sie mitgenommen. Sie wollte immer für die anderen stark bleiben. Niemand hat das bemerkt oder gewürdigt, aber das war ihr egal. Sie wollte einfach nur, dass wir alle überleben. Sie wollte keinen Ruhm oder einen Lohn, einfach nur leben..."

„Und wo ist sie jetzt? Wenn das alles stimmt, was sie erzählen, müssen wir sie auch befragen."

Die Augen des Mannes wurden glasig: „Sie ist weg..."

„Weg, was meinen Sie mit weg? Etwa tot?"

Seine Faust prallte hart auf den Tisch. Das halbvolle Wasserglas vor ihm kippte klirrend um und entleerte seinen Inhalt. Er saß schnaufend da. Gut, dass er gefesselt wurde. Mit beiden Füßen an den Stuhl, so konnte er nicht abhauen und niemanden verletzen.

„Reißen Sie sich gefälligst zusammen. Sie sind jetzt kein Wilder mehr. Also, beantworten Sie endlich meine Fragen!" der Befrager wurde zunehmend ungeduldig.

„Ich werde nicht über diese Frau reden. Weder mit Ihnen, noch mit sonst jemandem. Sie waren nicht dabei, also können Sie es auch nicht verstehen", murmelte er wieder mit gesenkten Kopf. Seine Augen waren geschlossen. Er versuchte sich selber zu beruhigen.

„Gut, dann kommen wir eben zurück zu Ihnen", der Befrager schob dem Mann eine Akte rüber, „über Sie sind nämlich nicht nur gute Sachen bekannt. Wir hörten von vielen Tötungsdelikten."

„Und?" der Mann sah auf.

„Was können Sie dazu sagen? Gibt es eine Rechtfertigung?"

„Wollen Sie mich komplett verarschen?" wieder schlug er auf den Tisch, dieses Mal mit beiden Händen. Doch es blieb nicht ohne Konsequenzen. Sofort fuhr ein kurzer Stromschlag durch seinen Körper. Seine Muskeln spannten sich kurz an, ein durch den Schmerz verursachtes Zucken.

„Wir können auch ganz anders. Wir brauchen Informationen von Ihnen und wir wissen, dass Sie diese Informationen haben. Wenn Sie weiterhin nicht mit uns kooperieren, kann ich nichts mehr garantieren."

„Was wollen Sie denn überhaupt?" der Mann hatte sich wieder halbwegs von dem Schock erholt.

„Ich will alles wissen. Damit die Schuldigen ihre gerechte Strafe bekommen"


Radioactive *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt